DFL will bald über 50+1-Regel entscheiden

SID
rauball, DFL
© DPA

Frankfurt/Main - In der kontroversen Diskussion um Pro und Kontra einer Öffnung der Profivereine für Mehrheitsinvestoren stehen dem deutschen Fußball möglicherweise sogar juristische Auseinandersetzungen ins Haus.

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Die Deutsche Fußball Liga (DFL) will das heikle Thema, das entscheidende Bedeutung für die strategische Ausrichtung der Bundesliga hat, noch in diesem Jahr zum Abschluss bringen.

Doch eine rechtsverbindliche Lösung ist nach Ansicht von Liga-Präsident Reinhard Rauball (im Bild) nur schwer zu finden. "Wir haben die feste Absicht, bis Ende 2008 eine endgültige Entscheidung zu treffen. Wir haben aber erkennen müssen, dass es nicht einfach ist, eine Lösung zu stricken, die rechtlich einwandfrei ist", sagte Rauball nach einer vierstündigen Informationsveranstaltung in Frankfurt/Main.

Informationsveranstaltung für die Vereine

Der Liga-Vorstand wolle sein Bild noch vervollständigen und werde erst nach einer weiteren Informationsveranstaltung eine Empfehlung an die Vereine geben. Diese votieren derzeit mehrheitlich gegen die Abschaffung der sogenannten 50+1-Regel, die bislang den Einstieg von Großinvestoren a la Roman Abramowitsch bei den 36 Bundesligavereinen verhindert.

Um die Regel zu kippen, ist eine Zweidrittelmehrheit und anschließend die Zustimmung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nötig, die auf einem Bundestag ebenfalls einer Zweidrittelmehrheit bedarf.

Gerichts-Marathon soll verhindert werden

DFL-Geschäftsführer Christian Seifert forderte die Profiklubs deshalb dazu auf, eine Entscheidung nicht aus dem Bauch heraus zu treffen. "Wenn es nur darum ginge, schnelles Kapital in die Liga zu pumpen, würden wir die Regel sofort aufheben. Aber die monetären Interessen stehen nicht immer im Vordergrund. Ich hoffe, alle bringen Weisheit mit und gehen in die kontrollierte Offensive. Es sollte keine emotionale Entscheidung getroffen werden", sagte Seifert.

Sollte die Regel 50+1 Bestand haben, will die DFL auf jeden Fall einen drohenden Gerichts-Marathon verhindern. Nach Ansicht von Rauball habe nämlich jeder Verein die Möglichkeit, eine solche Entscheidung juristisch anzufechten. "Wenn jemand klagen will, ist dies nicht zu verhindern", sagte Rauball.

FCB mit Vorbehalten gegen Großinvestoren

Die DFL hat daher bereits eine Kommission gebildet, in der auch Vertreter von Hannover 96 sitzen. Dessen Präsident Martin Kind gilt als größter Befürworter einer Öffnung für Mehrheitsinvestoren. "Wir haben kein Interesse an einer gerichtlichen Klärung, sondern wollen uns partnerschaftlich einigen", sagte Seifert.

Vorbehalte gegen den möglichen Einstieg von Großinvestoren, der in England, Frankreich, Italien oder Spanien längst an der Tagesordnung ist, gibt es unter anderem beim deutschen Rekordmeister FC Bayern München. "Wenn die Voraussetzungen geschaffen werden, muss jeder Verein für sich entscheiden, was er will. Ich glaube aber nicht, dass unsere Mitglieder, die das zu entscheiden haben, bereit wären, so etwas zu machen", sagte Bayern-Manager Uli Hoeneß.

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