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NFL: Verletzungsmisere der Baltimore Ravens - Lamar Jackson noch mehr im Rampenlicht

Lamar Jackson steht nach den zahlreichen Ausfällen der Running Backs noch mehr im Fokus.
© getty

Noch vor dem ersten Saisonspiel ist die Verletztenmisere der Baltimore Ravens immens. Dabei wiegt besonders ein Ausfall schwer und bedroht das Standing des Teams in der AFC. Eine Bestandsaufnahme vor dem Auftakt am Montagabend bei den Las Vegas Raiders.

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Die Baltimore Ravens sollten als einer der Topfavoriten der AFC in die Saison 2021 gehen und dabei sowohl weiter mit ihrem Laufspiel brillieren als auch neue Impulse ins Passing Game bringen, durch gezielte Verstärkungen in diesem Bereich.

In den Wochen vor ihrem ersten Saisonspiel bei den Las Vegas Raiders (in der Nacht zum Dienstag ab 2.15 Uhr live auf DAZN) jedoch verschlechterte sich die Ausgangslage rapide.

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Nachdem sich bereits im Laufe der Preseason Running Back J.K. Dobbins sowie Linebacker L.J. Fort jeweils das Kreuzband gerissen hatten, erwischte es kurz darauf den zweiten Running Back im Training - Justice Hill riss sich die Achillessehne. Am vergangenen Donnerstag dann der nächste Tiefschlag: Sowohl Ersatz-Starter Running Back Gus Edwards als auch Cornerback Marcus Peters rissen sich ebenfalls wenige Minuten nacheinander im Training das Kreuzband.

Für alle ist die Saison bereits vorbei, bevor sie begonnen hat.

Ebenfalls fehlen werden zum Start der neue Hoffnungsträger auf Wide Receiver, Rookie Rashod Bateman, der mit einer Leistenverletzung mindestens die ersten drei Spiele - vermutlich mehr - verpassen wird, sowie dessen Positionskollege Miles Boykin, den der hintere Oberschenkel plagt. Zudem dürfte auch Defensive Lineman Derek Wolfe nach zweiwöchiger Abwesenheit im Training ebenfalls zum Start ausfallen.

In erster Instanz reagierten die Ravens auf die Ausfälle im Backfield mit kurzfristigen Verpflichtungen. Während der letztjährige Undrafted Rookie und Practice-Squad-Spieler Ty'Son Williams wohl als Starter in die Saison geht, wurde Free Agent Trenton Cannon (48 Carries in der NFL) als mögliche Nummer 3 geholt.

Zudem ergänzte Baltimore seine Practice Squad noch mit den Veteranen Le'Veon Bell sowie Devonta Freeman, wobei Letzterer zunächst die Nase vorn haben dürfte, da er in der Vorbereitung bei den Saints weilte, Bell dagegen kommt gewissermaßen von der Straße. Darüber hinaus erhielte am Freitag auch noch Ex-Saints-Running-Back Latavius Murray einen Einjahresvertrag.

Doch wie schwer wiegen diese Ausfälle?

Baltimore Ravens: Drei der vier Top-Rusher fehlen

Basierend auf den letztjährigen Zahlen haben die Ravens drei ihrer Top-4-Rusher des Vorjahres verloren - Teamleader Lamar Jackson (1005 YDS) ist immer noch da, doch Dobbins (805 YDS) und Edwards (723 YDS) sind nun verletzt, während Mark Ingram (299 YDS) gehen gelassen wurde. Für ein Team, das die Liga in den vergangenen zwei Jahren in Rushing-Yards angeführt hat, fällt damit erhebliche Produktion weg.

Allerdings bleibt es eben auch dabei, dass Running Back die Position ist, die am ehesten zu ersetzen ist. Gerade Dobbins mag sehr gut in Greg Romans Offense reinpassen, doch letztlich sollten auch durchschnittliche Ersatzleute in diesem Scheme und hinter der Offensive Line der Ravens in der Lage sein, effizient zu laufen. Laut ESPN belegten die Ravens Rang vier der NFL mit einer Run Block Win Rate von 73 Prozent. Und laut Football Outsiders kam diese Line auf 4,58 Adjusted Line Yards, was immerhin gut genug war für Rang 8.

Nun mag sich besagte Line auf vier Positionen verändert haben, es ist aber nicht davon auszugehen, dass dadurch die grundlegende Philosophie der Ravens beeinträchtigt wird. Und generell sollte auch weiter gelten, dass diese Offense nur so weit geht wie sie Jackson letztlich trägt.

Problematischer sieht es da schon auf Cornerback aus, wo Peters seit seiner Ankunft 2019 eine echte Bereicherung war für diese Secondary. Überhaupt gilt er in erster Linie als gefährlicher Ballhawk und bringt es seit seiner Rookie-Saison 2015 auf 31 Interceptions und sieben defensive Touchdowns. Ein guter Cover-Spieler ist er überdies.

Gerade in diesem Jahr sollte er zudem eine Art Mentor-Rolle für die recht jungen Kollegen in der Secondary einnehmen. Nun jedoch muss diese Lücke erstmal geschlossen werden. Was die Kadertiefe betrifft, ist der Verlust aber immerhin aufzufangen. Noch ist unklar, wer Peters gegenüber von Marlon Humphrey ersetzen wird, doch es dürfte auf Anthony Averett (26) hinauslaufen, den Defensive Coordinator Don "Wink" Martindale des Öfteren gelobt hat.

Eine weitere Option könnte der erfahrene Jimmy Smith sein, der nach einer Knöchelverletzung aber erst seit kurzem wieder trainiert.

Baltimore Ravens: Ausfall von Peters bedroht gesamte Defense

Peters' Ausfall wiegt aber besonders deshalb schwer, weil die Ravens-Defense darauf basiert, dass enge Man-Coverage funktioniert. Das gibt ihnen die Sicherheit, so aggressiv wie kein anderes Team zu blitzen. Fällt diese Sicherheit in der Secondary dagegen allmählich weg, droht das Kartenhaus nach und nach zusammenzubrechen. So weit ist es aktuell noch nicht, aber die eine oder andere weitere Verletzung könnte diese Unit in arge Bedrängnis bringen.

Zum Start bei den Las Vegas Raiders dürfte das mutmaßlich noch nicht zu allzu großen Problemen führen, zumal auch beim Team von Jon Gruden noch einige Fragezeichen nach einer erneut äußerst aktiven Offseason herrschen. Aber was passiert danach?

Bereits in Woche 2 kommt es zum alljährlichen Showdown mit den Kansas City Chiefs, den die Ravens schon in den vergangenen Jahren immer verloren haben. Und auch wenn die wohl entscheidenden Duelle mit den Cleveland Browns im Kampf um die Krone der AFC North erst Ende November starten, ist mit der schon jetzt prekären Personalsituation zu befürchten, dass eben jene bis dahin davongeeilt sein könnten.

Gleiches gilt ohnehin für die wieder mal bärenstark wirkenden Chiefs. Und selbst die Los Angeles Chargers mit ihrer schillernden neuen Offensive Line vor Justin Herbert könnten sich als neue Kraft in der Conference etablieren und den Ravens gefährlich werden.

Lamar Jackson steht nach den zahlreichen Ausfällen der Running Backs noch mehr im Fokus.
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Lamar Jackson steht nach den zahlreichen Ausfällen der Running Backs noch mehr im Fokus.

Baltimore Ravens: Lamar Jacksons Vertrag bleibt ein Thema

Das alles vor dem Hintergrund, dass Jackson immer noch keinen neuen langfristigen Vertrag erhalten hat. Mit all den Ausfällen im Backfield wird seine individuelle Klasse noch mehr in den Fokus rücken müssen, um das Team langfristig auf Kurs zu halten. Und das birgt mehrere Gefahren.

Für das Team könnte bei entsprechender Leistung des Quarterbacks der anstehende neue Vertrag noch ein ganzes Stück teurer werden als ohnehin schon anzunehmen ist - Josh Allen aus demselben 2018er Draftjahrgang etwa unterschrieb vor Wochen für sechs Jahre und 258 Millionen Dollar, von denen 150 Millionen voll garantiert sind.

Und bringt Jackson stattdessen nicht die nötige Leistung, um das Team über Wasser zu halten, dann droht ihm eine schwierige Verhandlungsposition, die womöglich zu Krach zwischen beiden Parteien führen könnte.

Alles in allem bleibt festzuhalten, dass sich die Ausgangslage bei den Ravens durchaus signifikant verändert hat. Das größte Übel jedoch ist der Ausfall von Peters, während man die Running Backs schon einigermaßen adäquat wird ersetzen können.

Vielmehr Ausfälle wird aber auch dieses Team nicht mehr verkraften können.

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