Gegen Maccabi Haifa will der FC Bayern München am Abend (20.30 Uhr im LIVE-TICKER und auf SKY) sein ramponiertes Selbstvertrauen wieder aufrichten, muss aber gleichzeitig auf Schützenhilfe von Girondins Bordeaux hoffen. Gewinnt Bayern nicht, will der Kaiser nach New York flüchten. Die wichtigsten Fragen zum Spiel...
Wer spielt? Eigentlich hatte Trainer Louis van Gaal vor, zum ersten Mal in seiner Amtszeit zweimal hintereinander mit der selben Aufstellung zu spielen. Doch dann kam die Hiobsbotschaft vom Vormittagstraining: Miroslav Klose hat sich so schwer am Ellbogen verletzt, dass ein Einsatz des Nationalstürmers nicht in Frage kommt. Luca Toni warf van Gaal nach der neuerlichen öffentlichen Kritik schon zuvor aus dem Kader. Vermutlich wird Mario Gomez als einzige Spitze auflaufen.
Zudem fehlt weiterhin Franck Ribery (Knie), der nach der Schweinegrippe-Erkrankung seiner Frau Wahiba in Quarantäne ist. Arjen Robben (Knie) und Hamit Altintop (muskuläre Probleme) sind auch nicht im Kader.
Der wiedergenesene Ivica Olic ist laut van Gaal nur für "30 oder 45 Minuten" fit, spielt aufgrund der Verletzungssorgen aber trotzdem von Anfang an. Und auch Danijel Pranjic bekommt eine weitere Chance, dafür muss Anatolij Tymoschtschuk auf die Bank.
Die Aufstellung: Butt - Lahm, van Buyten, Demichelis, Badstuber - Müller, Schweinsteiger, van Bommel, Pranjic - Olic, Gomez
Was ist mit Luca Toni? Der Italiener forciert massiv seinen Abgang. "Unser Verhältnis ist so gut wie am Ende", sagte er beim italienischen TV-Sender "RAI3" über van Gaal und wünscht sich einen Wechsel in die Heimat: "Prinzipiell würde ich gerne zurück nach Italien gehen, um die Tore zu erzielen, die mich wieder in die Nationalelf befördern." Nach der Suspendierung für das Haifa-Spiel ist völlig offen, ob und wie es mit ihm beim FCB weitergeht.
Prognose: Bayern sucht nach potenten Abnehmern für die Winterpause, wird für Toni allerdings ein hübsches Sümmchen veranschlagen. Wird diese Summe nicht aufgerufen, bleibt der Italiener.
Was macht die Psyche der Spieler? Nach dem Leverkusen-Spiel beklagten Aktive wie Trainer fehlendes Selbstvertrauen. Deswegen wollen sich die Spieler nun selbst stark reden. "Wir müssen zeigen, dass wir der FC Bayern sind und dass da nichts zu holen ist. Wir stehen alle unter Druck und mit dem Rücken zur Wand, aber noch ist es nicht zu spät", sagte Philipp Lahm.
Daniel van Buyten regte an, man müsse "sich in der Kabine gegenseitig anmachen, damit jeder wach und bereit ist, alles zu geben". Van Gaal ("Ich bin immer auch Psychologe gewesen") sieht seinen Anteil dabei als gering an: "Selbstvertrauen ist etwas, das in der Hand der Spieler selbst liegt. Ich kann nur helfen. Wenn der Erfolg kommt, dann steigert er auch das Selbstvertrauen. Das kann in jedem Spiel geschehen."
Welche Rolle spielen die Fans? Steht das Spiel lange unentschieden oder liegt Bayern gar zurück, ist die Allianz Arena ein unwirtlicher Ort für Bayern-Spieler. Gegen Leverkusen wurden ohnehin schon verunsicherte Spieler wie Bastian Schweinsteiger oder Anatolij Tymoschtschuk nach schwachen Flanken oder harmlosen Schüssen gnadenlos niedergepfiffen.
Trainer und Kapitän appellierten im Vorfeld der Haifa-Partie nun an die Fans, ihre Pfiffe zu überdenken. "Ich weiß, dass die Fans enttäuscht sind und das mit Recht. Aber ich denke auch, dass sie die Mannschaft unterstützen können. Das ist eine größere Hilfe, als wenn sie die Spieler auspfeifen", sagte van Gaal.
Van Bommel hingegen erinnerte sich an glanzvollere Abende zurück, als das Publikum hinter der Mannschaft stand. Exemplarisch dafür nannte er das Achtelfinale 2007 gegen Real Madrid (2:1 im Rückspiel): "Da hatten wir eine Stimmung im Stadion, dass man das Gefühl bekam: Wir können nur gewinnen. Und nach zehn Sekunden haben wir schon das erste Tor geschossen."
Wie stark ist Haifa? Die Israelis sind zwar das einzige Team der Gruppenphase ohne Torerfolg, verkauften sich in allen Spielen aber besser, als das Ergebnis am Ende aussagte. "Sie waren immer nahe dran, gegen Bordeaux, Juve und auch gegen uns", sagte van Gaal. In der Liga hat Maccabi eine makellose Bilanz: zehn Spiele, zehn Siege.
Van Gaal sagt deshalb: "Es ist immer schwierig eine Mannschaft zu schlagen, die in einem Flow ist, dann läuft alles von selbst." Und bei Bayern derzeit eben nicht. Haifa ist technisch gut und sehr konterstark.
Zudem kann Maccabi wohl wieder auf das 18 Jahre alte Mittelfeld-Talent Eyal Golasa zurückgreifen. Golasa fehlte in den Spielen gegen Juventus (0:1; 0:1) zuletzt mit einer Hüftverletzung.
Die Aufstellung: Davidovitch - Meshumar, Maimon, Keinan, Masilela - Kayal, Otman, Culma, Ghadir - Dwalischwili, Katan
Wie ist die Ausgangsposition? Nicht sehr gut für Bayern. Gewinnt Juventus in Bordeaux, ist das Achtelfinale passe. "Wir sind abhängig, das ist nicht gut. Wir können nur hoffen", sagte van Gaal und schwört ein Endspiel in Turin am 8. Dezember herauf: "Wir können es noch schaffen, das wissen die Spieler, das weiß ich." Dafür ist aber ein Sieg gegen Haifa die Voraussetzung.
Präsident Franz Beckenbauer meinte zum Worst Case scherzhaft: "Sagen wir mal, Juventus gewinnt nicht in Bordeaux, aber wir gewinnen auch nicht gegen Haifa: Das will ich nicht erleben. Dann bin ich am Freitag bei der Jahreshauptversammlung in New York und schicke Grüße über die Leinwand."
Böses Omen: Erst einmal hatte der FCB in der Champions League nach vier Spieltagen weniger als fünf Punkte auf dem Konto, 2002/2003 schied man dann auch als Gruppenletzter aus.
Fliegt van Gaal, wenn Bayern ausscheidet? Kommt auch auf die Art und Weise an, ist aber angesichts des Terminplans unwahrscheinlich. Am Freitag steht die von Beckenbauer erwähnte Jahreshauptversammlung an, am Sonntag spielt der FCB bereits wieder in Hannover. Eine Kurzschlussreaktion des Bayern-Vorstandes scheint da ausgeschlossen.
Vor allem, weil Uli Hoeneß erst am Montag ein klares Bekenntnis zu van Gaal abgegeben hatte: "Wir haben das Thema einer Entlassung van Gaals intern nicht diskutiert", sagte Hoeneß in "Blickpunkt Sport".
"Wir haben ihm unsere volle Unterstützung zugesichert und werden gemeinsam in aller Ruhe versuchen, die Probleme zu lösen."
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