Bremen feiert vor dem Spiel gegen den AC Milan den Gegner. Die Werder-Profis dagegen freuen sich im Stillen - und haben einen klaren Plan.
Die Mittagssonne schien, als sich die Mannschaft von Trainer Thomas Schaaf auf dem Nebenplatz den letzten Schliff für das große Spiel gegen das noch größere Milan holte.
Konzentriert absolvierten die Werder-Profis ihr Pensum, beobachtet von einer stattlichen Anzahl an Kiebitzen und Kamerateams.
Das Flair der Königsklasse
Nach der enttäuschenden Champions-League-Vorrunde mit dem glücklichen Einzug in die Trostrunde UEFA-Cup weht mit den Rossoneri bereits in der Runde der letzten 32 wieder jenes geheimnisvolle Flair der Königsklasse durch die Stadt - mehr als gegen Famagusta, Panathinaikos oder Milans Stadtrivale Inter.
"Milan ist ein besonderer Name und eine Mannschaft von ganz besonderer Qualität", sagte Thomas Schaaf auf der Pressekonferenz am Dienstag wenig überraschend. Der von Haus aus stoische Trainer wirkte fast schon apathisch, seine zur Schau gestellte Gelassenheit - gepaart mit großem Respekt für den Kontrahenten - spiegelte aber die Gemütslage seiner Mannschaft sehr gut wider.
Werder-Fans feiern Milan am Flughafen
Bremen freut sich auf Milan. Für gewöhnlich wird dem Gegner von allen Seiten wenig Freundlichkeit entgegengebracht. Da gibt es Kampfansagen der Spieler und Schmährufe der Fans.
In Bremen und beim AC Milan ist das offenbar ganz anders. Werder-Fans tummelten sich am Flughafen, um die Ankunft der Kicker aus Italien wie die eines Messias' zu feiern. Vor dem Mannschaftshotel der Mailänder in der Bremer Innenstadt gab es einen regelrechten Massenauflauf.
Natürlich lag das ein wenig an Ronaldinho. Vielleicht fand der ein oder andere auch Paolo Maldini ganz gut. Die meisten aber waren wegen David Beckham hier. Ein Leihspieler der wenig populären LA Galaxy machte die Fans verrückt - und nahm damit völlig beiläufig auch das öffentliche Interesse von der Mannschaft des Gegners.
Hoffnungen ruhen auf Diego
Den Bremern war der Rummel weit weg von ihren eigenen Problemen sicherlich nur recht. So ging beinahe unter, dass Diego erstmals seit drei Wochen wieder auflaufen wird - und so etwas wie der eigene kleine Messias für die Bremer werden könnte.
"Es ist extrem wichtig, dass Diego wieder dabei ist. Er ist einer, der so ein Spiel auch alleine entscheiden kann", freute sich Clemens Fritz schon wieder auf die Rückkehr des Spielmachers.
Die ansteigende Form in den letzten beiden Ligaspielen mit dem Comeback von Claudio Pizarro (gegen Mönchengladbach) und jetzt Diego sind die letzten Indizien darauf, dass Werder einmal mehr von einem großen Spiel träumt und davon, dem großen Favoriten des Wettbewerbs ein Bein zu stellen.
Noch kein Sieg gegen Milan
"Milan ist zu schlagen. Wir haben oft bewiesen, dass wir gegen große Gegner bestehen können", verwies Fritz auf die beachtliche Historie der Hanseaten auf europäischer Bühne, wo Werder in den letzten Jahren und Jahrzehnten schon so gut wie jeden Gegner schlagen konnte.
Außer Milan. Zweimal trafen die Grün-Weißen bisher auf den AC, zweimal war dann auch Endstation. Vor 20 Jahren kegelte der spätere Champion die Bremer im Viertelfinale des Landesmeisterwettbewerbs raus (0:0 und 1:0), fünf Jahre später setzte sich Milan in der Gruppenphase der Champions League durch (1:1 und 2:1).
Nur das eigene Spiel zählt
Diesmal soll endlich der erste Sieg her. Schaaf weiß auch schon wie. "Wir konzentrieren uns darauf, was uns stark macht. Wir werden einen Teufel tun und unsere Überlegungen der taktischen Ausrichtung des Gegners anpassen."
Heißt im Klartext: Egal, ob die angeschlagenen Beckham oder Alexandre Pato bei den Gästen auflaufen oder ob Trainer Carlo Ancelotti von 4-3-2-1 auf 4-4-2 umstellt - was zählt, ist nur das eigene Bremer Spiel.
"Wenn bei uns alles zusammenpasst, dann können wir so einen Großen auch schlagen", so Schaaf, der auf die latente Diskussion um den in die Jahre gekommenen Milan-Kader wenig gibt. "Es ist völlig unwichtig, ob eine Mannschaft alt ist oder jung. Milan hat so viel Erfahrung und diese Erfahrung kann ein wichtiges Prädikat darstellen in einem K.o.-Spiel."
Schaaf lässt Standards trainieren
So viele Chance wie am Samstag gegen Borussia Mönchengladbach wird Bremen gegen die abgezockten Italiener wohl kaum bekommen. Insofern legte Schaaf in der letzten Trainingseinheit auch viel wert auf Torabschlussübungen und Standardvarianten.
"Wir spielen offensiven Fußball und ich bin mir sicher, dass wir Tore schießen werden. Also ist die größte Herausforderung, sie am Toreschießen zu hindern", formulierte Diego seine Sicht der Dinge im SPOX-Interview.
Keine alltägliche Erfahrung
"Wir können Milan beikommen - aber nur, wenn wir sie auch richtig fordern", meinte Abwehrchef Per Mertesacker, der sich aber eine kleine Anspielung auf die Unkonzentriertheiten beim Torabschluss in den letzten Spielen erlaubte. "Dazu müssen wir die Leichtfertigkeit und Lässigkeit der letzten Wochen ablegen."
Und selbst der sonst so ruhige Mertesacker konnte einen Anflug von Vorfreude und offenbar auch heimlicher Sympathie für den Gegner nicht verbergen. "Obwohl ich ja schon sehr viel gesehen habe, ist das Spiel gegen Milan auch für mich keine alltägliche Erfahrung."
Die voraussichtlichen Aufstellungen
Bremen: Wiese - Fritz, Naldo, Mertesacker, Boenisch - Baumann, Tziolis, Özil, Diego - Pizarro, Almeida
Milan: Dida - Zambrotta, Senderos, Bonera, Jankulovski - Flamini, Pirlo, Ambrosini - Seedorf, Ronaldinho - Inzaghi
Schiedsrichter: Michael Leslie Dean (England)
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