"Das ist so was von lächerlich!"

Von Interview: Florian Bogner
Diego, Werder Bremen
© Imago

Exklusiv34 Tore in 75 Bundesligapsielen. Keine schlechte Quote für einen Mittelfeldspieler. Aber: Diego ist ja nicht irgendeiner. Diego ist einer der Besten. Und Werders Brasilianer will noch mehr. Im Gespräch mit SPOX blickt er auf das bevorstehende UEFA-Cup-Duell gegen den AC Mailand (Mi., 20.15 Uhr im LIVE-TICKER) und erklärt seine Rolle im Boulevard.

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SPOX: Diego, provokant gefragt: Spielen Sie momentan die schlechteste Saison in Bremen?

Diego: Das weiß ich nicht. Das ganze Team hat nicht gut gespielt und ich bin Teil des Teams. In der Hinrunde hatten wir mit vielen Verletzungen zu kämpfen. Was ich weiß, ist, dass ich und meine Kollegen sehr hart trainieren, damit es in der Rückrunde besser läuft.

SPOX: Vor Beginn der Rückrunde sagten Sie, neun Punkte Rückstand auf Hoffenheim könne man aufholen.

Diego: Ich sagte aber auch, dass dazu alles passen muss. Die Mannschaft muss zum Beispiel komplett sein. Wir haben eine der besten Mannschaften in Deutschland - wenn alle fit sind, wenn alle spielen dürfen. Das ist leider nach wie vor nicht der Fall.

SPOX: Ist der Ton bei Werder in der Rückrunde rauer geworden?

Diego: Nein, die Ansprachen von Thomas Schaaf sind so wie zuvor auch. Wir wissen alle, welche Verantwortung wir tragen.

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SPOX: Ihnen selbst werden Eskapaden außerhalb des Platzes nachgesagt. Sarah Connor hier, Alkoholfahrt da - wie reagieren Sie auf solche Meldungen?

Diego: Wir kennen uns und nicht mehr. Ich weiß nicht, wo das Gerücht mit Sarah Connor herkommt. Das ist ganz einfach eine Lüge und ich habe keine Ahnung, warum jemand so etwas erfindet. Der andere Vorfall, den Sie ansprechen, war eine ganz normale Verkehrskontrolle der Polizei, die total aufgebauscht wurde. Das hätte jedem passieren können.

SPOX: Nachdem Ihnen nach Ihrer Polizeikontrolle ein Blutalkoholwert von 0,8 Promille nachgewiesen wurde, sagten Sie, der Kellner wäre auch mit schuld gewesen, weil er immer nachschenkte.

Diego: Das habe ich doch nur scherzhaft gesagt, aber die Presse hat kein Interesse das auch so wiederzugeben. Natürlich hatte der Kellner keine Schuld. Ich wurde von der Polizei verwarnt und kenne die Regeln jetzt.

SPOX: Eine deutsche Boulevardzeitung vermutet, dass Sie das alles tun, um Werder durch die Hintertür verlassen zu können.

Diego: Ehrlich: Das ist so was von lächerlich! Wenn ich wirklich weg wollen würde, wäre das doch eher ein Ansporn, noch besser zu spielen, oder? Ich habe Vertrag bei Werder und ich werde solange hier spielen, solange sie mich hier haben wollen.

SPOX: Leidet Ihr Ruf unter der sehr boulevardesken Berichterstattung über Sie?

Diego: Die Fans - und darum geht es - haben ein Gespür dafür, wie sehr ich an dem Klub hänge und was ich ihm zurückgeben will. Also ziehe ich es vor, über solche Klatschmeldungen besser zu schweigen.

SPOX: Wenn Sie Probleme haben - zu wem gehen Sie?

Diego: Ich rede viel mit Naldo. Er ist einer meiner besten Freunde hier in Bremen und wohnt auch gleich nebenan. Wenn es um Fußball geht, ist Thomas Schaaf der erste, zu dem ich gehe.

SPOX: Stimmen Sie der gängigen Meinung zu, dass Brasilianer ein bisschen Extra-Pflege brauchen?

Diego: Einige Brasilianer sind sicher dafür bekannt, etwas extravagant zu sein. Aber auf die meisten trifft das nicht zu. Wir arbeiten alle sehr hart, aber manchmal brauchen wir auch ein bisschen Spaß, um ein glückliches Leben zu führen.

SPOX: Klaus Allofs meinte vor ein paar Wochen, er habe Ihnen ins Gewissen geredet, und dass Sie ab sofort unter "intensiver Beobachtung" stünden.

Diego: Wir haben darüber geredet, dass die Medien extrem auf mich schauen, ja. Und wenn der Verein denkt, dass ich noch besser sein kann, ist das doch großartig. Ich bin Teil der Mannschaft, meine Leistung schlägt sich auf das ganze Team nieder. Ich werde versuchen, noch besser zu spielen.

SPOX: Haben Sie nach dem Gespräch mit Klaus Allofs ein paar Dinge anders gesehen?

Diego: Nein, unsere Unterhaltung war sehr freundschaftlich. Wir sind derselben Meinung und wissen beide, was am besten für mich und den Klub ist.

SPOX: Angeblich will Manchester City 25 Millionen Pfund für Sie auf den Tisch legen. Nur ein Gerücht?

Diego: Über andere Vereine kann ich nichts sagen. Um solche Angelegenheiten kümmert sich mein Vater, ich konzentriere mich voll aufs Fußball spielen. Er berät mich in jeder Lebenslage. Wenn ein Klub an mir interessiert ist, muss er zuerst mit Werder sprechen. Und bis heute weiß ich von keinem Angebot. Ich habe sehr viel Achtung vor Werder Bremen und bin glücklich hier. Mein Vater sieht das auch so.

SPOX: Was haben Sie gedacht, als die vermeintliche ManCity-Offerte über 125 Millionen Euro für Kaka publik wurde?

Diego: Als erstes: Eine Wahnsinnssumme. Danach: Dass das Gehaltsangebot Kaka bestimmt in keinster Weise schwach werden lässt. Ich kenne Kaka - er ist ein introvertierter Mensch. Er denkt nicht an das große Geld, sondern eher an seine Fans in Mailand. Kein Geld der Welt kann ihn von Milan weglocken. Er liebt Milan, Milan liebt ihn - es ist die perfekte Kombination.

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SPOX: Im UEFA-Cup treffen Sie nun auf Kaka und Milan. Welchen Stellenwert hat das Duell für Sie?

Diego: Naja, wir wollten Milan sicherlich nicht schon in der Runde der letzten 32 haben, aber nun ist es eben so. Ein solches Spiel motiviert einen Spieler ungemein. Wir spielen gegen eines der besten Teams der Welt mit einem fantastischen Mittelfeld. Wenn wir den größten Favoriten auf den Titel wirklich schlagen, würde uns das sehr viel Selbstvertrauen geben.

SPOX: Wie kann man Milan schlagen?

Diego: In erster Linie muss man Kaka und Ronaldinho stoppen, sie sind am gefährlichsten. Jetzt ist Kaka verletzt, aber das macht es nicht unbedingt leichter für uns. Da sind ja auch noch Pirlo, Seedorf, Pato, Inzaghi... Sehen Sie, wie schwierig es wird? Wir spielen offensiven Fußball und ich bin mir sicher, dass wir Tore schießen werden. Also ist die größte Herausforderung, sie am Toreschießen zu hindern.

SPOX: Haben Sie Kontakt zu Ronaldinho, Kaka oder Pato?

Diego: Leider nicht regelmäßig. Dafür wohnen wir zu weit auseinander. Wir sehen uns nur bei der Nationalmannschaft. Das Leben eines Profis bringt eben viele Unannehmlichkeiten mit sich - man ist eigentlich permanent auf Achse - im Flugzeug, im Hotel - und hat wenig Zeit für persönliche Beziehungen. Aber ich werde versuchen, direkt vor dem Spiel mit ihnen zu sprechen. Mal sehen, ob sie mir ein, zwei Geheimnisse verraten.

Diego im Steckbrief