FC Bayern München - Erkenntnisse zum Sieg gegen Barça: Kein Platz mehr für diesen FCB-Star? Kimmich kann doch defensiv

27. Oktober 202209:06
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Der FC Bayern hat auch das zweite Spiel in der Gruppenphase der Champions League gegen den FC Barcelona gewonnen. Besonders die Defensive der Münchner wusste zu überzeugen und ein Nationalspieler strafte seine Kritiker Lügen. Bei Barça stellt sich hingegen eine Kader-Frage. Drei Erkenntnisse zum FCB-Sieg im Camp Nou.

FC Bayern: Kein Platz mehr für diesen FCB-Star?

Fünftes Spiel, fünfter Sieg - der FC Bayern gibt sich in der Champions League weiterhin keine Blöße. Wie schon beim ersten Aufeinandertreffen im September kassierten die Münchner gegen den FC Barcelona kein Gegentor. Anders als noch in der Allianz Arena vor rund einem Monat hätte Barça allerdings nicht "3:0 führen müssen", wie Julian Nagelsmann im Rückblick auf die schwache erste Hälfte seines Teams auf der Pressekonferenz vor dem Spiel ein weiteres Mal betonte. Ganz im Gegenteil: Im Camp Nou ließ man keinen einzigen Schuss aufs Tor zu.

Ohnehin kamen die Gastgeber nur neunmal zum Abschluss, unter dem Punkt "Schussgenauigkeit" in der Statistik-Tabelle von Statsperform standen am Ende somit vielsagende null Prozent. Ein für Barça ernüchternder und zugleich bedenklicher Wert, der auch den beiden FCB-Innenverteidigern Dayot Upamecano und Matthijs de Ligt geschuldet ist. Letzterer staubte sogar den "Man of the Match"-Award der UEFA ab, obwohl Serge Gnabry (SPOX-Note: 1,5) beim 3:0-Sieg alle drei Tore vorbereitete und seine Topform erneut unterstrich.

Der Niederländer hatte Robert Lewandowski, genau wie sein Nebenmann, das Leben denkbar schwer gemacht. Lediglich dreimal hatte der "beste Stürmer der Welt" (de Ligt) den Ball im Münchner Strafraum. Um überhaupt am Spiel teilzunehmen, ließ sich der einstige Bayern-Star häufig fallen und kam so immerhin auf 34 Ballaktionen.

De Ligt überzeugte außerdem mit einer nahezu perfekten Passquote von 96 Prozent - und untermauerte seine seit Wochen starke Form. Zum Saisonstart fand sich der Neuzugang von Juventus Turin noch häufig auf der Bank wieder, das änderte sich spätestens mit dem Ausfall von Lucas Hernández. Der Franzose hatte sich ausgerechnet beim ersten Duell mit Barça eine langwierige Verletzung (Muskelbündelriss im Adduktorenbereich) zugezogen und stieg in der vergangenen Woche wieder ins Lauftraining ein. Nun geht er quasi als doppelter Verlierer aus den Spielen gegen Barcelona heraus.

Denn de Ligt und der schon länger bärenstarke Upamecano geben seit Wochen ein "brillantes" Duo in der Innenverteidigung (Nagelsmann) ab. Seit dem Hernández-Ausfall kassierte der deutsche Rekordmeister lediglich sieben Gegentore in neun Spielen - nur bei dreien standen sie gemeinsam auf dem Platz, fünfmal hielt man die Null.

Für Hernández wird es bei dessen Rückkehr also eine Mammutaufgabe, wieder in die erste Elf zu rücken. Zumindest bei großen Spielen hat Nagelsmann vorerst keine Gründe, seine eingespielte Innenverteidigung zu sprengen.

FC Bayern: Die Spiele bis zur WM-Pause

TerminGegnerWettbewerbOrt
26. Oktober, 21 UhrFC BarcelonaChampions LeagueAuswärts
29. Oktober, 15.30 UhrFSV Mainz 05BundesligaHeim
1. November, 21 UhrInter MailandChampions LeagueHeim
5. November, 15.30 UhrHertha BSCBundesligaAuswärts
8. November, 20.30 UhrWerder BremenBundesligaHeim

FC Bayern: Der FCB kann auch Umschaltspiel

"Ich glaube, Barça hat damit nicht gerechnet", sagte Nagelsmann nach dem Spiel bei DAZN und spielte damit auf seinen von der Mannschaft hervorragend umgesetzten Kniff im Camp Nou an. Sein Team hatte den Katalanen über weite Strecken des Spiels den Ball überlassen und die Partie auf für Bayern ungewöhnliche Art und Weise für sich entschieden. Anstatt den Gegner wie so häufig über lange Passstafetten und ein ausgeklügeltes Positionsspiel zu knacken, überlistete Bayern die Hausherren mit einem überfallartigen Umschaltspiel.

Die beiden ersten Tore resultieren aus einem Ballgewinn in der eigenen Hälfte und einem (1:0) oder mehreren Pässen (2:0) in die Spitze gegen die hoch stehende Barça-Defensive. "Wir wussten, dass die rote Zone groß wird und Choupo (-Moting; Anm. d. Red.) mit dem Rücken zum Tor was festmachen kann", erklärte Nagelsmann seinen Matchplan: "Und dann ist es schon so, dass Barça eine sehr hohe Kette hat, ohne wirklich Druck auf dem Ball zu haben."

Außerdem lobte er die Intensität und Galligkeit seiner Spieler in den Zweikämpfen, die zwar mehrere Gelbe Karten nach sich zogen, jedoch ebenso ausschlaggebend für den Erfolg waren. "Wir haben in den letzten drei, vier oder fünf Wochen eine gute Entwicklung genommen", schwärmte er von der aufsteigenden Form der Bayern, die sich auch in den jüngsten Ergebnissen widerspiegelt. Auch von Barças Pressing ließ sich sein Team nicht beeindrucken. "Das spielt für uns keine Rolle", sagte er und sprach von einer "perfekten" Defensivleistung.

Das lag allerdings nicht nur an der bereits angesprochenen Innenverteidigung, sondern auch an Joshua Kimmich. Der Mittelfeldspieler war das Sinnbild der Bayern, die im Vergleich zu anderen Spielen wie im Pokal gegen den FC Augsburg auch in hohen Druckphasen stets die Kontrolle und Ruhe behielten.

Sergio Busquets hatte Kimmich dauerhaft auf den Füßen gestanden, seine "Average Position" deckte sich mit der des 27-Jährigen. Dennoch dirigierte er das Spiel, nur Alphonso Davies (82) hatte mehr Ballaktionen als Kimmich (81). Zudem gewann er acht seiner 14 (!) Zweikämpfe.

Kimmich, der neben Leon Goretzka erneut den defensiven Part im Zentrum übernahm, strafte seinen vielen Kritikern, die ihm vor allem während der Herbst-Krise die Rolle als defensiver (tiefer) Sechser abgesprochen und fehlende Cleverness vorgeworfen hatten, Lügen.

FC Barcelona: Barça hat ein Kader-Problem

Obwohl der FC Barcelona das Aus in der Gruppenphase durch den Sieg von Inter Mailand im frühen Abendspiel nicht mehr hätte abwenden können, bot Xavi die in seinen Augen beste Elf gegen den FC Bayern auf. Schließlich ging es auch um das Prestige, wie sowohl die Worte vor als auch nach dem Spiel durchklingen ließen.

Umso mehr überraschte es, dass der ehemalige Weltklasse-Mittelfeldspieler wie schon zuletzt in der Liga Pedri auf der linken Außenbahn einsetzte. Der eigentliche Zentrumspieler bekam somit den Vortritt vor gleich drei etatmäßigen Flügelspielern: Ferran Torres, Raphinha und Ansu Fati. Erst im Laufe der zweiten Hälfte, als die Partie bereits deutlich abgeflacht war, brachte Xavi seine Dribbelkünstler.

Ferran Torres und Raphinha waren für viel Geld zu den Spaniern gewechselt, eine echte Verstärkung stellen beide allerdings noch nicht dar. Besonders Torres scheint sich seit seinem Wechsel von Manchester City im vergangenen Wechsel noch nicht an sein neues Umfeld gewöhnt zu haben und findet sich zu Spielbeginn häufig auf der Bank wieder. Fati wird nach seinen schweren Verletzungen hingegen langsam aufgebaut.

Die Situation auf den Flügeln deckt somit eines der großen Probleme Barcelonas auf: die Zusammenstellung des Kaders. Beinahe auf jeder Position im Kader herrscht ein Überangebot, auf dem Transfermarkt wird seit zwei Perioden dennoch munter zugeschlagen. Mit dem Spielermaterial scheint Xavi in großen Spielen aber offenbar nicht viel anfangen zu können. Ein weiteres Indiz dafür: Der gelernte Linksverteidiger Marcos Alonso spielte zum wiederholten Male in der Innenverteidigung, obwohl mit Eric García ein dafür geeigneter Spieler im Kader stand.

Wie auch schon die finanzielle Schieflage, die zwar kaum eine Rolle zu spielen scheint, zeigt, fehlt es den Verantwortlichen offensichtlich an Einschätzungsvermögen und Durchblick. Dafür zeigten sie in Person von Präsident Joan Laporta immerhin Einsicht - und die ist bekanntlich der erste Weg zur Besserung.

Champions League: Die Tabelle in Gruppe C

PlatzMannschaftSp.SUNDiff.Punkte
1FC Bayern München55001415
2Inter Mailand5311510
3FC Barcelona5115-24
4Viktoria Pilsen5005-170