Fast wie im Märchen

Von SPOX
Dortmunds Troika: Trainer Klopp, Sportdirektor Zorc und Geschäftsführer Watzke (v.l.)
© Getty
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Die Zahlen:

Vor wenigen Tagen durfte Hans-Joachim Watzke die wohl erfreulichste Jahreshauptversammlung seiner Karriere moderiert haben. Dortmunds Boss offenbarte den 1296 Mitgliedern in der Westfalenhalle geradezu paradiesische Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr.

Der BVB erzielte demnach einen Rekordumsatz von 215,2 Millionen Euro und einen Netto-Gewinn von 34,3 Millionen Euro per Stichtag 30. Juni 2012. Das entspricht einem Top-Ten-Platz im europäischen Vergleich. Im Vergleich zum Vorjahr (151,5 Millionen Euro) stieg der Umsatz damit um satte 42,1 Prozent, der Bilanzgewinn um sagenhafte rund 1100 Prozent.

Damit pulverisierte Dortmund den bisherigen Rekordgewinn in der Bundesliga der Bayern aus dem Jahr 2006/07 geradezu. Die Bayern konnten damals einen Reingewinn von 18,9 Millionen Euro ausweisen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr erzielten die Bayern einen Gewinn nach Steuern von 11,1 Millionen Euro.

Mit 373,4 Millionen Euro Umsatz bewegt sich der FCB aber noch in ganz anderen Sphären als Dortmund. Trotzdem: Als Watzke 2005 seine Arbeit aufnahm, machte der BVB einen Umsatz von 79 Millionen Euro und einen Bilanzverlust von 1,77 Millionen Euro.

Zum ersten Mal seit dem Börsengang im Jahr 2000 wird die Borussia Dortmund GmbH KGaA ihren Aktionären eine Dividende zahlen. Unter Watzke, der in der Konsolidierungszeit nach dem Beinahe-Crash im Februar 2005 zum Geschäftsführer ernannt wurde, legte die Aktie um knapp 70 Prozent zu und steht momentan bei 2,70 Euro.

Sehr großen Anteil daran hat Carsten Cramer. Der ist seit Ende 2010 Direktor für die Bereiche Vertrieb, Marketing und Business Development sowie Geschäftsführer der Merchandising GmbH. Mit 23 Millionen Euro Erlösen aus dem Merchandising-Geschäft steigerte der BVB die Zahl im Vergleich zum Vorjahr um 50 Prozent. Unter anderem in Segment der neuen Medien (das Abo etwa für bvb.tv kostet 15 Euro/Monat) generiert der BVB fleißig Gelder.

"Wir wissen nicht, wo die Limits sind in Sachen Marketing oder Merchandising oder auch im Sportlichen", sagte Watzke vor einigen Wochen in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung". Gemessen an den strukturellen Möglichkeiten jedenfalls operiere der BVB auf einem Level mit den Bayern.

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"Wir wissen aus einer Studie, die wir haben machen lassen, dass der Vorteil des Standorts München mit etwa 50 bis 60 Millionen pro Jahr beziffert werden kann", sagte Watzke. Der Aufstieg des FC Bayern habe "auch viel mit dem Aufstieg des Bundeslandes Bayern zu tun".

Gemäß Geschäftsbericht weist Dortmund 74,5 Millionen Euro an Personalkosten auf, für die gesamte Belegschaft des Klubs. Rund 65 Millionen entfallen auf den aktuellen Lizenzspielerbereich. "Die Märchen, die Herr Watzke erzählt mit seinen 45 Millionen Personalkosten nächstes Jahr, die kann er jemandem erzählen, der sich in dem Geschäft nicht auskennt", stichelte Uli Hoeneß.

"Wir haben keine Märchen erzählt. Fakt ist: Unser Personalaufwand beträgt weniger als die Hälfte von dem der Bayern", entgegnet nun Watzke. Der Rekordmeister wies zuletzt 165,6 Millionen Euro Aufwändungen auf. Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo in der Mitte.

Eines ist dem BVB aber unbelassen: "Wenn man bedenkt, woher wir kommen, sind unsere Zahlen ganz außergewöhnlich", sagt Watzke.

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