"Riesengefahr für die Liga"

SID
Seifert, Bundesliga, DFL
© Getty

Hannover - Durch die Auflagen des Bundeskartellamtes für die TV-Vermarktung befürchtet die Bundesliga einen klaren Wettbewerbsnachteil gegenüber den europäischen Topligen.

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Christian Seifert, Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL), bezichtigt in der "Bild" den drohenden Einnahmeausfall für die Liga sogar auf "100 Millionen Euro".

Für die DFL ist das Festhalten des Kartellamtes an der Zentralvermarktung maßgeblich für die Verzögerungen bei der Vergabe der neuen TV-Rechte verantwortlich.

Liga braucht steigende Einnahmen

Falls die Bundesliga wie bisher vor 20 Uhr im Free-TV zu sehen wäre, würde das Kartellamt laut Seifert die Vermarktungschancen der Liga beschneiden und gegenüber den Ligen in Spanien, Italien, England und Frankreich klar benachteiligt.

"Wir brauchen den Wettbewerb, die Konkurrenz zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern. Wenn die 'ARD' sich jetzt sicher sein kann, dass die Sportschau bleibt, muss sie sich bei der Rechtevergabe wirtschaftlich nicht mehr groß anstrengen. Das ist eine Riesengefahr für die Liga. Wir brauchen steigende TV-Einnahmen", meint Seifert.

DFL erstaunt

"Zentraler Kritikpunkt scheint die seit Bestehen der Bundesliga bewährte Praxis der Zentralvermarktung zu sein. Nach Meinung des Bundeskartellamtes sei bereits die 2005 mit Genehmigung der EU-Kommission durchgeführte Ausschreibung rechtlich nicht möglich gewesen, was der Liga gegenüber erstmalig geäußert worden ist", sagte Liga-Präsident Reinhard Rauball in einer Presseerklärung.

Die DFL sei über die jüngsten Mitteilungen des Kartellamtes "sehr erstaunt".

Gespräch in Bonn

"Fakt ist offensichtlich, dass das Kartellamt jetzt weder das neue innovative TV-Modell mit eigenem Sender noch die Beteiligungen des Vermarktungspartners beanstandet", erklärte Rauball.

Eine endgültige Entscheidung sei noch nicht gefallen. Die Liga werde weiter im Dialog mit dem Kartellamt an einer Lösung arbeiten, betonte der Liga-Chef. Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" soll es bereits am Dienstag ein Gespräch in Bonn geben.

Premiere will mehr Exklusivität

Auch der in München ansässige Pay-TV-Sender Premiere sieht seine Position im Ringen um die TV-Rechte der Bundesliga von 2009 an trotz des Drängens der Wettbewerbshüter auf eine zeitnahe Übertragung unverändert.

Der Sender sehe weiter gute Möglichkeiten, die Rechte mit einer insgesamt höheren Exklusivität zu erwerben, sagte Premiere-Vorstand Carsten Schmidt. Er plädierte in einer Presseerklärung des Senders erneut für einen "vernünftigen Mix zwischen Pay- und Free- TV".

Kartellrechtliche Anforderungen nicht erfüllt

Die Behörde in Bonn hatte in einer Mitteilung darauf gedrängt, dass auch künftig die Bundesliga-Spiele zeitnah nach dem Abpfiff im Free TV zu sehen sind. Nach Ansicht des Kartellamts erfüllt das von der DFL vorgeschlagene Vermarktungsmodell nicht die kartellrechtlichen Anforderungen einer angemessenen Verbraucherbeteiligung.

Die setze voraus, dass das Kernstück des Spieltages, die Samstagsspiele, in einer Free-TV-Zusammenfassung an einem Sendeplatz vor 20.00 Uhr übertragen werden könnten. Dafür kämen sowohl öffentlich-rechtliche Sendeanstalten als auch private Fernsehsender infrage.

Zwei Modelle

Die DFL hat für die zukünftige TV-Berichterstattung zwei Modelle favorisiert. Das erste Paket sieht wie bisher samstags eine Free-TV- Zusammenfassung um 18.30 Uhr mit allerdings nur noch fünf Partien vor.

Im zweiten Modell sind die Bilder von den Samstag-Spielen erst um 22.00 Uhr im Free TV zu sehen. Dafür soll es aber sonntags eine frühere Zusammenfassung und mehr Live-Spiele geben. Die offizielle Ausschreibung will die DFL erst nach der Zustimmung des Kartellamts vornehmen.

Meier warnt vor "Überregulierung"

Für Kölns Manager Michael Meier wäre ein vermeintliches Beschützen der ARD-Sportschau "eine Überregulierung".

"Das wäre praktisch Protektionismus", sagte Meier der "Süddeutschen Zeitung" (Samstag). Die Wettbewerbshüter prüfen den Sechs-Jahres-Vertrag der DFL mit der Kirch-Tochter Sirius seit mehreren Monaten. Die den Zeitraum von 2009 bis 2015 betreffende Vereinbarung hat ein Gesamtvolumen von drei Milliarden Euro.

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