Aufbruch nach Abstieg in Rostock

SID
Fußball, Bundesliga, Rostock
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Rostock - Sie weinten bitterlich, warfen sich auf den Rasen und nahmen wehmütig Abschied von der Bundesliga: Die Spieler des FC Hansa Rostock ließen nach dem feststehenden Abstieg ihrem Seelenkater freien Lauf.

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In einer der schwersten Stunden der Vereinsgeschichte richtete Trainer Frank Pagelsdorf seinen Blick jedoch bereits in die Zukunft: "Nur der Wiederaufstieg kann das Ziel sein", sagte der 50-Jährige nach der 1:2-Niederlage gegen Bayer Leverkusen, die den Gang in die 2. Liga besiegelte.

Doch ob Rostock in der kommenden Saison um den Aufstieg spielen kann, ist angesichts der wirtschaftlichen Situation des Klubs fraglich. Fest steht allerdings: Der ostdeutschen Traditionsverein setzt weiter auf Pagelsdorf.

Bedenklich kleiner Etat 

"Er bleibt unser Trainer", sagte Hansa-Boss Dirk Grabow mit zitternder Stimme und feuchten Augen: "Wir haben schon einmal bewiesen, dass wir den Weg zurück in die Bundesliga packen können." Zuletzt war Rostock im Jahr 2005 abgestiegen. Zwei Jahre später machten sie die Rückkehr in die Bell-Etage des deutschen Fußballs perfekt. Nach nur einem Jahr geht es nun wieder abwärts.

Und das ohne Stefan Beinlich: Der ehemalige Nationalspieler soll im Verein einen Posten im Management bekommen. Arbeit gibt es genug. So muss Hansa eine "schlagkräftige Truppe auf die Beine stellen", wie es Beinlich selbst formulierte.

"Wir stehen mit zwei bis drei Spielern kurz vor dem Abschluss. Das Ziel muss grundsätzlich sein, dass wir uns verstärken", erklärte Pagelsdorf, ohne jedoch Namen zu nennen. Dass dies keine großen Namen sein werden, scheint angesichts des 17-Millionen Etats der Rostocker absehbar.

Rechtsstreit um möglichen Neuzugang 

Ein möglicher Neuzugang ist Stürmer Robert Lechleiter vom Regionalligisten SpVgg Unterhaching. Den Verein verlassen werden Marc Stein (Hertha BSC), Tim Sebastian (Karlsruher SC) und Routinier Rene Rydlewicz, der kein neues Vertragsangebot vom Verein erhielt.

Ob der Leverkusener Sascha Dum an die Ostseeküste wechseln wird, bleibt ungewiss. Laut Hansa-Manager Herbert Maronn sei mit Leverkusen bereits Einigkeit über den Transfer erzielt worden. Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler wollte davon nichts wissen: "Er bleibt in Leverkusen. So einfach ist das." Es droht ein Rechtsstreit.

Haariges Saisonfinale für Bayer 

Einfach waren auch die Gäste-Treffer: Kapitän Simon Rolfes (40. - das Tor im SPOX-Replay anschauen) und Gonzalo Castro (58.) trafen jeweils per Foulelfmeter. Der Anschlusstreffer von Addy-Waku Menga (67.) läutete zwar noch einmal eine heiße Schlussphase der Rostocker ein, doch Leverkusens Torhüter René Adler rettete seiner Mannschaft mit tollen Paraden den ersten Sieg auf fremden Platz nach fünf Auswärtspleiten in Serie.

Mit dem Erfolg kletterte der Werksclub auf Platz vier und kann nun aus eigener Kraft am letzten Spieltag den UEFA-Pokal erreichen. "Wir haben gegen Bremen ein Endspiel. Darauf freuen wir uns. Wir können unser Saisonziel immer noch schaffen", blickte Völler voraus.

"Ein so haariges Saisonfinale kann man sich nur Wünschen", meinte Trainer Michael Skibbe, der sich in Rostock erneut Skibbe-Raus-Rufe von den Fans anhören musste.

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