"Ich habe bei jedem Treffer mitgelitten"

Von Interview. Harry Miltner
Bundesliga, bayern, bierhoff
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Die 2:5-Heimpleite des FC Bayern München gegen Werder Bremen hat die Sport-Schlagzeilen in ganz Europa mitbestimmt. Auch bei der UEFA-Trainerkonferenz in Wien war das Spiel Thema.

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SPOX traf dort Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff und befragte ihn zur Situation von Jürgen Klinsmann, Bayern-Keeper Michael Rensing und Bundestrainer Joachim Löw. 

SPOX: Herr Bierhoff, Sie sind auf der Trainerkonferenz, aber wo ist denn eigentlich "Ihr" Trainer?

Oliver Bierhoff: Jogi hat sich bei einem Freizeitkick böse am Knie verletzt und kann daher nicht hier sein. An seiner Stelle ist nun sein Assistent Hansi Flick mit mir mitgeflogen.

SPOX: Gute Besserung an Joachim Löw. Auch um Ihren ehemaliger Wegbegleiter Jürgen Klinsmann ist es seit Samstag nicht allzu gut bestellt. Wie haben Sie die 2:5 Pleite von Bayern München gegen Werder Bremen miterlebt?

Bierhoff: Ich habe das Spiel auf Premiere verfolgt, da ich keine Zeit hatte, ins Stadion zu gehen. Aber es war schon eine ordentliche Packung. Ich habe bei jedem Treffer mitgelitten. Ich hoffe für Jürgen, dass er und das Team schnell wieder aus diesem Loch kommen.

SPOX: Eine Klatsche zum ungünstigsten Zeitpunkt...

Bierhoff: Es gibt nie einen günstigen Zeitpunkt für so ein Spiel. Aber der Saisonstart der Bayern war sicher zunächst nicht das, was man sich dort erwartet hat, doch zuletzt hatten sie sich gefangen und waren auf einem guten Weg.

SPOX: Daher war diese Niederlage wohl für alle umso überraschender, nicht?

Bierhoff: Um ehrlich zu sein, war es schon überraschend, wie leicht es den Bremern gemacht wurde. Aber solche Spiele gibt es manchmal. Die Spieler hatten in Köln eine sehr gute, hoch konzentrierte Partie abgeliefert und verdient 3:0 gewonnen. Es schien als konnten sie dann gegen Bremen den Schalter nicht umlegen.

SPOX: Was muss nun aus Ihrer Sicht geschehen? Bei den Bayern ist ja alles möglich...

Bierhoff: Die Spieler müssen sich nun selbst an den Haaren aus dem Dreck ziehen. Es wäre jetzt völlig falsch, Jürgen und seine Arbeit in Frage zu stellen. Ich konnte seine Arbeitsweise zwei Jahre lang aus nächster Nähe erleben, und wir haben gemeinsam viel Positives erreicht. Er geht immer mit sehr viel Elan an die Sache, arbeitet innovativ und manchmal auch revolutionär. Diese Dinge brauchen Zeit, aber wie man auch beim DFB gesehen hat, ist er damit erfolgreich.

SPOX: Apropos Spieler, besonders Keeper Michael Rensing wurde in den deutschen Medien heftig kritisiert. Ein Comeback von Oliver Kahn wurde gefordert.

Bierhoff: Oliver hat seine Karriere beendet, Punktum. Er wird seine Meinung nicht mehr ändern, und das sollte er auch nicht. Natürlich ist es dann hart für einen jungen Mann wie Michael Rensing, diese Lücke zu schließen. Zugegeben hat er ein, zwei haltbare Dinger reinbekommen, aber der Tormann ist auch immer auf die Abwehr angewiesen. Und da hat es wirklich nicht gepasst.

SPOX: Sollte man ihn ersetzen?

Bierhoff: Nein, Rensing braucht Zeit. Er wird sich entwickeln. Man darf nicht vergessen: Er folgt auf den besten Torhüter der Welt, und das auch noch beim FC Bayern. Rensing hat in der Vergangenheit bewiesen, dass er Klasse hat, sonst hätten ihm die Bayern ja auch nicht das Vertrauen geschenkt. Er konnte auch viel von Kahn lernen und das wird ihm sicher helfen.

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