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Baltimore Ravens: Die zahlreichen Offense-Probleme um Lamar Jackson in der Analyse

Von Jan Dafeld
Lamar Jackson und John Harbaugh haben zuletzt drei von vier Spielen verloren.
© getty
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Problem Nummer drei: Die Offensive Line

Die Offensive Line zählte im vergangenen Jahr zu den großen Stärken der Ravens. Mit Marshal Yanda hatte man einen der besten Guards der Liga in den eigenen Reihen, Ronnie Stanley war obendrein der vielleicht beste Tackle. Orlando Brown Jr., Matt Skura und Bradley Bozeman spielten zudem alle solide bis gut. Mit Skura musste Baltimore in der gesamten Spielzeit nur eine einzige Verletzung in der O-Line hinnehmen, dessen Backup Patrick Mekari spielte zudem ebenfalls sehr ordentlich.

In diesem Jahr bietet sich Zuschauern ein gänzlich anderes Bild. Yandas Rücktritt und Stanleys Verletzung sind Verluste, die kein Team in der Liga problemlos auffangen könnte. Zudem mangelt es an personeller Kontinuität: Nachdem die Ravens in der vergangenen Saison in 17 Spielen nur zwei verschiedene O-Lines aufbieten mussten, startete gegen die Titans die fünfte verschiedene O-Line-Kombination im zehnten Spiel.

Die Rückkehrer aus dem vergangenen Playoff-Run haben sich dabei weitestgehend gut gehalten. Brown hat sich nach einem etwas wackligen Saisonstart mittlerweile wieder stabilisiert und gibt einen mehr als ordentlichen Left Tackle, auch Bradley Bozeman, der in dieser Saison erst einen Sack zugelassen hat, spielt mindestens solide.

"Die Neuen" in der Offensive Line haben das Niveau ihrer Vorgänger allerdings - wenig überraschend - nicht halten können. Tyre Philipps, der zuletzt selbst drei Spiele ausfiel und durch Mekari und Ben Powers ersetzt wurde, kämpft insbesondere im Run-Blocking mit Problemen, D.J. Fluker, der nach Stanleys Verletzung als Right Tackle startete, wurde aufgrund schwacher Leistungen erst durch Mekari und später durch Will Holden ersetzt.

Matt Skura ist nach seiner schweren Knieverletzung im Vorjahr zudem noch längst nicht wieder auf Top-Niveau. Gegen die Colts und Patriots kämpfte er obendrein mit Snap-Problemen, gegen die Titans wurde der Pro Bowler schließlich zum sechsten Offensive Lineman degradiert.

Baltimore Ravens: Strafen als großes Problem

Die Ausfälle in der Offensive Line haben die Ravens somit ohne jede Frage hart getroffen, die verlorene individuelle Qualität kann allerdings längst nicht alle Probleme in der O-Line erklären. Undiszipliniertheiten und Unkonzentriertheiten sind ein mindestens genau so großes Problem.

In zehn Spielen bekamen die Ravens in dieser Saison bereits 21 Pre-Snap-Penalties gegen sich gepfiffen - alleine in der Offense! Sechsmal kassierte Baltimore eine Flagge wegen Illegal Formation, der Rest der Liga kommt zusammen auf 21 solcher Strafen. Angesichts der Tatsache, dass die Ravens in ihren letzten vier Spielen drei Niederlagen mit weniger als sieben Punkten Unterschied einstecken mussten, wiegen diese Strafen natürlich schwer.

Tatsächlich wurde in dieser Spielzeit kein Team auch nur annähernd so sehr durch offensive Strafen geschwächt wie die Ravens. Bereits vor dem Spiel gegen die Titans hatte Baltimores Offense 18 Exptected Points Added aufgrund von Strafen in der Offense verloren. Das Team mit dem zweithöchsten Wert? Die New York Giants mit nur -7 Exptected Points Added. Nach der Niederlage gegen Tennessee dürfte dieser Vorsprung der Ravens nur weiter angewachsen sein: Gegen die Titans kamen weitere vier Strafen für 27 Yards hinzu.

Abstimmungs- und Kommunikationsprobleme haben die Ravens in dieser Saison wohl bereits mindestens einen Sieg gekostet, das Chaos rund um die Offensive Line ist nicht zu übersehen. Während die Probleme in der O-Line wenigstens teilweise durch Verletzungsprobleme entschuldigt werden können, gilt das für die Receiver des Teams allerdings nicht.