Daems: "Die beste Mannschaft, seit ich hier bin"

SID
Filip Daems (l.) wechselte 2005 aus Ankara zu Borussia Mönchengladbach
© Getty

Er ist seit 2005 im Verein und seit drei Jahren Kapitän. Filip Daems ist die Konstante bei Borussia Mönchengladbach. Im Interview spricht der Belgier über die Vergangenheit, den aktuellen Höhenflug und die andauernden Gerüchte um Leistungsträger wie Dante.

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Frage: Filip Daems, bereitet es Ihnen Sorgen, dass Borussia am Ende der Saison viel Geld zur Verfügung hat?

Filip Daems: Warum sollte ich mir Sorgen machen?

Frage: Sie haben es 2005 selbst miterlebt: Sie waren Bestandteil des Kaufrausches, der Borussia den Titel "Kaufhaus des Westens" einbrachte. Geblieben sind seitdem nur Sie. Die Trefferquote war damals also sehr gering.

Daems: Der Verein hat jetzt Zeit genug, das Geld, das er für Marco Reus bekommen wird, gut zu investieren. Deswegen war die frühe Bekanntgabe, dass Marco im Sommer geht, auch gut. Der Verein wird das Geld gut investieren, um auch nächstes Jahr eine gute Mannschaft auf dem Platz stehen zu haben.

Frage: Wie war damals Ihr erster Eindruck, als Sie zum Verein gekommen sind?

Daems: Ich wusste, dass Borussia ein Traditionsverein ist. Das hat sich bestätigt. Wir haben natürlich ein paar schwierige Jahre gehabt. Aber überall, wo wir hinkommen, sind viele Fans da. Und da spürt man, dass Borussia ein großer Verein ist.

Frage: Ist es bis jetzt die schönste Zeit, seit Sie beim Verein sind?

Daems: In dieser Saison läuft es natürlich bis jetzt sehr gut für uns. Wir haben jetzt auch die beste Mannschaft, seit ich hier bin. Das müssen wir jetzt die nächsten Monate noch durchziehen.

Frage: Was hat sich in den Jahren denn verändert?

Daems: Der Verein hat an Stabilität gewonnen. Die Spieler kommen und gehen nicht mehr so sehr. Es ist auch klar, dass einige Spieler nach einer so erfolgreichen Saison wie jetzt den Verein verlassen. Aber in den ersten Jahren wurden 7 bis 8 Spieler geholt und andere sind gegangen. So bekommt man keine Stabilität rein. Das hat sich sehr verändert.

Frage: Sie haben ja schon einiges miterlebt, zum Beispiel die Morddrohungen gegen Dick Advocaat. Haben Sie manchmal gedacht, 'wo bin ich denn hier gelandet'?

Daems: Natürlich wünscht man sich, wenn zu einem neuen Verein kommt, dass es direkt gut läuft. Aber es braucht natürlich auch Zeit, wenn 7 oder 8 neue Spieler kommen. Die Zeit hatten wir nicht, wir standen unten drin. Wenn die Ergebnisse dann nicht stimmen, wird vor allem der Trainer kritisiert. Das ist Fußball.

Frage: Sie haben vor dem Rückrunden-Start gesagt, nach den ersten Spielen sehe man, wo Borussia wirklich steht. Wo steht Gladbach denn nun, mal losgelöst vom dritten Platz?

Daems: Wir stehen verdient auf dem dritten Platz. Aber die Preise werden erst nach dem 34. Spieltag verteilt. Wir müssen unsere Leistung bestätigen. Wenn wir oben bleiben wollen, müssen wir genau das machen, was wir in den letzten Monaten gemacht haben.

Frage: Der Preis des Erfolgs scheint wohl, dass ein 1:1 gegen den HSV in den Medien als Rückschlag gesehen wird

Daems: Das 1:1 gegen den HSV war kein Rückschlag. Wir haben so viele gute Spiele zu Hause gemacht in dieser Saison und die Hamburger haben es uns schwer gemacht. Wir können auch nicht alles gewinnen.

Frage: Seit 23 Spielen warten Experten auf einen Einbruch, doch Borussia hat noch keine wirkliche Krise durchmachen müssen. Wie gefestigt ist die Mannschaft?

Daems: Die Stabilität ist inzwischen auf jeden Fall vorhanden. Das muss man Woche für Woche abrufen. Wenn einige ihr Niveau nicht erreichen, wird es aber nicht klappen. Wir sind eine gute Mannschaft und lassen wenig zu, das ist erst mal wichtig. Und wir haben immer Leute, die das Spiel entscheiden können.

Frage: Sie haben schon viele Trainer erlebt. Ist Lucien Favre der beste Trainer, den sie bisher hatten?

Daems: Er ist ein sehr guter Trainer. Man kann aber von jedem Trainer etwas lernen. Aber Lucien Favre geht bis ins kleinste Detail, und das will er verbessern. Auch nach guten Spielen zeigt er uns immer noch Fehler, die wir gemacht haben. Das zeichnet ihn aus und das bringt er an die Mannschaft heran. Wir wollen uns deswegen auch jeden Tag verbessern.

Frage: Was hat er bei Ihnen verbessert?

Daems: Einige Dinge. Wie man besser verteidigen kann. Wie man mit der Körperhaltung Dinge besser entscheiden und einschätzen kann. Das hilft.

Frage: Sie sind ja schon seit einigen Jahren Kapitän. Wird Filip Daems auch mal laut?

Daems: Ich werde nicht schnell laut, ich bin ganz ruhig. Ich versuche eher durch meine Einstellung auf dem Platz ein Vorbild zu sein. Warum soll ich mich anders darstellen als ich bin? Einen lauten Kapitän empfinden manche Leute vielleicht als besser. Aber jeder hat seine eigene Art. Laut zu werden oder zu schreien - ich weiß nicht, ob das hilft.

Frage: Wie gefällt Ihnen die Champions-League-Hymne? Hören Sie sich die inzwischen öfter an?

Daems: Ich weiß, worauf Sie hinaus wollen, aber nein. Nur wenn mein Sohn den Fernseher an hat. Wenn das am Ende dabei heraus kommt, werden wir die Chance nicht liegen lassen. Es ist aber viel zu früh, darüber zu reden.

Filip Daems im Steckbrief

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