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Third and Long - der Mailbag nach den Championship Games: Brady hört auch mit einem weiteren Ring nicht auf!

SPOX-Redakteur Adrian Franke beantwortet eure Fragen zu den Championship Games.
© getty

Die Niederlage im Championship Game gegen Tampa Bay hat in Green Bay die Gerüchteküche zum Brodeln gebracht: Könnte Aaron Rodgers die Packers verlassen? Außerdem: Wie dreht sich das Quarterback-Karussell in dieser Offseason? Hört Brady mit einem weiteren Titel auf? Und welche Offseason-Trades könnte es geben? SPOX-Redakteur Adrian Franke beantwortet in seiner Kolumne Eure Fragen.

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Quarterback-Karussell - welche Teams tauschen den QB aus?

Das Quarterback-Karussell ist zu diesem Zeitpunkt des Jahres meist ein großes Thema. In der Regel gibt es zwei, drei größere Namen auf dem Markt und eine Handvoll Teams, die dafür infrage kommen.

Dieses Jahr ist es anders.

Da wäre die absurde Situation in Houston, die tatsächlich damit enden könnte, dass die Texans Deshaun Watson traden. Bei den Detroit Lions wissen wir bereits, dass die Zeichen für Matt Stafford auf Abschied stehen.

Die Cowboys dürften mit Dak Prescott verlängern, oder ihm nochmals den Franchise Tag geben - aber was, wenn nicht? Was wenn man sich in Dallas entscheidet, dass man lieber weiter in die Waffen und in die Offensive Line investiert, weil Prescott auf 40 Millionen im Jahr oder auf einer kürzeren Vertragsdauer beharrt?

Kurzum: Es werden Kaliber diskutiert, die sonst so nicht zu haben sind - und es wird eine Anzahl an Teams diskutiert, die in diesem Umfang ebenfalls über "normale" Jahre hinausgeht. Als ob das nicht schon genug wäre, sorgte der bestens - vielleicht am besten - vernetzte ESPN-Insider Adam Schefter am Montagabend mit einem Tweet für zusätzliche Brisanz.

Für ihn seien "rund zehn Quarterbacks fix" mit Blick auf den kommenden Saisonstart - er vermute, dass mehr als 18 Teams (!) in dieser Offseason ihren Quarterback austauschen werden und, dass uns in dieser Hinsicht eine bisher nie dagewesene Offseason erwartet.

Doch ist das realistisch? Welche Teams kommen denn ernsthaft für einen neuen Starting-Quarterback in Frage?

NFL: Diese Teams werden einen neuen Starting-Quarterback haben

  • Jacksonville Jaguars: Der No-Brainer und es scheint auch klar, wie Jacksonville diese Frage angehen wird. Die Jaguars haben den Nummer-1-Pick im kommenden Draft, in einer starken Draft-Klasse und mit einem enormen Quarterback-Talent in Trevor Lawrence an der Spitze dieser Gruppe. Das ist der klare Tipp hier, und Gardner Minshew könnte dementsprechend ein Trade-Asset werden.
  • New York Jets: Die Meldungen, die jetzt zu Sam Darnold kursieren, wonach die Jets vielleicht mit ihm weitermachen wollen, lesen sich nett - und es wären auch genau die Dinge, die ich als Jets-Verantwortlicher an die Medien leaken würde, würde ich Darnold traden wollen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass New York die Chance mit dem Nummer-2-Pick verstreichen lässt, um Darnold noch ein Jahr zu testen, sondern gehe fest davon aus, dass die Jets in Woche 1 einen neuen Starting-Quarterback haben werden.
  • Indianapolis Colts: Klar, der Rücktritt von Philip Rivers wird die Colts zum Handeln zwingen. Auch der Vertrag von Jacoby Brissett läuft aus, und ich vermute nicht, dass Indianapolis den 28-Jährigen länger halten wird. Die Colts sind in der Position, 2021 anzugreifen und haben den Cap Space, um die Offseason aggressiv anzugehen. Indianapolis gehört für mich im Rennen um Matt Stafford ganz weit nach oben.
  • New Orleans Saints: Noch gibt es keine offizielle Meldung zu Drew Brees, aber ich gehe fest davon aus, dass wir innerhalb der nächsten drei bis vier Wochen den Rücktritt des 42-Jährigen vermeldet bekommen. Somit wird New Orleans keine andere Wahl haben als sich nach einem neuen Starting-Quarterback umzuschauen - wird das wirklich Taysom Hill? Oder Jameis Winston? Oder zaubern die Saints eine ganz andere Lösung aus dem Hut?
  • Detroit Lions: Matt Stafford wird Detroit verlassen, davon darf man ausgehen - auch wenn die Lions ihn deswegen nicht unter Wert verkaufen sollten. Doch vieles deutet auf einen tiefgreifenden Umbruch in Detroit hin, und dann könnte es eine Übergangslösung (Tyrod Taylor beispielsweise?) plus einen Rookie geben.
  • Chicago Bears: Von dem statistisch besseren Output von Mitch Trubisky im letzten Saisondrittel sollte sich niemand blenden lassen, und das sollte Matt Nagy und Ryan Pace auch nicht passieren. Für beide geht es 2021 um alles, kein Coach-GM-Duo dürfte auf einem wackligeren Stuhl in die Offseason starten. Und damit ist auch eine Veteran-Lösung wahrscheinlicher, um schnellen Erfolg zu bringen. Vielleicht jemand wie Ryan Fitzpatrick? Oder ein Jimmy Garoppolo, sollte der via Trade verfügbar werden? Oder zocken die Bears auf Sam Darnold?
  • New England Patriots: Die Pats hätte ich am ehesten noch beinahe in die zweite Gruppe gepackt, weil ich nicht ausschließen würde, dass New England Cam Newton nochmal kostengünstig zurückholt. Sollte das nicht passieren, wäre die Anschlussfrage: Ist Belichick bereit für den großen Umbruch und die Pats gehen vielleicht sogar im Draft hoch? Oder gibt es eine Übergangslösung wie etwa eine Rückkehr von Jimmy Garoppolo? Auch die Patriots sind definitiv ein Kandidat, um ins Stafford-Rennen einzusteigen.

NFL: Diese Teams könnten ihren Quarterback ebenfalls austauschen

  • Washington Football Team: Während die Patriots am ehesten der Kandidat dafür waren, in diese Kategorie runter zu wandern, war Washington das Team, das ich am ehesten in die "wahrscheinlichere" Kategorie gepackt hätte. Die Story rund um Alex Smith ist toll, und vielleicht kann er auch noch für den Beginn der kommenden Saison eine Übergangslösung sein, falls Washington in den Draft geht. Grundsätzlich aber wäre mein Rat, einen neuen Starter zu suchen - ob per Trade, Free Agency oder eben im Draft.
  • San Francisco 49ers: Es wäre absolut keine Katastrophe, würden die Niners mit einem gesunden Jimmy Garoppolo in die kommende Saison gehen. Jimmy G ist vergleichsweise "günstig" (Cap Hit: 26 Millionen Dollar) und wir wissen, dass er das System von Shanahan gut umsetzen kann. Die Frage ist eben eher, ob die Niners eine realistische Chance auf ein Upgrade haben - wie beispielsweise mit Stafford. Denn verbessern könnte sich San Francisco hier fraglos noch, und die Niners würden sehr günstig aus dem Garoppolo-Vertrag raus kommen.
  • Houston Texans: Vor drei Wochen war ich noch davon überzeugt, dass sich die Situation um Deshaun Watson lösen wird; mittlerweile bin ich davon deutlich abgerückt. Es scheint, als hätte Houstons Teambesitzer Cal McNair das Vertrauen seines Superstar-Quarterbacks verloren. Das ist eine Katastrophe, und dann ist die Situation vielleicht auch nicht mehr zu retten. Houston wäre in dem Fall ein klarer Kandidat für einen kompletten Rebuild.
  • Pittsburgh Steelers: Relativ simpel: Tritt Ben Roethlisberger zurück? Das ist für mich eine echte 50/50-Frage. Macht er weiter, wird 2021 höchstwahrscheinlich seine letzte Saison sein.
  • Denver Broncos: Mit den Veränderungen im Front Office der Broncos - John Elway tritt kürzer, mit George Paton wurde ein neuer GM verpflichtet - sehe ich Lock als deutlich größeren Wackelkandidaten. Die Sample Size ist noch immer klein, aber viel hat Lock bisher eben nicht gezeigt. Und Paton ist in keiner Weise an Lock gebunden.
  • Carolina Panthers: Teddy Bridgewater war immer nur eine Übergangslösung; die vergangene Saison hat das ganz klar bestätigt. Carolina hat den Nummer-8-Pick im Draft und muss ganz klar zu den Teams gezählt werden, die für einen Quarterback hoch traden könnten. Free Agency und Trade sehe ich in Carolina für die QB-Position dagegen eher nicht.
  • Philadelphia Eagles: Dass Nick Sirianni als neuer Head Coach kommt, ist für mich tendenziell eher ein Zeichen dafür, dass die Eagles versuchen wollen, Carson Wentz wieder in die Spur zu bringen. Wäre Philly bei Doug Pederson geblieben, hätte ich die Eagles ganz klar zu den Teams im Quarterback-Markt verortet. Aber so ist mein Tipp inzwischen, dass Philadelphia bei dem Duo Wentz/Jalen Hurts bleibt und die beiden sich in der Offseason ein internes Duell um den Startplatz liefern.

Das Maximum auf meiner Liste wären also 14 Teams, und selbst das erscheint mir schon sehr viel. Insbesondere bei den Eagles, Broncos, Panthers und Steelers bin ich - was die kurzfristige Perspektive angeht - überaus skeptisch, dass ein neuer sofortiger Starter verpflichtet werden wird.

Könnte es Überraschungen geben? Sicher, vielleicht schocken uns die Rams mit einem Trade, oder die Cowboys lassen doch Dak Prescott gehen. Oder die Dolphins wählen mit dem Nummer-3-Pick einen Quarterback.

Die realistischere Sichtweise ist aber wahrscheinlich, dass Offseason-Geschichten nie heißer gekocht werden als Ende Januar. Dennoch: Meine Vermutung ist, dass rund zehn Teams ihren Starting-Quarterback austauschen werden. Und das ist immer noch eine ganze Menge.

Uns erwartet eine hochspannende Offseason!

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