Es hängt an Mercedes-Gegner Alonso

Fernando Alonso drehte sich im Freitagstraining. Bleibt das sein einziger Fehler?
© getty

Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel könnte seine dritte Titelverteidigung schon beim Großen Preis von Japan perfekt machen. Obwohl die Ausgangslage beim Duell mit Fernando Alonso nicht schlecht ist, spielt Red Bull auf Zeit. Dabei hat der Vizeweltmeister von Ferrari schon aufgegeben und kämpft nur noch gegen Mercedes.

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"Es gibt am Samstag null Frustration mehr", erklärte Alonso nach dem Qualifying über seinen enttäuschenden achten Startplatz. Den Asturier trennen 77 Punkte in der WM von Vettel. Der Heppenheimer ist Vierfachweltmeister, wenn Alonso am Sonntag maximal Neunter wird und er selbst gewinnt.

Dass Alonso aber im Rennen noch um einen Rang zurückfällt, scheint ausgeschlossen. Zu stark ist der Ferrari seit Jahren am Sonntag. Letztmals gab es einen Grand Prix, bei dem Vettel gewann und Alonso Neunter wurde, in China am 12. April 2012.

Die Startaufstellung in der Übersicht

Wahrscheinlicher ist da ein Ausfall. "Fernando kann im Getümmel durchaus einen Unfall bauen, daher schätze ich die Chancen auf 50:50", erklärte RTL-Experte Christian Danner in Hinblick auf die vorzeitige Weltmeisterkrönung. Erinnerungen ans letzte Jahr werden wach, als Fernando Alonso am Start mit Kimi Räikkönen kollidierte.

Alonso gefrustet: "Seit vier Jahren eine Sekunde hinter Red Bull"

Hundertprozentig motiviert wirkt Alonso derzeit zumindest nicht. "Seit vier Jahren sind wir eine Sekunde hinter Red Bull. Wir waren Siebter in Südkorea, wir hatten das Tempo nicht und sind hier schon fünf Tage später angekommen. Wir erwarten keinerlei Wunder", erklärte der Asturier und stellte Vettel einen Freifahrtschein aus: "Gewinnt er nicht hier, dann in Indien oder Abu Dhabi."

Dass der Ferrari-Pilot am Sonntag unmotiviert im Kreis fährt, ist allerdings ausgeschlossen. "Die Starts, die Strategie, der Reifenverschleiß - deshalb sind wir Zweiter in der Team- und Fahrerwertung", hob er hervor und lenkte den Blick aufs Wesentliche: Mercedes liegt in der für die Italiener immens wichtigen Konstrukteursmeisterschaft nur einen Zähler hinter dem Traditionsrennstall.

Mercedes mit zwei Strategien

Das Problem: Beide Silberpfeile gehen vor ihm ins Rennen: Hamilton ist Dritter, Rosberg Sechster. Obwohl die harten Pirelli-Mischungen in Japan besser halten als bei der Enttäuschung in Südkorea, schickt Mercedes seine Fahrer mit unterschiedlichen Strategien ins Rennen.

"Wir werden sehen, was das für den Reifenverschleiß bedeutet", sagte Brawn über die unterschiedlichen Setups. "Nico war schneller auf den Longruns und schien auch die bessere Balance im Auto zu haben", erklärte Hamilton, der selbst auf Topspeed setzt: "Die Variante ist vielleicht etwas härter zu den Reifen."

Rosberg konzentrierte sich dagegen allein aufs Rennen. "Ich hatte nicht erwartet, Sechster zu sein. Das ist etwas ärgerlich, weil alles so eng ist", so der gebürtige Wiesbadener: "Ich nehme jedes Rennen, wie es kommt, will aber noch einen weiteren Sieg und weitere Podestplätze."

Vettel: "Das primäre Ziel ist der GP"

Den vierten Saisonsieg von Rosberg will Vettel allerdings mit aller Macht verhindern. "Das primäre Ziel ist mit Sicherheit der Grand Prix", erklärte Vettel am Samstag nach der verpassten fünften Suzuka-Pole seiner Karriere trotz der Chance, auf seiner erklärten Lieblingsstrecke seinen vierten WM-Titel in Folge perfekt zu machen.

Der Heppenheimer will über eine vorzeitige Titelverteidigung überhaupt nicht nachdenken: "Wir müssen uns auf das Rennen konzentrieren und dann werden wir relativ schnell herausfinden, ob es gereicht hat."

Horner: Alonso nach Start dran

"Sehr gering", stufte zumindest Teamchef Christian Horner die Chancen auf die vorzeitige Entscheidung ein: "Selbst wenn er als Achter oder Zehnter losfährt, ist er nach der ersten Runde wieder dran." Zudem käme eine Entscheidung unpassend: Mit Adrian Newey fehlt in Japan der Vater des Erfolgs, weil er in der heimischen Fabrik am Auto für 2014 arbeitet.

Auch ohne den Technikdirektor wird Red Bull aber voll auf Sieg fahren. Ob Vettel seinen Polesetter Mark Webber aber überhaupt angreifen kann, ist unklar. Red Bull wusste auch nach dem Qualifying nicht, warum das Energierückgewinnungssystem KERS beim Weltmeister am Morgen und am Nachmittag Probleme machte.

Marko: "Wissen nicht, was das genaue Übel ist"

"Das zeigt, dass wir nicht wissen, was das genaue Übel ist", erklärte Motorsportberater Helmut Marko: "Wir haben schon relativ viel gewechselt. Aber jetzt geht man noch alle elektrischen Elemente wie Kabelbaum durch." Vettel habe jedoch bewiesen, dass er auch ohne die Zusatz-PS vorne mitfahren könne.

Doch auch wenn die Mechaniker den Fehlerteufel rechtzeitig ausmerzen, hat Vettel keineswegs gewonnen. Er startet im Gegensatz zu Webber auf der schmutzigen Seite. Zudem will der Australier unbedingt noch sein zehntes Formel-1-Rennen gewinnen, bevor er sich nach der Saison zu Porsche in die Langstrecken-WM verabschiedet.

"Ich fahre mein Rennen und er seins", schob der 37-jährige jegliche Gedankenspiele über eine Teamorder beiseite: "Es ist nicht das letzte Rennen der Saison. Wir werden da draußen ziemlich auf uns alleingestellt sein." Vettel dürfte das nach den Erfahrungen von Malaysia, als er Webber mit einem harten Manöver überholte, überhaupt nichts ausmachen.

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