Ein Holländer für die Bayern?

Von Florian Bogner
hiddink, van basten, holland, trainer, fußball
© Getty

München - Die Kuh ist vom Eis, die Sache geklärt, die Wahrheit ist raus: Ottmar Hitzfeld wird zum 1. Juli 2008 nicht mehr Bayern-Trainer sein. Was für die einen eine simple Tatsache und damit der Übergang zum Alltag ist, ist für andere gefundenes Fressen.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Denn (rauchfreie!) Stammtische, Vater-Sohn-Gespräche und nicht zuletzt die Fußball-Redaktionen des Landes werden fortan zwei Fragen bestimmen: Was macht Hitzfeld danach? Und vor allem: Wer wird der neue Bayern-Trainer? 

Der scheidende Mann wollte sich zu seiner Zukunft noch nicht final äußern, es läuft jedoch entweder auf den Posten des Schweizer Nationalcoaches oder eine Wiederaufnahme seiner Experten-Tätigkeit bei Premiere hinaus.

"Schweizer Nationalmannschaft oder Fernseh-Experte - jetzt sind es noch zwei Optionen. Das möchte ich aber noch offen lassen, da habe ich mich noch nicht entschieden", meinte der 58-Jährige am Mittwoch. 

"Kann das bis Saisonende gut gehen?"

Viel wichtiger ist jedoch die Frage, wie der zweimalige Welttrainer des Jahres mit dem Druck als Auslaufmodell ("tz") zurecht kommen wird. Die "Bild" machte am Donnerstag bereits mit der Überschrift "Hitzfeld und die Bayern-Bosse - Kann das bis Saisonende gut gehen?" auf, während der "Kicker" verkündete: "Hitzfeld hat genug". 

Im Interview mit dem Fachmagazin meinte der 58-Jährige nämlich leicht angefressen: "Ich möchte die Presse nicht kritisieren, aber was bei uns passiert, das ist nicht normal." In der Schweizer Zeitung "Blick" bekannte er derweil: "Die nächsten Monate werden für mich hart. Das ist immer so, wenn man als Trainer frühzeitig seinen Abgang ankündigt."

Eines ist klar: Sollte der sportliche Erfolg in den ersten Wochen der Rückrunde ausbleiben, wird es für Hitzfeld zunehmend ungemütlicher werden. Schon jetzt grassieren mindestens ein Dutzend Namen für Hitzfelds Nachfolge, Tendenz steigend. Damit täglich konfrontiert zu werden, erfordert ein mächtiges Stück Gelassenheit bei allen Beteiligten - Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge eingeschlossen.

Stevens empfiehlt Hiddink

Für Hitzfelds Nachfolge gibt es derzeit keinen klaren Favoriten. Marco van Basten, da sind sich "Kicker", "tz" und die "Welt" einig, soll jedoch die besten Chancen besitzen. Der "Münchner Merkur" ist sich ebenfalls sicher: "Hitzfelds Nachfolger - wahrscheinlich ein Holländer", titelt das Blatt.

In allen Zeitungen werden auch Frank Rijkaard und Guus Hiddink in die Auswahl mit einbezogen. Die "tz" hat aus diesem Grund bei Huub Stevens nachgefragt, der den Bayern Hiddink wärmstens empfiehlt.

"Wenn ich Bayern München wäre, würde ich einen erfahrenen Trainer nehmen. Bei Bayern ist mehr Druck als in Holland. Ein Guus Hiddink käme damit besser klar. Van Basten passt besser zu Ajax als zu Bayern. Er hat die Erfahrung nicht", so der HSV-Trainer.

Neururer: "Uli - nimm mich!"

Der "Merkur" teilt derweil die Kandidaten in eine internationale und eine nationale Liste ein und greift dabei tief in die Kiste. Neben den drei Holländern werden auf dem Weltmarkt noch Jose Mourinho, Luis Felipe Scolari, Rafael Benitez, Marcello Lippi und Martin Jol als mögliche Optionen genannt.

Innerhalb des Landesgrenzen benennt das Münchner Blatt mit Armin Veh, Jürgen Klopp, Dieter Hecking, Ralf Rangnick, Jürgen Klinsmann, Stefan Effenberg, sowie Lothar Matthäus und Klaus Augenthaler gleich acht mögliche Kandidaten.

Vergessen hat man dabei eigentlich nur Peter Neururer, der sich in der "Bild" herrlich selbstironisch mit ins Gespräch bringt. O-Ton des ehemaligen Lautsprechers der Liga: "Der Uli muss den Besten holen, der auf dem Markt ist - und das bin ich. Wenn ich Hoeneß wäre, würde ich mich nehmen."

Als zweite Wahl würde Neururer selbstlos den derzeit ebenfalls arbeitslosen Klaus Augenthaler empfehlen.

Basler spricht sich für Schaaf aus

Mit Empfehlungen hält sich auch Mario Basler in der "Passauer Neuen Presse" nicht zurück. Er fragt: "Warum muss es immer ein international erfahrener Trainer sein?" und spricht sich für eine ligainterne Lösung aus: "Es kann ja auch mal ein jüngerer Trainer sein, der sich noch beweisen will. Thomas Schaaf kann ich mir sehr gut beim FC Bayern vorstellen."

Gegen Lothar Matthäus, der wiederum bei der "Welt" sehr hoch gehandelt wird, spricht laut Basler, dass "der Lothar den Fußballlehrer noch nicht hat".

So wird das die nächsten Wochen und Monate weiter gehen, bis Uli Hoeneß irgendwann vor die Mikrophone treten und sagen wird: "Wir sind glücklich, ab 1. Juli mit Trainer XY zusammen zu arbeiten." Bis dahin werden weitere Namen kommen und gehen, Trainer werden sich selbst anbieten oder aus dem Rennen nehmen - das ist nichts Neues in diesem Geschäft.

Hitzfeld wird sich damit arrangieren müssen. Trainer-Urgestein Jörg Berger glaubt im "Kicker" jedenfalls an die Integrität der Verantwortlichen. "Wenn man Ottmar nun von Vereinsseite her den Rücken stärkt, wenn man ihm weiterhin Vertrauen schenkt, dann sehe ich keine Probleme in seiner Zusammenarbeit mit den Spielern", so Berger.

Er ist sich sicher: "Hitzfeld wird sich am Saisonende mit dem Meistertitel verabschieden." Damit hätte er seinem Nachfolger auf jeden Fall einen vorgelegt.

Artikel und Videos zum Thema