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Schumacher wird Probleme bekommen

Alexander MeySPOX
08. März 201017:48
Michael Schumacher (r.) ist 16 Jahre älter als sein Mercedes-Teamkollege Nico RosbergGetty
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2010 gilt die gleiche Regel wie immer in der Formel 1. Als erstes muss jeder Fahrer seinen Teamkollegen schlagen. Eine alte Binsenweisheit, die aber selten so viel Brisanz geborgen hat wie 2010. Michael Schumacher gegen Nico Rosberg, Jenson Button gegen Lewis Hamilton, Fernando Alonso gegen Felipe Massa und Sebastian Vettel gegen Mark Webber - mehr Spannung geht fast nicht.

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Jenson Button (170 GP, 7 Siege, 1 Titel) vs. Lewis Hamilton (52 GP, 11 Siege, 1 Titel)

Weltmeister Button bringt von Brawn GP die Startnummer 1 mit nach Woking, droht aber im Teamduell nur die Nummer 2 zu sein. Er hat 2009 von seinem unglaublichen Saisonstart mit überlegenem Auto profitiert. In der zweiten Saisonhälfte hat er zumeist nicht überzeugt. Hamilton ist vom Speed her sicher schneller, dazu ist er bei McLaren seit der Jugend zu Hause. Eine Tatsache, an der schon Fernando Alonso gescheitert ist. Buttons einzige Chance ist sein weicher Fahrstil. Im Rennen kann er es so schaffen, die stark beanspruchten Reifen zu schonen. Hamiltons aggressiver Fahrstil ist dazu wenig geeignet. Dafür wird er im Qualifying deutlich stärker sein.

Prognose: Vorteil Hamilton. Er wird das britische Weltmeister-Duell gewinnen, aber nicht so haushoch, wie viele Experten befürchten. Im Rennen wird Button mithalten können. Sein Credo: "Die negative Einschätzung macht mein Leben einfacher."

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Michael Schumacher (250 GP, 91 Siege, 7 Titel) vs. Nico Rosberg (70 GP, 0 Siege)

Der Hype um das Comeback von Michael Schumacher bringt es mit sich, dass bei Mercedes fast nur über ihn geredet wird. Ein Fehler. Denn Schumachers große Gegner sind 2010 zunächst einmal nicht Alonso, Hamilton oder Vettel. Sein Gegner ist Teamkollege Rosberg. Und den hat er noch lange nicht geschlagen. Rosberg ist stark im Qualifying und war bei den Tests - ohne Kenntnis der genauen Benzinmengen - in der Spitze etwas schneller als Schumacher. Für den Rekordchampion spricht natürlich die Erfahrung, wenn es darum geht, Siege nach Hause zu fahren.

Prognose: Unentschieden. Vor allem zu Beginn wird Schumacher Probleme mit Rosberg haben.

Wird Schumi 2010 Weltmeister? Jetzt im GP-Rechner die Saison durchspielen!

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Sebastian Vettel (43 GP, 5 Siege) vs. Mark Webber (138 GP, 2 Siege)

Für Vettel besteht die gleiche Gefahr wie für Schumacher. Alle Welt schreibt und spricht nur über Duelle gegen die Weltmeister in den anderen Teams. Kaum jemand schreibt oder spricht über Webber. Dabei hat der Australier 2009 trotz Schulter- und Beinbruchs vor der Saison zwei Rennen gewonnen und war über weite Strecken konstanter als Vettel. Kein Zweifel, dass Vettel der schnellere Mann ist, auch wenn Webber nun gesund in die Saison geht, aber er muss seine Fehlerquote deutlich nach unten drücken. Webber hingegen wächst an seinen Aufgaben. Je besser sein Teamkollege, desto besser wird auch er. "Sebastian hält mich wach", sagt der Australier.

Prognose: Vorteil für Vettel. Er ist im Qualifying schneller als Webber. Geht es an der Spitze so eng zu wie erwartet, dann können zwei, drei Zehntel locker drei Startreihen bedeuten. Das ist entscheidend.

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Felipe Massa (114 GP, 11 Siege) vs. Fernando Alonso (138 GP, 21 Siege, 2 Titel)

Zwei Fragen stehen über allem: Erstens: Hat sich Massa wirklich hundertprozentig von seinem schweren Unfall in der vergangenen Saison erholt? Vor allem mental? Wenn nein, dann hat er gegen Alonso ohnehin keine Chance. Wenn ja, kommt Frage Nummer zwei ins Spiel: Wie geht Alonso mit internem Druck des Teamkollegen um? Massa ist bei Ferrari zu Hause, Alonso kommt neu hinzu. Das Szenario hatte er bei McLaren schon einmal. Damals ist er gescheitert. Aber: Bei Ferrari gibt es keinen Ron Dennis, menschlich sollte der temperamentvolle Spanier deutlich besser zur Scuderia passen. Fahrerisch nehmen sich beide nicht viel, vor allem, wenn das Auto so gut ist, wie alle denken. Ist das Auto allerdings schwierig zu fahren oder regnet es, dann ist der Spanier klar im Vorteil.

Prognose: Vorteil Alonso. In einzelnen Rennen wird Massa Alonso schlagen können, aber im Laufe einer 19 Rennen dauernden Saison sollte sich die Konstanz des Spaniers durchsetzen.

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Rubens Barrichello (285 GP, 11 Siege) vs. Nico Hülkenberg (0 GP, 0 Siege)

Der Veteran gegen den Neuling. Eine klare Sache für Barrichello, sollte man meinen, aber Hülkenberg ist nicht nur schnell, er ist vor allem sehr reif für sein Alter. Der 22-Jährige hat in den vergangenen fünf Jahren vier Meistertitel gewonnen. Nahezu ein Durchmarsch von Formel BMW über A1 GP, Formel 3 und GP2 in die Formel 1. Hülkenberg hat als erster Fahrer seit Hamilton im ersten Jahr die GP2-Serie für sich entschieden. Verständlich, dass der Schützling von Willi Weber sehr von sich überzeugt ist. "Podestplätze im ersten Jahr wären schon mal nicht schlecht", sagt er. Bei Barrichello muss man abwarten, wie lange die Renaissance der vergangenen Saison anhält.

Prognose: Unentschieden. Zu Beginn profitiert Barrichello sicher noch von seiner Erfahrung, aber Hülkenberg hat schon oft bewiesen, dass er unglaublich schnell lernt. Er wird Barrichello spätestens in der zweiten Saisonhälfte das Leben verdammt schwer machen.

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Robert Kubica (57 GP, 1 Sieg) vs. Witali Petrow (0 GP, 0 S)

Der Hauptgrund, warum Petrow für Renault fährt, liegt auf dem Konto der Franzosen. Der erste Russe in der Formel 1, der zu Hause schon als "Juri Gagarin auf Rädern" gefeiert wird, hatte die nötigen Millionen im Rücken, um andere Konkurrenten um den Platz neben Kubica auszustechen. Das heißt aber nicht, dass er ein reiner Bezahlfahrer ist. Petrow kann durchaus etwas, das hat er mit Platz zwei in der GP2 hinter Hülkenberg bewiesen. Vor allem im Regen und beim Überholen ist er stark, Defizite hat er im Qualifying. Trotz allem dürfte er gegen Kubica keine Chance haben. Vom reinen Speed her ist der Pole einer der schnellsten Fahrer im Feld. 2009 hat man allerdings gemerkt, dass er Probleme bekommt, wenn das Auto mal nicht optimal läuft. Manchmal wirkte er sogar lustlos.

Prognose: Vorteil Kubica. Wenn alles normal läuft, muss er Petrow klar im Griff haben.

Teil 2: Wie schlagen sich Sutil und Glock im direkten Vergleich?

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Adrian Sutil (52 GP, 0 Siege) vs. Vitantonio Liuzzi (44 GP, 0 Siege)

Leider aus deutscher Sicht gibt es beim Force-India-Duo nur eine Konstante: die Inkonstanz. Weder Sutil noch Liuzzi haben es 2009 geschafft, konstant schnell und fehlerfrei zu fahren. Liuzzi erwischte bei seinem ersten Rennen einen Start nach Maß, fiel dann aber in einigen Rennen deutlich ab. Sutil fuhr teilweise großartige Rennen, zog aber immer wieder Kollisionen magisch an. Er muss unbedingt anfangen, Ergebnisse nach Hause zu fahren. Nichts braucht sein finanziell angeschlagenes Team dringender.

Prognose: Vorteil Sutil. Er hat alle Voraussetzungen, um eine starke Saison hinzulegen. Erreicht er Normalform und minimiert seine Fehlerquote, dann kann Liuzzi dahinter machen, was er will.

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Sebastian Buemi (17 GP, 0 Siege) vs. Jaime Alguersuari (8 GP, 0 Siege)

Beide Piloten haben zusammen ein Zehntel der Rennen absolviert, die Schumi alleine auf dem Konto hat. Das sagt alles über ihre Achillesferse aus: die Erfahrung. Schnell sind beide, beide haben aber gegen Saisonende 2009 ein ums andere Mal den Toro Rosso von der Strecke geschmissen. Alguersuari hatte im Winter zum ersten Mal die Chance, richtig zu testen, nachdem er mitten in der Saison ins kalte Wasser geworfen worden war. Das sollte bei der Minimierung der Fehler helfen. Buemi hat sich zum Saisonende 2009 in Top-Form gezeigt und konnte sogar mit den ganz Großen der Zunft mitfahren.

Prognose: Vorteil Buemi. Der Schweizer ist gezielter auf die Formel 1 vorbereitet worden als Alguersuari. Von diesem kleinen Erfahrungsvorsprung wird er auch 2010 noch zehren.

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Jarno Trulli (216 GP, 1 Sieg) vs. Heikki Kovalainen (52 GP, 1 Sieg)

Ein hochinteressantes Duell in einem hochinteressanten Team. Die Legende Lotus hat sich zwei erfahrene Piloten ins Auto gesetzt. Vor allem natürlich den alten Haudegen Trulli. Er ist 2009 eine sehr gute Saison gefahren und hat wohl nur wegen seines hohen Alters keine Chance in einem besseren Auto bekommen. Sein Trumpf ist das Qualifying. Kaum jemand kann so viel aus einem mittelmäßigen Auto herausquetschen wie der Italiener. Er stand in der Startaufstellung oft viel weiter vorne, als er eigentlich hätte stehen dürfen. So etwas kann Kovalainen nicht. Sein Teamduell gegen Hamilton bei McLaren hat er vor allem im Qualifying verloren. Zudem auffällig: Kovalainen war immer dann nah an Hamilton dran, wenn der McLaren gut lag. War das Auto aber schwierig zu fahren, hatte er Probleme. Bei Trulli war es oft genau umgekehrt.

Prognose: Vorteil Trulli. Der Italiener hat den Killerinstinkt, den Kovalainen jetzt schon seit drei Jahren vermissen lässt.

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Karun Chandhok (0 GP, 0 Siege) vs. Bruno Senna (0 GP, 0 Siege)

Das Duell gab es interessanter Weise 2008 schon einmal. Damals waren Senna und Chandhok Teamkollegen beim GP2-Team von iSport. Senna wurde Vizemeister hinter Giorgio Pantano, Chandhok kam nicht über Gesamtrang zehn hinaus. Grundsätzlich halten sich die Erfolge des Inders stark in Grenzen. Kein Ergebnis, das seine Formel-1-Tauglichkeit nachweisen würde. Sennas Problem ist, dass er schon seit mehr als einem Jahr auf ein F-1-Cockpit wartet. 2009 hat er nur in der Le-Mans-Serie Fahrpraxis gesammelt. Ob das reicht, zumal er keinen einzigen Testkilometer absolvieren konnte?

Prognose: Vorteil Senna. Er hat in seiner Karriere deutlich mehr Naturtalent nachgewiesen als Chandhok. Und Naturtalent ist das einzige, was die beiden beim Sprung ins eiskalte Wasser am Leben erhalten kann.

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Timo Glock (36 Rennen, 0 Siege) vs. Lucas di Grassi (0 GP, 0 Siege)

Glock ist die klare Nummer eins im Team. Das war die Bedingung für seinen Wechsel, das ist auch das, was er leisten kann. Er hat gegenüber di Grassi einen klaren Erfahrungsvorsprung und ist dazu ein Kämpfer vor dem Herrn. Gerade in der sicher schwierigen ersten Saison wird er sich sehr gut durchbeißen können. Di Grassi ist aber auch alles andere als ein unbeschriebenes Blatt. In der Nachwuchsserie GP2 war der Brasilianer ein alter Hase, belegte in den Jahren 2007, 2008 und 2009 zweimal den dritten und einmal den zweiten Platz. 2007 übrigens den zweiten hinter einem gewissen Timo Glock. Er ist sehr konstant, hat aber den großen Wurf noch nie geschafft.

Prognose: Vorteil Glock. Der Deutsche darf gegen den Brasilianer keine Probleme haben, GP2-Erfahrung hin oder her.

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Pedro de la Rosa (71 GP, 0 Siege) vs. Kamui Kobayashi (2 GP, 0 Siege)

Pedro de la Rosa war der Wunschkandidat von Peter Sauber. Verständlich, schließlich hat der Spanier Erfahrung ohne Ende und kann das Team im Umbruch mit wertvollen Rückmeldungen unterstützen. Ein großes Fragezeichen steht jedoch hinter seinem Speed. Ein großer Racer war de la Rosa noch nie, jetzt hat er auch noch eine lange Pause hinter sich. Kann er nach Jahren als Testfahrer überhaupt noch ans Limit gehen? Dass Kobayashi das kann, hat er in nur zwei tollen Rennen zum Ende der Saison 2009 gezeigt. Dort hat der junge Kerl wirklich beeindruckt. Unvergessen seine Duelle gegen Weltmeister Button.

Prognose: Vorteil Kobayashi. Der Verdacht liegt nahe, dass de la Rosa für die Entwicklung des Autos zuständig ist und Kobayashi die Rennergebnisse einfahren soll.

Steckbriefe: Alle Teams und alle Fahrer im Überblick

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