In Monza fuhr Sebastian Vettel der Konkurrenz davon: Sieg im Toro Rosso. Auch die BMW-Piloten Nick Heidfeld und Robert Kubica sahen nur sein Rücklicht. Gleich doppelt ärgerlich für deren Arbeitgeber - denn schließlich hätte sich BMW Vettels Dienste bereits vor langer Zeit selbst sichern können.
Dass der 21-Jährige stattdessen in den kommenden zwei Jahren für Red Bull fährt, ist für Motorsport-Experte Hans-Joachim Stuck ein klarer Fehler der BMW-Verantwortlichen.
"Im BMW-Management hat man versäumt, zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Fahrer an sich zu binden", so Stuck im Gespräch mit SPOX. "Dazu gehört ein Mann wie Alonso, aber auch ein Mann wie Vettel." Und weiter: "Ich will jetzt niemanden kritisieren, aber ich glaube, dass BMW die Fahrerfrage viel früher hätte klären können."
Eine Option wäre für Stuck zum Beispiel ein Vorvertrag mit Vettel gewesen. "Was liegt denn näher, als einen Fahrer zu binden, der die persönliche Förderung von Mario Theissen erfährt, talentiert ist und gut arbeitet?", fragt der 57-Jährige.
"Dass er jetzt weiter für ein anderes Team fährt, macht für mich keinen Sinn. BMW hatte sicherlich seine Gründe, aber ich hätte es wahrscheinlich anders gemacht." Getty
Vettel kein Schumi-Nachfolger
Denn bereits in der Formel BMW bewies Vettel unter den Augen von BMW-Motorsportdirektor Dr. Mario Theissen sein Talent. Mit dem Team Mücke Motorsport wurde er 2004 Meister und stellte mit 18 Siegen aus 20 Saisonläufen einen neuen Rekord auf.
Bei Vergleichen mit Michael Schumacher ist Stuck nach dem Sieg in Monza dennoch vorsichtig.
"Schumacher ist Schumacher und Vettel ist Vettel", meint der ehemalige Formel-1-Pilot und langjährige BMW-Angestellte. Schumacher sei als siebenfacher Weltmeister für eine ganze Motorsport-Generation ein Vorbild: "Sebastian hat sicherlich viel fahrerisches Talent, dass er aber ein wirklicher Nachfolger von Michael Schumacher wird, ist weit hergeholt."
Vettel im Rampenlicht
Abzuwarten bleibt auch, wie der junge Heppenheimer mit dem neuen Medienrummel um seine Person klar kommt. Schon jetzt kann sich Vettel vor Anfragen kaum retten. Kurz nach seinem Monza-Sieg bot ihm sogar Schumi-Manager Willi Weber seine lukrativen Dienste an - was Vettel dankend ablehnte.
"Ich mache alles alleine. Ich sehe nicht, warum ich jetzt plötzlich etwas anders machen sollte. Bislang ging es ja auch", wies er die Angebote entschieden zurück. Nur die Hilfe eines Anwalts nimmt er gelegentlich in Anspruch.
Denn: "Noch ist er Everybody's Darling. Doch er kann es nicht allen recht machen, muss auch mal 'nein' sagen. Und dabei muss er ganz genau aufpassen, dass er nicht die Falschen verärgert."
Im richtigen Auto ist alles möglich
Für die Zukunft traut Stuck dem 21-Jährigen dennoch viel zu: "Wenn er in den nächsten Jahren im richtigen Auto sitzt, kann er Weltmeister werden." Einen Schritt, den Vettel aber erst nach seiner Red-Bull-Zeit machen wird. "Ob er in der neuen Saison die Basis für ein Siegerauto gestellt bekommt, wage ich zu bezweifeln", erklärt Stuck.
Hintergrund: Vettel hat einen Zwei-Jahres-Vertrag bei Red Bull Racing unterschrieben, den er nach Ansicht von Stuck auch erfüllt. "Er ist ein aufrechter Bursche, der weiß, was er dem Team zu verdanken hat. Er springt nicht aus dem Vertrag raus."
Was danach kommt, ist auch für den Motorsport-Experten reine Spekulation. Vielleicht McLaren-Mercedes?
Stuck jedenfalls würde sich einen erfolgreichen deutschen Fahrer in einem deutschen Cockpit wünschen. Das Problem: Mercedes habe es über Jahrzehnte nicht geschafft "einen gescheiten deutschen Fahrer ins Cockpit zu holen".
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