Die Enttäuschung sitzt tief, aber umso stärker fiebert sie mit ihren Auswahl-Kolleginnen aus der Ferne mit. Nora Reiche sitzt nach zwei Kreuzbandrissen binnen sieben Monaten im dänischen Viborg vor dem Fernseher und verpasst kein Spiel der DHB-Frauen bei der EM in Skopje.
"Ich sitze hier und drehe Däumchen. Es ist schlimm, wenn man gar nichts machen kann außer warten. Aber immerhin gehe ich nicht an Krücken und kann meinen Alltag bewältigen", berichtete die Linkshänderin.
Zu gerne wäre die frühere Leipzigerin mit dabei in Mazedonien, aber eine nicht enden wollende Pechsträhne verhinderte die Auftritte der 25 Jahre alten Rechtsaußen, die seit 2007 für den dänischen Spitzenclub Viborg HK spielt.
Zwei Kreuzbandrisse in einem Jahr
Alles begann am 1. März 2008 im Champions-League-Spiel gegen Hypo Niederösterreich. Erster Kreuzbandriss, mehrere Monate Pause. Reiche verpasste die Olympischen Spiele in Peking, wo ihre Mannschaft mit Rang elf enttäuschte.
Sieben Monate quälte sich die Sächsin in der Rehabilitation, schwitzte für ihr Comeback. Anfang Oktober sollte es dann so weit sein. Reiche stand wieder im Mannschaftstraining und wollte auch im Nationalteam angreifen.
Doch dann der erneute Schock: Im Training zog sie sich den zweiten Kreuzbandriss im rechten Knie zu und fällt den Rest der Saison aus.
Der große Frust begann. "Der erste Kreuzbandriss war irgendwie noch verkraftbar, das passiert jedem Handballer mal, auch wenn ich dadurch nicht in Peking dabei sein konnte. Aber der zweite hat mich richtig runtergezogen", sagte Reiche.
Reiche traut ihrem Team das Halbfinale zu
Nach einer Arthroskopie im November wurde die geplante "große" Operation erst einmal verschoben, nun soll Reiche im Februar unters Messer.
So hat sie Zeit, sich viele EM-Spiele anzuschauen und fiebert mit der deutschen Mannschaft mit. Nach den drei Siegen in der Vorrunde gegen Mazedonien, Serbien und Kroatien ist sie optimistisch, dass die Deutschen nach der Olympia-Pleite nun zum großen Wurf ausholen.
"Sie haben die große Chance, mindestens ins Halbfinale einzuziehen. Die Mädels haben aus ihren Fehlern von Peking gelernt und sich weiterentwickelt. Nun ist alles möglich. Und ein bisschen Glück gehört auch dazu. In Skopje gewinnt Deutschland die knappen Spiele, die in Peking allesamt verloren wurden", analysierte sie aus der Ferne.
Reiche vermisst allerdings noch die nötige Konstanz. "Auf 15 tolle Minuten mit viel Tempo folgen 15 schwache. Wenn die Mannschaft 50 Minuten konstant spielt, können auch Gegner wie Norwegen, Dänemark oder Russland besiegt werden, die bei früheren Turnieren unerreichbar schienen", urteilte sie.
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