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Third and Long - der Mailbag zum Spieltag: Rookie-Watch und zu wenig Hype für die Steelers?

Die Steelers und Big Ben stehen bei 10-0.
© imago images / ZUMA Wire
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Steelers-Hype - und was wird aus Jameis Winston?

OnLy_GB, jens_1990: Haben die Steelers eine realistische Chance, den Dolphins-Rekord zu brechen? Warum gibt es bei 10-0 keinen medialen Hype in Deutschland um die Steelers, so wie es bei anderen Teams wie beispielsweise den Patriots, Seahawks, Chiefs der Fall wäre?

Wo ich zustimmen würde, ist, dass Pittsburgh für ein 10-0-Team tatsächlich relativ wenig Hype bekommt. Vielleicht wäre das bei anderen Teams anders, die Frage wäre dann natürlich: wie kommen diese anderen Teams dahin? Pittsburgh hat eine starke Defense, keine Frage; doch selbst da reden wir von Top-3, aber keiner alles dominierenden Defense wie sie die Jaguars vor drei und die Bears vor zwei Jahren hatten.

Und die Offense ist eben Liga-Durchschnitt. Big Ben spielt in Ordnung, wäre für mich aber unter Quarterbacks eher knapp außerhalb als knapp innerhalb der Top 10 für die bisherige Saison. Die Steelers haben spannendes Talent auf Wide Receiver und sind hier auch für die Zukunft bestens aufgestellt, die Offensive Line dagegen ist nicht mehr ganz so dominant wie in früheren Jahren, das merkt man ganz besonders im Run Game, und das Play-Calling wurde nicht erst einmal in dieser Saison kritisiert.

In der Summe funktioniert das, nur um das klar zu stellen, man gewinnt nicht allein mit Glück und Zufall die ersten zehn Spiele. Aber es steht eben auch auf wackligen Füßen, weil man letztlich davon abhängig ist - zumindest gegen die guten Teams - dass dieses Gesamtkonstrukt aus kontrollierender Offense und dominanter Defensive Line greift. Bröckelt auch nur ein kleiner Teil, kann das eine Schieflage des ganzen Teams zur Folge haben.

Wir haben das in Teilen schon gesehen, in der zweiten Hälfte gegen Tennessee, gegen Houston, gegen die Cowboys. Ich würde Pittsburgh in der Analyse ganz genau so sehen, wenn sie einige dieser knappen Spiele verloren hätten und 7-3 statt 10-0 stehen würden. Vielleicht ist das die beste Erklärung dafür, warum der ganz große "10-0-Hype" ausbleibt.

Was eine mögliche 16-0-Saison angeht: Ich erwarte noch eine Steelers-Pleite im letzten Saison-Drittel. Das könnte bereits an diesem Donnerstag gegen Baltimore kommen, die Ravens-Pleite im ersten Spiel kam in allererster Linie aufgrund der eigenen Turnover. Lamar Jackson und Co. konnten den Ball am Boden sehr gut bewegen, und falls Baltimore sich nicht wieder dermaßen selbst im Weg steht, ist ein Sieg sicher möglich. Buffalo zwei Wochen später sowie die Colts wiederum zwei Wochen danach wären noch weitere Alternativen.

15-1, vielleicht sogar 14-2 sehe ich im Vergleich deutlich realistischer als eine Saison ohne Niederlage.

Kevin Penning: Wie siehst du die Zukunft von Jameis Winston? 2021 das Duell mit Hill um den Starting-Posten in New Orleans - oder ein neues Team mit Starting-Garantie?

Ganz platt gesagt: ich vermute, dass die Saints sich ein solches Duell 2021 gar nicht leisten können. Kein Team steht Cap-technisch vor einer größeren Herausforderung in der kommenden Offseason, und Hill hat für die kommende Saison bereits über 16 Millionen garantiert. Winston auf der anderen Seite hat dieses Jahr deutlich unter seinem Marktwert unterschrieben; auch, um in New Orleans zu lernen und sicher mit der Hoffnung im Hinterkopf, dass er im Falle einer Brees-Verletzung die Bühne bekommen würde.

Nicht nur ist Letzteres ganz offensichtlich nicht der Fall, ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Winston ein zweites Jahr in Folge derart günstig irgendwo unterschreibt, und damit wären die Saints dann vermutlich auch schon aus dem Rennen.

Für Winston selbst sollte es Möglichkeiten geben. Nicht unbedingt mit Startplatz-Garantie, die wird er sich erarbeiten müssen - aber mit einer guten Aussicht auf einen Startplatz. In Chicago wäre er um Welten ein deutliches Upgrade, hier ist sicher die Frage, was sich Matt Nagy weiter vorstellt. Foles mit dem Argument "er kennt das System" zu holen, war ein klarer Fehlgriff, doch die generelle Bereitschaft, es mit Foles zu probieren, zeigt zumindest, dass man gegenüber einer gewissen Risikobereitschaft auf der Quarterback-Position nicht abgeneigt ist.

Die Jets und Jaguars klammere ich hier ein wenig aus, da ich bei beiden von Quarterback-Picks in der Top 3 des kommenden Drafts ausgehe. Vielleicht könnte Winston in Atlanta eine Übergangslösung sein, sollten die Falcons den radikalen Umbruch wählen und sich von Matt Ryan trennen, auch wenn ich das weiter nicht erwarte. Washington sollte einen offenen Spot haben und fällt gerade aus der Draft-Spitze raus. Und Überraschungen wird es auch in der kommenden Offseason geben.

Ramily Radio: Mit wem werden die Bengals nach dem Burrow-Ausfall jetzt weiter machen? Free Agent oder aus dem Kader jemand?

Ich gehe davon aus, dass Ryan Finley starten wird. Der durfte bereits im Vorjahr (sehr, sehr überschaubarer Erfolg) unter Zac Taylor ran, und aus Bengals-Sicht ergibt es nicht sonderlich viel Sinn, sich jetzt um eine ernsthafte Alternative zu bemühen. Vielleicht wird ein Veteran zur Absicherung als Backup geholt, mehr erwarte ich hier allerdings nicht.

Für die Bengals ist Burrows Verletzung im ersten Moment wahnsinnig bitter, keine Frage - auf den zweiten Blick aber bieten sich jetzt auch ganz neue Szenarien mit Blick auf den kommenden Draft.

Ich gehe nicht davon aus, dass Cincinnati mit Finley - oder einem anderen verfügbaren Quarterback - noch mehr als ein Spiel im weiteren Saisonverlauf gewinnt. Die Top-3-Draft-Reihenfolge könnte, ausgehend von dieser These, schon fast feststehen:

  1. New York Jets
  2. Jacksonville Jaguars
  3. Cincinnati Bengals

In der Annahme, dass in diesem Szenario mit den ersten beiden Picks Quarterbacks gedraftet werden dürften, wäre Cincinnati in einer glänzenden Position: Man könnte das Riesen-Tackle-Talent Penei Sewell mit dem dritten Pick nehmen - oder aber den Pick an das meistbietende Team, das unbedingt den dritten Quarterback haben will, abgeben.

Die Bengals könnten so in der Position sein, mehrere Löcher mit dem kommenden Draft zu stopfen und sich so perspektivisch für 2022 und 2023 glänzend aufstellen, wenn im Idealfall die heißen Jahre eines möglichen ersten Titelfensters mit Burrow anstehen.

All das ist noch ferne Zukunftsmusik, aber Cincinnati hat definitiv die Chance, mit den Drafts 2020 und 2021 eine gigantische Weichenstellung Richtung Zukunft hinzulegen.

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