Viel zu schnell auf 180

Von Andreas Lehner
Breno, Bayern, Training
© Imago

München - Ottmar Hitzfeld war sehr zufrieden mit dem einwöchigen Trainingslager in Marbella.

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"Das Fazit ist natürlich positiv. Wir konnten hier in Spanien eine gute Basis schaffen", sagte der Trainer, der sich besonders über die Fitness-Werte seines Teams freute: "Die Testergebnisse waren besser als im Sommer."  

Nur einer hinkt der Musik noch etwas hinterher, Breno. Der 12,3 Millionen Euro teure Neuzugang vom FC Sao Paulo hat noch enorme Probleme mit der Umstellung und der für ihn neuen körperlichen Belastung.

"Er hatte fünf Wochen Ferien, zuvor eine anstrengende Saison in Brasilien. Hier merkte man, dass er bei Belastung früh einen hohen Puls erreicht hat. Da müssen wir noch Aufbauarbeit leisten", beschrieb Hitzfeld den körperlichen Zustand des 18-Jährigen. Vor allem an der Schnelligkeit muss noch gefeilt werden. Bei den Sprintübungen lieferte er sich ein heißes Duell mit Luca Toni - um den letzten Platz.

Er wird auf keinen Fall spielen 

Zugegeben, die Gründe für seinen Rückstand sind einleuchtend, zudem laborierte er während seiner Ferien an einer leichten Oberschenkelverletzung. Etwas überraschend kam Hitzfelds Ansage, dass Breno am Anfang auf keinen Fall spielen werde aber schon.

Denn warum tätigen die Bayern in der Winterpause einen der teuersten Transfers der Vereinsgeschichte, um einen Spieler aus Brasilien zu holen, der körperlich extreme Defizite hat und folglich nicht spielen kann?

Investition in die Zukunft

Erinnerungen an die technisch hochbegabten aber körperlich völlig überforderten Julio dos Santos und Ali Karimi kommen da schon mal hoch. Ganz so schlimm ist es allerdings nicht, da Breno im Trainingslager spielerisch gute Ansätze zeigte und die horrende Ablösesumme auch als "Investition in die Zukunft" (Karl-Heinz Rummenigge) gedacht ist.

Zu dieser Winter-Investition wurden die Münchner wohl aber auch durch die Konkurrenz im Transferpoker um das Innenverteidigertalent gedrängt. Denn auch Real Madrid hätte Breno gerne gehabt, war aber nicht bereit die Ablöse zu zahlen. Die Königlichen wollten Breno im Sommer und dann für ein paar Millionen weniger.

Zeit zur Akklimatisierung

Der Zeitpunkt macht auch Sinn, wenn man die 17 Spiele in der Rückrunde als Anlaufphase betrachtet, die dem 18-Jährigen die Anpassung an den europäischen Fußball und auch an die höhere Intensität in Spiel und Training erleichtern soll.

Hätten ihn die Bayern erst im Sommer unter Vertrag genommen, wäre die Vorbereitungszeit maximal sechs Wochen gewesen. Dazu hätte er aufgrund seiner wahrscheinlichen Olympia-Teilnahme mit Brasilien einen Teil der Vorbereitung verpasst. Im Gegensatz zu Lucio und dem bereits nominierten Martin Demichelis, die bereits für ihre jeweilige A-Nationalmannschaft auflaufen (Uli Hoeneß: "Das wird es nicht geben, dass die auch noch für die Olympiaauswahl abgestellt werden!"), würden die Bayern auch ohne Murren auf ihn verzichten.

Jetzt hat Breno eine komplette Halbserie Zeit, um das Niveau in der Bundesliga und im europäischen Fußball kennenzulernen und sich zu akklimatisieren. Dies wird vor allem über Kurzeinsätze funktionieren, denn mit Demichelis und Lucio standen die Bayern in der Vorrunde extrem sicher und ließen in der Liga nur acht Gegentore zu. Hitzfeld hat in Marbella auch schon durchblicken lassen, dass er seine erste Elf schon im Kopf hat und sich diese kaum von der der Hinrunde unterscheiden wird.

Bezugsperson Lucio

Die Bayern scheinen ihr neues Juwel behutsam aufbauen zu wollen. Denn auch kulturell wird Breno noch Zeit brauchen, um sich wohlzufühlen. In Marbella war sichtbar, dass er sich verstärkt an seinen Landsmann Lucio hält und dieser ihn auch auf väterliche Weise an die Hand nimmt und ihm Ratschläge erteilt.

Das dürfte auch Ottmar Hitzfeld freuen. Denn der ehrgeizige Lucio wird Breno in München schon den richtigen Weg weisen.

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