The Rock brachte den MSG zum Kochen

Von Maurice Kneisel
The Rock wurde bei seinem WWE-Comeback im New Yorker Madison Square Garden abgefeiert
© 2011 wwe, inc. all rights reserved.

Die 25. Survivor Series sind Geschichte, ebenso das In-Ring-Comeback von The Rock. Der Hollywoodstar fertigte dabei nicht nur The Miz und R-Truth ab, sondern nach dem Match auch seinen Partner John Cena. Der Madison Square Garden tobte aber nicht nur bei Dwayne Johnson, sondern auch bei CM Punk, der Alberto Del Rio die WWE-Championship abnahm.

Cookie-Einstellungen

United-States-Champion Dolph Ziggler vs. John Morrison

Das Match hatte noch gar nicht angefangen, da war eines schon klar: Die Crowd im New Yorker Madison Square Garden war richtig heiß - und offensichtlich auf der Seite des Long Island Iced Z. Lautstark forderten die Fans während der gesamten Matchdauer Zack Ryder. Dabei etwas unter ging ein weiteres mehr als ansehnliches Aufeinandertreffen zwischen John Morrison und US-Champ Dolph Ziggler, die im Ring eine ungemein starke Chemie entwickelt haben. Insbesondere die Schlussminuten, in denen Ziggler nach Eingreifen von Vickie Guerrero und dem ZigZag den Sieg scheinbar schon im Sack hatte, nur damit JoMo das Geschehen nochmal komplett auf den Kopf stellte und am Ende doch verlor, waren hervorragend. Was bedeutet das nun für Morrison, dessen Vertrag am Monatsende auslaufen soll? Man weiß es nicht. Einerseits bekam er den Titel-Shot und wurde stark dargestellt, andererseits blieb ihm der Sieg verwehrt. Sollte JoMo gehen, war die Entscheidung, ihn hier Ryder vorzuziehen, jedenfalls die absolut falsche. Zwar bekam der Internet-Champion letztlich noch seinen Kurzauftritt, der Gewinn des US-Gürtels ist mittlerweile aber überfällig. Sieger und weiterhin United-States-Champion: Dolph Ziggler.

Divas-Champion Beth Phoenix vs. Eve (Lumberjill-Match)

Wie viele gute Lumberjack- bzw. Lumberjill-Matches hat die WWE in den letzten zehn Jahren hingelegt? Ganz genau, nicht eben viele. Hier kam die Stipulation erfreulicherweise kaum zum Einsatz, so dass man sich auf das Geschehen im Ring konzentrieren konnte - und das war einmal mehr ordentlich. Zwar erhielten die Diven dieses Mal weniger Zeit als noch bei Vengeance, wodurch sich das Match weniger entwickeln konnte. Dafür setzten beide Frauen mit dem sensationellen Glam Slam vom obersten Ringseil ein absolutes Highlight, vielleicht sogar das größte des Pay-per-Views. Eine waschechte Must-See-Aktion! Da muss man noch mal klar fragen: Kelly wer? Denn Eve - bei aller Kritik, die sie immer wieder einstecken muss - spielt eindeutig in einer höheren Liga. Siegerin und weiterhin Divas-Champion: Beth Phoenix.

Team Orton (Randy Orton, Sheamus, Mason Ryan, Kofi Kingston & Sin Cara) vs. Team Barrett (Wade Barrett, Cody Rhodes, Dolph Ziggler, Jack Swagger & Hunico)

Das Sensationellste am einzigen traditionellen Survivor Series Eliminition-Match des Abends war der Ausgang. Wer hätte schon darauf gesetzt, dass Randy Orton nicht seinen fünften Sieg und somit den alleinigen Rekord vor zwei Herren, mit denen Vince McMahon nicht mehr unbedingt dicke ist, bekommt? Stattdessen wurde ein recht kurzweiliges Match geboten, bei dem vor allem Wade Barrett stark aussah und nun wohl endlich seinen verdienten Push Richtung Main Event erhält. Dass Cody Rhodes und er als Einzige übrig blieben, ist ein deutlicher Fingerzeig in die Zukunft. Erwähnt werden muss auch noch der erneut überzeugende Auftritt von Hunico, der sich - trotz schundigem Konnan-Gedächtnis-Outfit - für größere Aufgaben empfiehlt. Und dann war da noch die unglückliche Verletzung von Sin Cara, der bei einem Sprung aus dem Ring im Seil hängen blieb. Wie mittlerweile bekannt wurde, erlitt er dabei eine gerissene Patellasehne und wird nach seiner Operation zwischen sechs und neun Monaten ausfallen. Ein ganz bitterer Rückschlag für den Mexikaner, der nach seinen Problemen zu Beginn gerade in Fahrt zu kommen schien. Sieger: Wade Barrett und Cody Rhodes für Team Barrett.

Welt-Schwergewichts-Champion Mark Henry vs. Big Show

Zum zweiten Mal während des Pay-per-Views forderten die Zuschauer einen Mann, der gar nicht am Match beteiligt war, nämlich Daniel Bryan. Die Leistung der beiden Riesen wurde derweil mit "Boring" kommentiert - und das war sie größtenteils auch. Während der ersten zwei Drittel passierte praktisch nichts, Henry mimte nach seinen großen Reden im Vorfeld wieder mal unverständlicherweise den Feigling. Die Wende kam mit einem Clip gegen das Knie des bis dato tonangebenden Big Show sowie einem Running Shoulderblock durch die Barrikade außerhalb des Rings. Show setzte noch einen drauf und verpasste dem World's Strongest Man einen Superkick sowie einen Flying Elbow vom Top Rope - auch wenn er ewig brauchte, um hoch zu kommen. Als das Match gerade anfing, interessant zu werden, beendete Henry es mit einem Tieftritt und der daraus folgenden Disqualifikation. Somit endete auch das zweite Aufeinandertreffen der Beiden unbefriedigend und zieht eine Fehde, die bei den Zuschauern offenkundig nicht ankommt, unnötig in die Länge. Spannung reinbringen kann eigentlich nur Daniel Bryan, dessen Abwesenheit immerhin von Michael Cole mit den Attacken durch Henry bei SmackDown! sinnvoll begründet wurde. Big Shows Leg Drop auf das in einem Stuhl eingeklemmte Knie von Henry als Retourkutsche nach dem Match und dessen anschließende Erklärung "My leg is broken" machen somit hingegen nur bedingt Sinn. Sieger durch Disqualifikation: Big Show. Weiterhin Welt-Schwergewichts-Champion: Mark Henry.

WWE-Champion Alberto Del Rio vs. CM Punk

Das Aufeinandertreffen der beiden Superstars, die in den letzten Monaten am stärksten unter der Fokussierung auf die Fehde zwischen The Rock und John Cena gelitten hatten, wurde gleich großartig eingeleitet: Nach Del Rios Entry brachte auch CM Punk seinen eigenen Ringsprecher mit - Hall of Famer Howard Finkel. Dass The Fink sich dann ewig Zeit ließ, war allerdings weniger schön. Es folgte das beste Match des PPVs, wobei die Konkurrenz auch nicht sonderlich groß war. Dabei wurde die Crowd einmal mehr zum entscheidenden Faktor, die Punk das gesamte Match über abfeierte. Stark war auch hier vor allem das Finish, bei dem beide Männer in schneller Folge den Finisher des anderen konterten und einige haarscharfe Near-Falls hinlegten. Als CM im Cross Armbreaker landete, schien alles gelaufen für den Second City Saint. Doch nur wenig später fand sich Del Rio im Anaconda Vise wieder und musste aufgeben. Es war wohl die richtige Entscheidung, um Punk nach den zahlreichen Niederlagen der letzten Monate zu rehabilitieren und sein Momentum zu retten. Dies geschah allerdings auf Kosten von Alberto Del Rio, der trotz zweiter Titelgewinne noch immer nicht völlig im Main Event angekommen ist. Sieger und neuer WWE-Champion: CM Punk.

The Rock & John Cena vs. The Miz & R-Truth

Die Spannung vor dem Main Event war fast schon greifbar. Zu Beginn des Pay-per-Views hatte The Rock mit einer Promo, bei der er unter anderem gemeinsam mit den Fans Frank Sinatras "Theme from New York, New York" sang, die Latte extrem hoch gelegt. Kein Wunder, dass die Halle kochte, als er zum Ring kam und wie in alten Zeiten auf dem Turnbuckle posierte. Nach den ersten Aktionen war klar: The Rock ist zurück und in guter Form. Die Differenzen mit John Cena wurden während des gesamten Matches immer wieder hervorgehoben, vor allem auch, als Cena den You can't see me-Taunt Richtung seines Partners machte. Entsprechend war klar, dass die Beiden noch aneinander geraten mussten. Doch zuvor wurde Cena über große Teile des Matches von Awesome Truth verprügelt, The Rock stand nur ein paar Minuten im Ring. Den erwartungsgemäßen Sieg durfte er dann aber auch erwartungsgemäß einfahren. Nun muss man sich fragen: Was bedeutet das für The Miz und R-Truth, wie soll es mit ihnen weiter gehen? Spielen sie in dieser Storyline überhaupt noch eine Rolle? Und auch die Geschehnisse nach dem Match lassen viele Fragen offen - vor allem die, ob man sich nicht ein bisschen mehr hätte einfallen lassen können, als ein simples Wett-Jubeln. Am Ende setzte es den Rock Bottom für einen sichtlich genervten Cena, der von den New Yorkern gnadenlos ausgebuht wurde, The Rock war der strahlende Sieger. Doch eine wirkliche Entwicklung fand nicht statt. Sieger: The Rock und John Cena.

Fazit

Schon im Vorfeld der Survivor Series war klar, dass sich alles nur um das Comeback von The Rock drehen und die restliche Card im Schatten des Main Events stehen würde. Entsprechend lieblos wurden die ersten drei Begegnungen aufgebaut, auch die großen Überraschungen in Form von Turns oder Comebacks blieben gänzlich aus. Was die Survivor Series rettete, war die unglaubliche Crowd im Madison Square Garden, die von der ersten bis zur letzten Minute mitging und lautstark Stimmung machte. Selbst beim eindeutig schwächsten Match des Abends zwischen Mark Henry und Big Show waren die Zuschauer stets zu hören und machten ihrem Unmut Luft. Was bleibt, ist ein zwiespältiges Resümee: Einerseits wirkte The Rock während seiner Zeit im Ring frisch wie eh und je und hat nichts von seinen Entertainer-Qualitäten eingebüßt. Andererseits wird man den Eindruck nicht los, dass die komplette Veranstaltung nur dazu diente, ihn in den Vordergrund zu stellen und sein Ego zu streicheln. Dabei verkamen nicht nur Awesome Truth, sondern selbst John Cena teilweise zur Randerscheinung. Die Buyrates dürften zweifelsohne stimmen, aber als Wrestlingfan musste man doch mehr erwarten. Denn auch wenn keins der Matches wirklich mies war - selbst Henry/Big Show hatte seine Momente - wirklich toll war eben auch keins. Es bleibt abzuwarten, ob die WWE vor dem Ende des Rock-Hypes noch mal die Kurve bekommt und wieder verstärkt in die übrigen Storylines investiert. Der Qualität des Produkts wäre es definitiv zuträglich.

Seite 2: Die Survivor Series zum Nachlesen im Ticker