Krisenherde an allen Fronten

Magdeburg - Die sportliche Talfahrt nimmt kein Ende und hinter den Kulissen sorgt ein neuer Machtkampf für große Unruhe: Bei EHF-Pokalsieger SC Magdeburg kriselt es derzeit an allen Fronten. 

Nachdem Präsident Rolf Oesterhoff am Dienstag in einer eigens einberaumten Pressekonferenz von Umsturzplänen berichtete und Ex-Manager Bernd-Uwe Hildebrandt als Initiator ausmachte, teilte Hildebrandt einen Tag später gegen die Führungsriege des ersten deutschen Champions-League-Siegers im Handball aus.

Den Antrag auf Einberufung einer außerordentlichen Mitgliederversammlung zum Zweck des Präsidiumssturzes habe er keineswegs auf den Weg gebracht. "Das ist dummes Zeug. Ich habe nur wie viele andere unterschrieben. Wenn ich der Initiator wäre, dann wäre ich persönlich hingegangen und hätte die Liste abgegeben", sagte Hildebrandt, der im Zuge von staatsanwaltlichen Ermittlungen unter anderem wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung gegen seine Person im März den SCM verlassen hatte.

Hildebrandt greift Kretzschmar an

Alle 256 Personen auf der Liste wollten lediglich Klarheit über die Situation beim SC erlangen. "Die Leute wollen wissen, wo die Probleme liegen. Da sind ein Haufen Amateure am Werk und es läuft abenteuerlich", so Hildebrandt. In seine Kritik schloss er auch Sportdirektor Stefan Kretzschmar ein, der nach dem Rauswurf von Coach Bogdan Wenta auch als Interimstrainer fungierte.

So habe Kretzschmar "keine Ausbildung und noch keinen Tag arbeiten müssen", bevor er seinen Posten antrat. Osterhoff ist dagegen "sehr zufrieden" mit Kretzschmar und seinem Team und geht davon aus, dass Hildebrandt hinter der Unterschriftenaktion steckt. "Es ist für alle mehr als offensichtlich, dass er es war", so Oesterhoff. Zudem sind nahezu alle der Unterzeichner dem Klub erst kürzlich beigetreten.

"Natürlich ist Verunsicherung im sportlichen Bereich da"

Laut Oesterhoff wurden sogar die Mitgliedsbeiträge gesammelt von einer Person bezahlt. So nehmen die Baustellen für das Präsidium kein Ende. Zuletzt wurde die drohende Insolvenz der Handball-GmbH erst mit zusätzlichen Sponsoren-Geldern abgewendet, dann musste ein Loch von 800.000 Euro gestopft werden.

Sorgen macht Oesterhoff allerdings auch die sportliche Situation, die nach dem 28:33 gegen die Rhein-Neckar Löwen am Dienstagabend ihren neuen Tiefpunkt in Tabellenplatz elf fand. "Das Bild, dass wir derzeit abgegen, ist sicher kein gutes. Und natürlich ist die Verunsicherung im sportlichen Bereich da. Die ganzen Probleme kosten Zeit", so der Präsident.

Olsson und Biegler als Trainer im Gespräch 

Für Hildebrand eindeutig zu viel. "Wenn es so weitergeht, ist Magdeburg am 31. Dezember mit den Füchsen Berlin auf einem Niveau", meinte er. Die Querelen machen eine Trainersuche nicht gerade einfacher. Als Kandidaten gelten der langjährige Kieler Profi Staffan Olsson und Michael Biegler, dessen Kontrakt beim Wilhelmshavener HV ausläuft. Immerhin verlängerte Christoph Theuerkauf bei seinem Stammverein SCM.

Gleichzeitig mehren sich aber auch die Spekulationen, die polnischen Vizeweltmeister Karol Bielecki und Grzegorz Tkaczyk könnten schon vorzeitig zu den Rhein-Neckar Löwen wechseln. "Das kann ich mir nur vorstellen, wenn wir in extrem brutale wirtschaftliche Gewässer kommen sollten", sagte Kretzschmar im DSF. Das Duo hat in Mannheim Vorverträge ab der Saison 2008/09 für jeweils drei Jahre unterschrieben.