Borussia-Bubis statt Opa-Abwehr

Von Daniel Börlein / Florian Regelmann / Jochen Tittmar
Hummels, Subotic
© Imago

München - Man stelle sich das Ganze mal wie bei "Deutschland sucht den Superstar" vor.

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Da kommt einer dieser Kandidaten zum Casting. Schon bei den ersten Tönen merkt man allerdings, dass der Typ nun überhaupt nicht singen kann und damit die Grundvoraussetzung dieser Show schlichtweg nicht erfüllt.

Während seiner bescheidenen Gesangseinlage stellt sich jedoch heraus, dass der junge Mann immerhin ganz gut tanzen kann. Und Dieter Bohlen nimmt ihn deshalb schließlich mit in die nächste Runde.

Trendwende vollzogen

So muss das wohl gelaufen sein, bei der Verpflichtung von Felipe Santana. Zumindest so in etwa. Denn just in der Partie, in der der 22-Jährige von Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc beobachtet wurde, kassierte Santanas Team fünf Gegentreffer. Der Innenverteidiger hatte die Grundvoraussetzung für einen Abwehrspieler also schlichtweg nicht erfüllt.

Zorc verpflichtete den Brasilianer trotzdem. Auch, weil Santana in eben jener Begegnung zwei Tore erzielte und "wir ihn in den letzten Wochen und Monaten schon unter die Lupe genommen haben", so Zorc.

Vor allem aber, weil Dortmund eine Trendwende vollziehen wollte. Weg von Robert Kovac und Christian Wörns, die ihren Zenit längst überschritten hatten, hin zu jungen, talentierten Hoffnungsträgern, die ihre Zukunft noch vor sich haben.

Schlechteste Abwehr der Liga

Wer will der Borussia diesen Kurswechsel auch verdenken? Kovac und Wörns bildeten in der vergangenen Saison in sieben Pflichtspielen das Innenverteidiger-Pärchen und kassierten dabei 16 Gegentreffer. Einen Sieg gab es mit beiden lediglich in der ersten Pokalrunde gegen Regionalligist Magdeburg.

Kein Zufall wohl auch, dass die Borussia im letzten Jahr mit 62 Gegentoren die schlechteste Abwehr der Liga stellte und in allen 34 Partien immer entweder Kovac oder Wörns in der Startformation standen.

"Das richtige Modell"

Nun also eine neue Philosophie: Die "Opa-Abwehr" hat ausgedient, die Borussia-Bubis sollen es richten. "Das ist für uns genau der richtige Weg", hat Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke erkannt. "Dieses Modell wird von den Fans angenommen und von der nötigen Geduld begleitet werden."

Neben Santana wurde dafür auch der 19-jährige Neven Subotic vom FSV Mainz verpflichtet. Diese beiden sollen zusammen mit dem ebenfalls erst 19-jährigen Mats Hummels, der schon im Winter vom FC Bayern geholt wurde, die Stützen des neuen Dortmunder Modells werden.

"Ich habe keine Bauchschmerzen, mit zwei 19-Jährigen im Abwehrzentrum zu spielen", sagt Trainer Jürgen Klopp. Im Supercup gegen Bayern rechtfertigte das Duo das Vertrauen.

Klopp stellt gegenüber SPOX allerdings auch klar, dass Oldie Kovac längst nicht abgeschrieben ist, schließlich "hat Robert bei der EM einen richtig guten Eindruck gemacht."

Letztlich gehe es darum, wer sich bis zum Saisonstart am besten präsentiert, "dann werde ich eine Auswahl treffen", so Klopp, der seinen vier Kandidaten derzeit klarzumachen versucht, "was ich auf dieser Position erwarte".

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Subotic wohl gesetzt

Subotic weiß das bereits aus der gemeinsamen Zeit in Mainz und gilt nicht zuletzt deshalb als gesetzt. "Neven ist richtig gut", sagt Klopp über den US-Junioren-Nationalspieler, den er für vier Millionen vom Mainzer Bruchweg mit zur Borussia gebracht hat. Und: "Er ist sicherlich kein Blinder."

Vielmehr ist Subotic ein Paradebeispiel dafür, wie sich Klopp einen Innenverteidiger vorstellt. Der gebürtige Bosnier ist kopfballstark, schnell, durchaus torgefährlich, unheimlich robust im Zweikampf und kommt dabei fast ohne Fouls aus. In 33 Spielen für Mainz kassierte er nur zwei Gelbe Karten.

Lediglich im Spielaufbau muss Subotic sich noch steigern, um Klopps Anforderungen gerecht zu werden. "Es kommt nicht jeder Ball an", sagt Klopp, "aber wichtig ist, dass er es immer wieder versucht."

Kovac als Notnagel

Im Kampf um den Platz neben Subotic, scheint derzeit Bayern-Leihgabe Hummels die Nase vorn zu haben. "Die beiden verstehen sich gut und passen zueinander", erklärt Klopp.

Santana hingegen testete der BVB-Coach bereits als Rechtsverteidiger und befand: "Über einen langen Zeitraum sah das ganz ordentlich aus."

Und was wird mit Kovac? "Ich werde nicht zu Robert hingehen und sagen: 'Pass auf, du spielst zwar nicht, aber Subotic und Hummels können ganz viel von dir lernen'", sagt Klopp auf die Frage, ob der 34-Jährige die Jungen mit seiner Routine führen soll.

Für den Kroaten ist wohl nur noch Platz, wenn sich einer der Youngster eine längere Schwächephase erlaubt oder verletzt ausfällt.

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