Eine Trainerbank bis zur Eckfahne

Von Florian Regelmann
Jürgen Klinsmann, Bayern München
© Getty

 München - Was Trainerstäbe angeht, übertreffen die amerikanischen Profi-Ligen alles auf der Welt.

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Beispiel Football: Nicht nur für die einzelnen Mannschaftsteile Offense, Defense und Special Teams gibt es natürlich eigene Trainer, selbst um jede einzelne Position kümmert sich ein Mann im großen "Coaching-Staff" ganz alleine.

So weit sind wir in der Bundesliga noch nicht, aber Jürgen Klinsmann wird bei seinem Amtsantritt als Bayern-Trainer am 1. Juli einiges dafür tun, dass nicht mehr viel fehlt.

"Ein Trainerstab, der es in sich hat" 

"Ich werde mir in den nächsten Monaten einen Trainerstab zusammen stellen, der es in sich hat", meinte Klinsmann auf der Internet-Seite der Bayern. Spezialisten aus den USA, aber auch aus anderen Ländern sollen es sein.

Der 43-Jährige hat einige offene Posten zu besetzen im "System Klinsmann", bei dem er vor allem den motivierenden Supervisor gibt. Den Bau einer breiteren Trainerbank haben die Bayern hoffentlich schon in Auftrag gegeben.

Co-Trainer:

Es war ein faszinierender Gedanke: Jürgen Klinsmann holt Jürgen Klopp als seinen neuen Assistenten zu den Bayern.

Klinsmann und Klopp: Zwei Schwaben mit der gleichen Fußball-Philosophie. Es schien die perfekte Kombination.

Kloppo will nicht den Jogi machen 

Problem: Der Gedanke hatte vielleicht für viele seinen Reiz, nur für Klopp nicht. "Das wird nicht passieren. Ich bin kein Co-Trainer", winkte der Mainzer Coach gegenüber dem "Kicker" jetzt ab.

Kloppo will also nicht den Jogi machen und für Klinsmann an der Taktiktafel stehen, so wie es Löw für diesen bei der Nationalmannschaft gemacht hat.

Ebenfalls völlig desinteressiert gab sich Ralf Rangnick. "Diese Frage kann nicht ernst gemeint sein. Ich habe bei meinem jetzigen Verein noch einen Vertrag über dreieinhalb Jahre", so der Hoffenheim-Coach zur "AZ".

So bleibt Guido Buchwald aktuell der heißeste Anwärter auf den Job. Klinsmanns ehemaliger VfB-Mitspieler und guter Freund hat jedenfalls schon klar gemacht, dass er grundsätzlich Interesse hätte.

Experten-Team:

Mit der Verpflichtung eines Co-Trainers ist es längst nicht getan. Um individuelles Training und das Arbeiten in Klein-Gruppen zu ermöglichen, braucht es einen noch größeren Trainerstab.

Wie bei der DFB-Elf plant Klinsmann außerdem, sich Experten ins Boot zu holen.

"Bei Bayern München gibt es sicher auch Ansätze, alte Pfade im sportlichen Bereich zu verlassen. Ich denke, von der Fitness bis zum psychologischen Bereich werden alle Aspekte abgedeckt sein. Da ist mehr als nur ein Assistenztrainer gefordert", glaubt etwa Klinsmann-Intimus Löw in der Zeitung "Die Welt".

Zusammenarbeit mit US-Fitnessgurus 

Mit den amerikanischen Fitnessgurus um Mark Verstegen, Stichwort "Individuelle Leistungsdiagnostik", wird Klinsmann erneut zusammen arbeiten wollen. Auch Nationalmannschafts-Physiotherapeut Oliver Schmidtlein soll wohl zum Team gehören. 

Beim Scouting zauberte er damals den Schweizer Chefanalytiker Urs Siegenthaler aus dem Hut. Bereicherung und neue Erkenntnisse aus anderen Sportarten holte er sich vom früheren Hockey-Bundestrainer Bernhard Peters.

Dieser unterstützt inzwischen auch Rangnick in Hoffenheim. Kommt er jetzt auch zu den Bayern? Auf Anfrage der "tz" meinte Peters: "Ich weiß genau, worauf sie abzielen. Dazu kann ich nichts sagen." Ein Dementi klingt anders.

Was die mentale Seite betrifft, war Psychologe Hans-Dieter Herrmann Klinsmanns erste Wahl. Mann kann davon ausgehen, dass die Bayern-Nationalspieler ab Juli so einige bekannte Gesichter entdecken werden.

Kommt Lehmann? 

Neben der Besetzung seines Trainerteams muss sich Klinsmann auch schon um den Kader der nächsten Saison Gedanken machen. Nach der Verpflichtung von Tim Borowski könnte als nächstes die Torwart-Position in den Fokus rücken. Es könnte der nächste Knalleffekt folgen.

Wusste Jens Lehmann bei seiner Absage an Borussia Dortmund bereits mehr? Eines ist offensichtlich: Ein Wechsel des Nationalkeepers nach München im Sommer würde durchaus Sinn machen.

Punkt 1: Klinsmann und Lehmann - das passt. "Im Fußball ist einiges vorstellbar. Wer hätte vor ein paar Tagen gedacht, dass Jürgen Bayern-Trainer wird?", hält auch Nationalelf-Manager Oliver Bierhoff gegenüber der "Bild"-Zeitung einen Transfer nicht für ausgeschlossen.

Punkt 2: Michael Rensing soll die Nachfolge von Oliver Kahn antreten und die neue Nummer eins werden. Aber was passiert, wenn Rensing eine Formkrise hat oder verletzt länger ausfällt? Womöglich sogar in einem entscheidenden Champions-League-Spiel.

Abgesehen davon, dass Rensing erst noch beweisen muss, dass er auf Dauer gut genug ist für das Bayern-Gehäuse.

Bayern braucht dringend eine Absicherung und sucht deshalb einen international erfahrenen zweiten Torhüter.

Nun steht Lehmann nicht gerade unter dem Verdacht, gerne Ersatztorhüter zu sein. Aber die Rolle als - gut bezahlter - Backup und Mentor könnte ihm gefallen. Vielleicht bieten die Bayern ihm sogar eine Perspektive nach der Karriere als Torwart-Trainer.

Punkt 3: Nach Informationen der "Bild"-Zeitung hat Lehmann seinen Sohn Lasse an der Internationalen Schule in Starnberg angemeldet. Wozu, wenn nicht, weil er ab nächster Saison in München weilen wird. Er wird ja seinen Sohn nicht alleine nach Starnberg schicken...

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