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Argentiniens Stolz steht auf dem Spiel

SPOXOTHER
06. September 200919:33
Diego Maradona wurde als Spieler 1986 Weltmeister mit ArgentinienGetty
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Brasilien hat sich durch einen ungefährdeten 3:1-Sieg in Argentinien für die WM 2010 in Südafrika qualifiziert. Die Albiceleste steht dagegen vor einem Scherbenhaufen, den der Trainer (mit-)zuverantworten hat. Noch wird Diego Maradona mit Kritik weitgehend verschont - im Gegensatz zu seinem Ziehsohn. Brasilien lacht über den Erzrivalen.

Als Diego Maradona am 4. November 2008 das Amt des argentinischen Nationaltrainers übernahm, stand für die fußballverrückte Bevölkerung des achtgrößten Landes der Welt fest, dass ihre Albiceleste auf Jahre hinaus unschlagbar sein wird.

Schließlich erschien Gott persönlich, um den zweimaligen Weltmeister in eine neue erfolgreiche Ära zu führen.

Auch die Spieler waren Feuer und Flamme. "Wenn Diego Maradona an der Seitenlinie steht, rennst du automatisch schneller und länger. Da gibt man 150 Prozent. In jedem Training, in jedem Spiel", hatte Maxi Rodriguez stellvertretend für alle argentinischen Nationalspieler gesagt.

"Schwere taktische Fehler"

Zehn Monate später steht Argentiniern vor der sportlich größt möglichen Katastrophe. Nach dem 1:3 gegen Brasilien muss die Seleccion ernsthaft um die Teilnahme an der WM 2010 in Südafrika bangen.

Die Presse in Argentinien ist sich nicht so recht einig, wer schuld ist an der Pleite gegen den Erzrivalen. "Diegos Team war ein absoluter Reinfall. Der Trainer hat schwere taktische Fehler gemacht", schrieb die Zeitung "El Liberal".

"La Voz del Interior" fuhr volle Breitseite gegen die Spieler. "Einer erträglichen ersten Halbzeit folgte eine katastrophale zweite. Argentiniens Spiel war einfach nur traurig. Wenn Leo Messi immer so spielt wie gegen Brasilien, wird er ein unwichtiger Spieler werden für Argentinien."

Naiv bei Standards

Eine fast schon blasphemische Schelte. Messi ist der erste Spieler nach Maradona, dem die Fans ernsthaft zutrauen, unsterblich zu werden.

Maradona wehrte sich vehement gegen die Kritik. "Messi hat nicht schlecht gespielt. Er spielt nie schlecht. Aber Brasilien stand sehr gut gestaffelt. Ich werde meine Spieler nicht öffentlich angehen. Da könnt ihr euch auf den Kopf stellen. Wir haben nicht schlecht gespielt. Aber Brasilien war besser, das muss man akzeptieren und anerkennen."

Gegen Brasilien zu verlieren, sei für einen Argentinier "grausam" und "schwer zu ertragen", so der Coach. Seine Mannschaft habe sich "sehr naiv" bei Brasilien Standards angestellt.

Luisaos Führungstor (24) fiel nach einer Freistoßflanke von halbrechts. Luisao kam im Strafraum völlig frei zum Kopfball. Maradona: "Das hat uns das Genick gebrochen. Wir haben teuer für unsere Nachlässigkeiten bezahlt. Aber für die Niederlage übernehme ich die volle Verantwortung."

Fünf Pleiten, 18 Gegentore

Drei Spieltage vor Schluss der Südamerika-Ausscheidung hat Argentinien als Tabellen-Vierter nur noch zwei Punkte Vorsprung auf Kolumbien und Ecuador (beide 20). Nur die ersten vier Teams qualifizieren sich direkt für die WM, der Fünfte muss ins Playoff und ab Platz sechs heißt es zuschauen.

"Ich bleibe total ruhig. Wir reisen jetzt nach Paraguay, um drei Punkte zu holen. Ich verschwende überhaupt keinen Gedanken daran, dass wir zuschauen, wenn 2010 in Südafrika eine WM gespielt wird", sagte Maradona.

Paraguay kann mit einem Sieg gegen Argentinien das WM-Ticket lösen. Am vorletzten Spieltag trifft die Albiceleste auf Schlusslicht Peru und muss zum Abschluss nach Uruguay.

Schon jetzt ist die Bilanz vergleichsweise verheerend. 18 Gegentore bedeuten Negativrekord, obwohl die Eliminatoria noch nicht beendet ist. Und so oft wie diesmal (schon fünf Mal) hat Argentinien auch noch nicht verloren.

Fans glauben nicht an WM-Teilnahme

"Brasilien hat Argentinien eine tiefe Wunde zugefügt, die schnellstmöglich geheilt werden muss. Am Mittwoch in Asuncion steht der Stolz von 40 Millionen Argentiniern auf dem Spiel", schrieb "La Voz des Interior".

Eine Blitzumfrage im argentinischen Fernsehen ergab, dass 70 Prozent nicht mehr an eine erfolgreiche WM-Qualifikation glauben. 1994 musste Argentinien nach einem 0:5 gegen Kolumbien den Umweg über die Playoffs gehen, 1970 war man letztmalig nicht dabei.

"Wir sind dabei. Und ihr?"

Brasilien ist bereits qualifiziert für Südafrika 2010. Der Jubel war groß, die Häme für den Erzrivalen ebenso. "Wir sind dabei. Und ihr?", spottete die Sportzeitung "Lance". "Es gibt kein besseres Szenario: Wir haben in Argentinien gewonnen, uns damit für die WM qualifiziert und der Rivale muss zittern."

Während "O Globo" ein schlichtes "Besser geht's nicht" druckte, sah die spanische Zeitung "Marca" eine "brasilianische Lektion an Effektivität". Das argentinische Blatt "El Clarin" lobte ausdrücklich Ex-Bayern-Spieler Lucio. "Er hat gezeigt, dass er immer noch einer der besten Innenverteidiger der Welt ist."

Nationaltrainer Carlos Dunga bewertete den Sieg gewohnt sachlich. "Wir haben gegen eine große Mannschaft gewonnen. Aber wir sind noch lange nicht fertig mit unserer Arbeit. Abgerechnet wird im nächsten Jahr in Südafrika."

Die Südamerika-Qualifikation im Überblick

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