EXKLUSIV Fast 15 Jahre spielte Christian Schulz für Werder Bremen. Vor dem Spiel gegen seinen Ex-Klub (So., 16.45 Uhr im LIVE-TICKER und bei Premiere) spricht Schulz über Hannovers Aussichten im Abstiegskampf, Wechselgedanken von Robert Enke und seine Rückkehr in die alte Heimat.
SPOX: Herr Schulz, erstmal herzlichen Glückwunsch zum 26. Geburtstag! Wie haben Sie am Mittwoch gefeiert?
Christian Schulz: Ich habe mit meiner Familie und meiner Freundin gebruncht, abends habe ich mir natürlich das Länderspiel angeschaut.
SPOX: Rein sportlich gab es in der laufenden Saison wenig Anlass zu feiern. Woran liegt es, dass die Saison so anders verlaufen ist, als alle vorher gedacht hatten?
Schulz: Da spielen viele Faktoren mit. Wir haben zum einen keine Konstanz in unser Spiel bekommen, zum anderen hatten wir einfach extremes Verletzungspech. Ich will es jetzt nicht allein daran festmachen, aber wenn man immer wieder auf vier, fünf Positionen wechseln und die Viererkette permanent umstellen muss, ist es eben schwierig, in einen Lauf zu kommen.
SPOX: Eklatant ist vor allem die Auswärtsschwäche: Das Unentschieden in Hoffenheim war erst der zweite Punkt auswärts...
Schulz: Nicht umsonst sagt man: die Fans sind der zwölfte Mann. Mit dem eigenen Publikum im Rücken fällt es leichter. Diesen großen Unterschied zu erklären, haben wir schon oft genug versucht. Ich weiß nicht, ob es darauf eine konkrete Antwort gibt. Aber wenn wir wieder so auftreten, wie in Hoffenheim, können wir auch auswärts Punkte holen.
SPOX: Dieter Hecking bemängelte auch die fehlende Hierarchie im Kader. Wie definieren Sie Ihre Position innerhalb der Mannschaft?
Schulz: Ich denke schon, dass mein Wort im Team ein gewisses Gewicht hat. Das liegt schon allein daran, dass nicht jeder in der Mannschaft 50 Bundesliga-Spiele auf dem Buckel hat. Und in dieser Saison hatte ich mit die meisten Einsätze. Wenn man will, kann man das schon zu einer Führungsrolle aufsummieren.
SPOX: Wie bewerten Sie insgesamt Ihre persönliche Entwicklung in den letzen Jahren? Sie kamen sehr jung zu ersten Einsätzen in der Nationalmannschaft - Ihr letztes Spiel aber liegt nun mehr als vier Jahre zurück...
Schulz: In bin in einer Phase Nationalspieler geworden, in der es viele Länderspiel-Neulinge gab und der Konkurrenzkampf um die freien Plätze groß war. Gerade zum Confed-Cup 2005 war ich dann auch noch verletzt. Dann haben andere die Spiele gemacht und sich im Team fest gespielt. Dazu kam noch, dass ich im Verein leider auch nicht immer als Stammspieler gesetzt war.
SPOX: Wie enttäuscht sind Sie in diesen Zusammenhang über den plötzlichen Abwärtstrend in Hannover?
Schulz: Die Saison ist sicher nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt hatten. Letztes Jahr sah alles ziemlich vielversprechend aus. Im Prinzip ist es auch normal, dass es mal ein Jahr gibt, in dem es nicht so toll läuft. Jetzt müssen wir uns zusammenreißen und zusehen, dass wir die Punkte holen, um mit dem Abstiegskampf so schnell wie möglich nichts mehr zu tun zu haben.
SPOX: Sie mussten häufig in der Innenverteidigung aushelfen - und haben dafür zum Teil sehr gute Kritiken bekommen. Trotzdem: Für Ihre ganz persönliche Entwicklung, ist Ihre Vielseitigkeit womöglich eher ein Problem. Ihre Chancen, als Innenverteidiger zur WM zu fahren sind wohl eher gering...
Schulz: Mit der Innenverteidiger-Position kann ich mich schon arrangieren. Ich höre ja auch von ganz unterschiedlichen Seiten, dass ich da meinen Job gut mache. Es war anfangs eine Umstellung, aber ich habe ein gutes Gefühl auf der Position. Und wenn Altin Lala mir erzählt, dass ich meine Sache da besser mache als Merte, dann nehme ich das natürlich gerne an.
SPOX: Um seinen Traum von Südafrika zu erfüllen, denkt Robert Enke sehr konkret darüber nach, den Verein zu verlassen. Er stand bislang als tragende Säule für die positive Entwicklung bei 96. Befürchten Sie, dass das ganze Projekt nun auseinander bricht?
Schulz: Ach, ich weiß nicht, wie konkret der Robert jetzt wirklich darüber nachdenkt, den Verein zu verlassen. Aber klar ist auch: Robert ist nicht das ganze Team. Ich würde das nicht so schwarz sehen. Wir werden sicherlich im nächsten Jahr eine sehr schlagfertige Truppe auf dem Platz haben.
SPOX: Was bedeutet die aktuelle Situation für Ihren eigenen WM-Traum?
Schulz: Die Nationalmannschaft ist immer ein Thema. Aber natürlich ist es nicht gerade ein Bewerbungsschreiben, wenn man Defensivspieler ist und 52 Gegentore kassiert hat.
SPOX: Und ganz konkret: Denken Sie auch über einen Wechsel nach? Oder noch konkreter: Gilt Ihr Vertrag auch für die 2. Liga?
Schulz: An so was verschwende ich keinen Gedanken. Meine volle Konzentration gilt dieser Saison und Hannover 96. Ich gehe davon, dass wir auch in Zukunft in der Bundesliga spielen werden.
SPOX: Apropos 2. Liga: Ist Hannover für den Abstiegskampf gewappnet? Immerhin hat kaum jemand damit gerechnet, dass es soweit kommt...
Schulz: Klar ist es irgendwo erst einmal nicht leicht, sich mit dem Thema Abstieg zu beschäftigen, zumal wir ja vor der Saison schon als Ziel hatten, nach Europa zu schauen. Aber wir haben die Aufgabe angenommen und wissen, worum es geht. Jetzt zählen die Tugenden wie Konzentration, Kampfgeist und Disziplin. Wir werden keinen Ball verloren geben.
SPOX: Und warum muss Hannover die Klasse halten?
Schulz: Man merkt, dass hier was aufgebaut wird, auch wenn es dieses Jahr Rückschläge gab. Hannover 96 ist ein toller Verein, der einfach in die Bundesliga gehört. Dass wir grundsätzlich vor keinem Gegner Angst haben müssen, haben wir zum Beispiel gegen Leverkusen gezeigt.
SPOX: Am Sonntag müssen Sie nach Bremen: Sie waren fast 15 Jahre lang bei Werder...
Schulz: Klar, in Bremen zu spielen ist nicht leicht. Ich war bei Werder im Internat und bin dort groß geworden. Jeder von uns hat sich damals natürlich gewünscht, für den Verein in der Bundesliga zu spielen. Für mich hat sich der Wunsch erfüllt. Man kann schon sagen, dass es etwas Besonderes ist, gegen einen Klub zu spielen, mit dem man so lange verbunden war.
SPOX: Worauf wird es am Sonntag besonders ankommen?
Schulz: Bremen ist in dieser Saison echt eine Wundertüte. Die haben ja die Qualität, nur - keine Ahnung, warum - können sie die nicht immer abrufen. Wir müssen aufpassen, dass wir von Beginn an konsequent dazwischen gehen und sie nicht ins Kombinieren kommen lassen. Das gilt für Diego und Pizarro, aber genauso für die anderen Bremer.
SPOX: Und Ihr Tipp: Wie geht's aus?
Schulz: Na ja, die Statistik gegen Bremen ist ja nicht so großartig aus unserer Sicht. Mit Sicherheit wird es keine leichte Aufgabe. Ich hoffe, dass viele Fans zur Unterstützung mitreisen - so weit ist die Strecke ja nicht - und dass wir dann gemeinsam vielleicht sogar den ersten Auswärtssieg holen können.
Christian Schulz im Steckbrief
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