Baustellen statt Berge

Von Thomas Gaber
Bayern-Trainer Louis van Gaal kassierte in Köln die fünfte Saisonniederlage
© Getty

Kommentar Vom Selbstverständnis des FC Bayern ist nicht viel übrig geblieben. Louis van Gaal gibt erste Fehler zu. Doch die häufen sich beim Trainer.

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Nachdem die Kabinentür geschlossen war, ließen die Kapitäne erstmal Dampf ab. Lautstark haderten Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger mit dem 2:3 in Köln. Van Bommels Erben gehen voran - ein Lichtblick in trüben Zeiten.

Platz fünf nach 21 Spielen, 15 Punkte Rückstand auf Tabellenführer Dortmund - ein desaströses Zwischenzeugnis für den FC Bayern. Der Rekordmeister konnte noch keine drei Bundesligaspiele in Folge gewinnen. Die Pleite in Köln war nahezu grotesk und führt das Selbstverständnis der bayrischen Großmacht ad absurdum.

Vom Mia-san-mia ist nicht viel übrig geblieben, was für die Bayern in etwa so unerträglich ist wie der große Rückstand auf den BVB. Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge geht von schallendem Gelächter bei der Konkurrenz aus und dürfte damit recht haben.

Bei den Bayern gibt es derzeit wenig zu lachen, erst recht nicht bei Louis van Gaal. Mit mutigen Personal-Entscheidungen in der Winterpause wollte der Trainer die große Aufholjagd einläuten. Doch anstatt Berge zu versetzen, schaufelt van Gaal eine Baustelle nach der anderen und vergisst sie wieder zuzuschütten.

Schweinsteiger forderte im Trainingslager in Katar die Rückversetzung ins zentral defensive Mittelfeld und berichtete von einer grundsätzlichen Einigung mit van Gaal. Der Trainer entschied anders. Anatolij Tymoschtschuk war van Gaal erst nicht gut genug, überzeugte dann auf der Sechs, stolpert mittlerweile aber in der Innenverteidigung von einer Verlegenheit in die nächste.

Danijel Pranjic und Andreas Ottl waren lange Zeit Bank- und Tribünenhocker, sollen aber jetzt im Verbund die Lücke stopfen, die Mark van Bommels - vom Trainer eingefädelter - Abgang aufgerissen hat.

Mit der Kader-Reduzierung im Winter hat van Gaal zudem den Konkurrenzkampf aufgeweicht. Der Chef will jedem Spieler eine Perspektive geben, lässt aber niemanden ran an die Stammelf, um die er sich in jedem Abschlusstraining höchstpersönlich kümmert, während die Reservisten unter der Aufsicht von Andries Jonker trainieren.

Ersatzspieler wie Hamit Altintop sind nur Flickwerk für verletzte Spieler wie Franck Ribery oder Arjen Robben.

Nach dem Köln-Spiel gab van Gaal zu, in der Halbzeit die falschen Worte gewählt zu haben. Eine positive Einsicht, wenn auch eine späte. Der Trainer hat es zum wiederholten Mal nicht geschafft, den Spielern ihre Nachlässigkeiten auszutreiben.

Es gibt viel aufzuarbeiten und nachzuholen für van Gaal. Noch steht er intern nicht zur Disposition, aber er hat mit einigen Entscheidungen zur jetzigen Situation beigetragen. Bis zum 15. März (dem Rückspiel im Champions-League-Achtelfinale gegen Inter Mailand) wird sich zeigen, wohin sein Weg geht. Uli Hoeneß scharrt schon mit den Hufen.

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