Tele und der Lieblingsjoker

Von Daniel Börlein
Die Männer für alle Fälle: Felipe Santana, Antonio da Silva und Dede (v.l.n.r.)
© Imago

Der Meistertitel ist Borussia Dortmund kaum noch zu nehmen. Der BVB hat sich bislang nahezu keinen groben Ausrutscher erlaubt - und das obwohl Trainer Jürgen Klopp in erster Linie einem Kern von 13 Spielern vertraut. Dahinter stehen allerdings zehn Akteure, die sich am Saisonende ebenfalls deutscher Meister nennen dürfen.

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Mitchell Langerak (22, Tor)

Saisoneinsätze: 1

Situation: Der Australier kam im Sommer von Melbourne Victory und ersetzte den nach Stuttgart abgewanderten Marc Ziegler als Ersatzkeeper. Die Rollen im BVB-Tor sind klar verteilt: Roman Weidenfeller ist die unumstrittene Nummer eins, auch wenn Langerak bei seinem einzigen Einsatz gegen den FC Bayern eine starke Leistung zeigte.

Ausblick: Im australischen Tor soll Langerak irgendwann Stammkeeper Mark Schwarzer beerben, beim BVB traut man dem 22-Jährigen durchaus die Nachfolge von Weidenfeller zu. Zunächst allerdings ist Langeraks Stammplatz der auf der Bank. Daran wird sich auch in der kommenden Saison nichts ändern.

Felipe Santana (25, Abwehr)

Saisoneinsätze: 11

Situation: In vielen anderen Bundesliga-Klubs wäre Santana wohl Stammkraft, beim BVB ist er in der Innenverteidigung nur die Nummer drei hinter Mats Hummels und Neven Subotic. Viermal durfte der Brasilianer in dieser Saison von Beginn an ran, der BVB kassierte dabei nur ein Gegentor. In Sachen Zweikampfstatistik hat der 25-Jährige überragende Werte vorzuweisen, in der Spieleröffnung dagegen noch viel Luft nach oben.

Ausblick: Hummels und Subotic werden den Verein nicht verlassen und auch im kommenden Jahr die Innenverteidigung bilden. Für Santana bleibt damit weiterhin nur der Job als Teilzeitkraft. Frust schiebt Tele, wie er in Dortmund gerufen wird, deshalb allerdings (noch) nicht. "Natürlich will ich spielen", sagt er, "aber der Trainer weiß, was für die Mannschaft am besten ist. Nie würde ich seine Entscheidungen in Zweifel ziehen."

Patrick Owomoyela (31, Abwehr)

Saisoneinsätze: 5

Situation: Der Rechtsverteidiger stand gegen Hannover erstmals seit September 2010 wieder im BVB-Kader. Bevor er sich damals verletzte, war Owomoyela hinten rechts in der Viererkette gesetzt. In seiner Abwesenheit hat allerdings Lukasz Piszczek eine enorme Entwicklung hingelegt und zählt mittlerweile zu den besten Außenverteidigern der Liga. Dennoch haben sich der BVB und Owomoyela auf eine Vertragsverlängerung um ein weiteres Jahr geeinigt.

Ausblick: Nach Piszczeks Leistungssprung muss Owomoyela erstmal zeigen, dass er da noch mithalten kann. Auch deshalb gibt's erstmal nur einen neuen Einjahresvertrag. "Was danach passiert, werden wir mal schauen", sagt er. Mit dem derzeit verletzten Rückkehrer Julian Koch (aus Duisburg) hat der 31-Jährige spätestens ab der Rückrunde einen weiteren ernsthaften Konkurrenten.

Dede (32, Abwehr)

Saisoneinsätze: 1

Situation: Elfeinhalb Jahre war Dede in Dortmund unumstrittener Stammspieler, seit vergangener Saison kommt der Brasilianer allerdings nicht mehr an Marcel Schmelzer vorbei. In dieser Saison kam er in der Bundesliga gerade mal fünf Minuten zum Einsatz. Deshalb entschied sich der 32-Jährige "schon im November", den BVB am Saisonende zu verlassen. "Ich wollte keinen neuen Vertrag als Dankeschön", so Dede im "Kicker".

Ausblick: Beim BVB wird Dede einen gebührenden Abschied bekommen. Auch wenn ihm Klopp aktuell keine Spielzeiten gewährt, wird ihn der BVB-Coach im Saisonfinale ran lassen. Im Normalfall wird sich Dede dann mit der Meisterschale verabschieden. Und dann? "Am liebsten noch drei Jahre" möchte er spielen, "gerne auch länger". Aus der Bundesliga soll es bereits Interessenten geben. Der BVB muss sich derweil nach einem Ersatz für die Dede umschauen.

Antonio da Silva (32, Mittelfeld)

Saisoneinsätze: 17

Situation: Der Brasilianer ist Klopps Lieblings-Joker. Wechselt der BVB-Coach aus, ist da Silva häufig die erste Wahl, weil er mit seinen spielerischen Qualitäten einerseits für neue Impulse sorgen, andererseits auch Ruhe ins Spiel bringen kann. Allerdings: Trotz seiner zahlreichen Einwechslungen (16) ist der Linksfuß von einem Stammplatz doch ein ganzes Stück weg - an Sven Bender und Nuri Sahin ist kein Vorbeikommen.

Ausblick: Da Silvas auslaufender Vertrag wird verlängert werden. Momentan geht's nur noch um die Laufzeit. Der 32-Jährige will zwei Jahre, der BVB bietet nur ein Jahr, worauf es am Ende wohl auch hinauslaufen wird. Aber: Sebastian Kehl kehrt zurück, Moritz Leitner kommt aus Augsburg, womöglich wird noch ein weiterer Konkurrent (Perisic, Gündogan) verpflichtet - die Spielanteile für da Silva werden deshalb eher zurückgehen und Jokereinsätze das höchste der Gefühle bleiben.

Sebastian Kehl (31, Mittelfeld)

Saisoneinsätze: 6

Situation: Eigentlich gehört der 31-Jährige nicht in die Kategorie der Ergänzungsspieler. Sein Verletzungspech ließ den BVB-Kapitän allerdings bislang erst auf sechs Bundesligaspiele kommen. Nach drei Einsätzen nach seinem Comeback am 24. Spieltag muss Kehl derzeit wieder kürzer treten. "Er hat schon ein-, zweimal zu früh angefangen und deshalb werden wir nichts überstürzen", sagt Klopp.

Ausblick: Im restlichen Saisonverlauf soll Kehl noch ein bisschen Spielpraxis sammeln, in der Sommer-Vorbereitung dann wieder voll angreifen - so der Plan. Noch immer genießt der 31-Jährige ein hohes Ansehen bei Trainern und Mannschaft. Im Vollbesitz seiner Kräfte wäre Kehl als erfahrener Spieler eine wichtige Verstärkung, vor allem mit Hinblick auf die Champions League und viele englische Wochen. Allerdings: Die Doppelsechs ist mit Sahin und Bender - Stand heute - perfekt besetzt.

Markus Feulner (29, Mittelfeld)

Saisoneinsätze: 4

Situation: Der 29-Jährige wechselte 2009 nach einer ganz starken Saison von Mainz zum BVB - und brachte in Dortmund bis heute kein Bein auf den Boden. Im ersten Jahr noch mit immerhin neun Einsätzen, stehen in dieser Spielzeit bislang gerade einmal 17 Einsatzminuten zu Buche. Heißt: Feulner spielt bei Klopp überhaupt keine Rolle.

Ausblick: Feulners Vertrag bei der Borussia läuft noch bis 2012. Zwei Jahre lang wartete man beim BVB vergeblich auf seinen Durchbruch, ob beide Seiten Interesse an einem dritten haben, scheint zumindest fraglich. Zumal die Perspektive durch mögliche Neuverpflichtungen nicht unbedingt besser wird. Wahrscheinlicher ist daher, dass sich Feulner nach einem neuen Arbeitgeber umschaut und Dortmund ihn bei passablem Angebot auch ziehen lässt.

Mohamed Zidan (29, Mittelfeld/Sturm)

Saisoneinsätze: 5

Situation: Nach siebeneinhalb Monaten feierte der Ägypter nach einem Kreuzbandriss Ende Januar sein Comeback, vier weitere Kurzeinsätze folgten. In denen wurde allerdings deutlich: Zidan ist noch längst nicht wieder der Alte. Zudem gibt es im Vergleich zu der Zeit vor seiner Verletzung mit Kagawa, Lewandowski und Götze mittlerweile hochkarätige Konkurrenz auf seiner Position im offensiven Mittelfeld.

Ausblick: Der Vertrag in Dortmund läuft noch bis 2012. Die komplette Vorbereitung im Sommer zu bestreiten, wird Zidan gut tun. In dieser Phase muss sich der 29-Jährige allerdings auch beweisen und zeigen, dass er nochmal an seine besten Zeiten anknüpfen kann. Nur dann wird er wieder eine ernsthafte und dauerhafte Option für die Startelf.

Marco Stiepermann (20, Mittelfeld/Sturm)

Saisoneinsätze: 2

Situation: Der 20-Jährige steht immer mal wieder im Borussen-Kader, bislang reichte es allerdings erst zu zwei Kurzeinsätzen in der Rückrunde. Die BVB-Verantwortlichen bescheinigen dem Linksfuß großes Potenzial, die Konkurrenz ist allerdings derzeit einfach noch zu groß. Stiepermann kann sowohl im offensiven Mittelfeld als auch im Sturm spielen, seine drei Tore in 22 Saisonspielen der zweiten Mannschaft sind dafür aber etwas mager.

Ausblick: Wenngleich das Potenzial vorhanden ist, wartet Stiepermann noch auf den Durchbruch bei den Profis. Mit der Champions-League-Teilnahme im kommenden Jahr werden die Anforderungen allerdings noch höher und die Chancen auf mehr Einsatzzeiten nicht unbedingt größer. Gut möglich, dass ihn der BVB an einen Klub verleiht, in dem ihm Spielpraxis garantiert wird. Allerdings: Die 2. Mannschaft würde dadurch einen seiner Leistungsträger verlieren.

Damien Le Tallec (20, Mittelfeld/Sturm)

Saisoneinsätze: 0

Situation: Für ihn gilt in etwa das Gleiche wie für Stiepermann: Potenzial ist vorhanden, bislang allerdings kommt der Franzose an der großen Konkurrenz im Offensivbereich nicht vorbei. Er wartet in der Bundesliga in dieser Saison noch auf einen Einsatz, durfte dafür immerhin zweimal in der Europa League und einmal im DFB-Pokal ran. In der zweiten Mannschaft ist Le Tallec mit sechs Treffern in 17 Spielen nach Daniel Ginczek (15 Spiele/10 Tore) zweitbester Torschütze.

Ausblick: Sein Vertrag beim BVB läuft noch bis 2012. Doch auch im kommenden Jahr wird sich an seiner Situation kaum etwas ändern. Im Winter war Fortuna Düsseldorf bereits interessiert. Was damals nicht klappte (Ausleihe), könnte für die neue Saison wieder eine ernsthafte Option werden - ob nun nach Düsseldorf oder zu einem anderen (deutschen) Klub.

Der komplette Kader von Borussia Dortmund

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