Mic und Mac war gestern

Von Florian Bogner
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© Getty

München - Schenkt man Bayern-Manager Uli Hoeneß Glauben, sind die Transferaktivitäten des deutschen Rekordmeisters in diesem Sommer nicht mehr als nur eine Marginalie.

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Vielleicht kommt ja noch einer, vielleicht aber auch nicht. Die Aussagen von Hoeneß und Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge diesbezüglich sind momentan nicht mehr als verbales Achselzucken.

Und doch ist klar: Irgendwas wird noch geschehen bis zum 31. August, dazu kennt man die Bayern zu gut. Nur in die Karten gucken lassen sie sich nicht. Dabei drückt vor allem vorne der Schuh.

Vokuhila und drei Stürmer

Wir schreiben das Jahr 1989. Damals fuhren noch Jungs mit Vokuhila-Frisur Moped, den 10-Mark-Schein zierte die Gorch Fock und der FC Bayern ging letztmals mit nur drei Angreifern in die neue Saison.

Alan McInally, Radmilo Mihajlovic und Roland Wohlfarth hießen die drei Stürmer, mit denen der FC Bayern damals immerhin den Meistertitel eintütete, im DFB-Pokal bis ins Achtelfinale und im Landesmeister-Pokal bis ins Halbfinale vorstieß.

Damals absolvierte der FCB aber auch nur 45 Pflichtspiele. Anno 2008 heißen Mic, Mac und Wohlfarth Luca Toni, Miroslav Klose und Lukas Podolski. Franck Ribery könnte man noch als eine Art Halbstürmer dazu zählen, 19 Jahre zuvor hatte man aber auch einen Wiggerl Kögl.

Vorne zu dünn bestückt

Der gravierende Unterschied: Will das Team von Jürgen Klinsmann dessen Vorgabe umsetzen, also "in Deutschland beide Titel holen und international bis zum Schluss dabei sein", müssten die Spieler 53 Pflichtspiele bestreiten - Nationalmannschaftseinsätze noch nicht mitgerechnet.

Mit nur drei Angreifern wäre man in Europa das im Angriff am schlechtesten bestückte Team, zumal noch nicht mal endgültig geklärt ist, ob Lukas Podolski überhaupt bleibt. Als Podolski-Ersatz wäre Mario Gomez vorgesehen, den hat der VfB Stuttgart aber als unverkäuflich erklärt.

Das Anforderungsprofil für den "vierten Mann" ist ebenso einfach wie tückisch. Sportlich gesehen wäre ein Konterstürmer die ideale Ergänzung zu Toni, Klose und Podolski. Aber bitte schön einer, der sich im Zweifelsfall auch ohne Murren auf die Tribüne setzt.

Erfahrung oder Jungbrunnen?

Das Modell "in-der-Bundesliga-wildern" schlug in den letzten Jahren fehl. Ali Daei, Vahid Hashemian oder Jan Schlaudraff können ein Lied davon singen.

Auch die Verpflichtung eines jungen Internationalen, wie es Roque Santa Cruz einst war, ist in den vergangenen Jahren meist schief gegangen. Spieler wie Julio Dos Santos oder Jose Ernesto Sosa waren nie auf Anhieb die insgeheim erhoffte Verstärkung.

Bleiben noch zwei Varianten. Entweder man setzt auf einen gereiften Angreifer vom Schlage Ivan Klasnic oder Eidur Gudjohnsen, dessen Alter schon jenseits der 30 liegt, oder man bedient sich am Jungbrunnen zweite Mannschaft, aus der einst schon Paolo Guerrero hervorging.

Sieben Wochen Zeit

Aussichtsreichster Kandidat hierfür wäre Daniel Sikorski. Der 20-jährige Österreicher hatte 2007/2008 immerhin passable elf Regionalliga-Treffer vorzuweisen und erzielte unlängst beim lockeren Trainingskick der "Ersten" gegen die "Zweite" beide Treffer zum 2:2-Endstand.

Drei Jugendländerspiele für den EM-Gastgeber hat er vorzuweisen, als größter Erfolg steht Platz drei bei der U-19-EM 2006 in seiner Vita. Ob das für Klinsmanns Ansprüche reicht, ist mehr als fraglich.

Noch ist der Transfermarkt knapp sieben Wochen geöffnet. Genug Zeit also für Rummenigge, Hoeneß und Klinsmann, einen weiteren Neuzugang mit einem nonchalanten Achselzucken zu vermelden.

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