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Baltimore Ravens: Die zahlreichen Offense-Probleme um Lamar Jackson in der Analyse

Von Jan Dafeld
Lamar Jackson und John Harbaugh haben zuletzt drei von vier Spielen verloren.
© getty
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Problem Nummer vier: Die Receiver

Baltimore fehlt eine klare Nummer eins im Receiving Corps. Die Ravens haben keinen Receiver, der Coverages und Matchups diktieren kann. Es ist ein Umstand, der stört, der allerdings bereits vor der Saison bekannt und auch in der letzten Spielzeit schon ein Faktor war - ohne die Offense zu sehr zu limitieren. Deutlich schwerwiegender ist die Tatsache, dass Jackson in dieser Saison über keinen einzigen Receiver, dem er wirklich vertrauen kann, zu verfügen scheint.

Tatsächlich sind Jacksons Probleme gegen Man Coverage zumindest in Teilen auch auf seine Receiver zurückzuführen. Die Ravens verfügen über keinen einzigen Spieler, der konstant gegen Man Coverage gewinnen kann. Defenses können ihre defensiven Coverages mit zwei Spies nur deshalb häufiger spielen, weil kein Spieler im Eins-gegen-eins eine große Gefahr darstellt und gegen eine Defense ohne tiefen Safety für Big Plays sorgen könnte,

Marquise Brown verfügt zwar über den Speed, um Defenses tief zu attackieren, der Youngster hat jedoch Probleme mit Press-Coverage und benötigt freie Releases, um gegen gute Cornerbacks Separation kreieren zu können. Mark Andrews ist eigentlich der Receiver, dem Jackson am stärksten vertraut, allerdings arbeitetet der Tight End auch fast ausschließlich über die Mitte des Feldes - der Bereich, den Defenses gegen die Ravens mittlerweile mehr und mehr zustellen.

Als ein Beispiel für die konstanten Probleme der Ravens-Receiver kann ein Third-and-Eleven in der ersten Halbzeit gegen die Patriots angeführt werden. Baltimore spielt dabei eine 6-Man-Protection mit einem Running Back als Checkdown. Devin Duvernay und Brown laufen außen jeweils tiefe Routes, Andrews läuft eine Dig-Route über die Mitte des Felds.

Die Patriots spielen defensiv Man Coverage mit einem Spy, allerdings auch einem tiefen Safety in der Mitte des Felds. Alle Receiver sind auf sich allein gestellt, der Playcall hilft ihnen in ihren Routes nicht und wie so oft kann sich unter diesen Umständen kein Receiver freilaufen. Andrews hat über die Mitte einen kleinen Schritt Vorsprung gegen seinen Verteidiger und wäre vermutlich die bessere Anspielstation als Brown, den Jackson schließlich mit seinem Pass sucht, doch auch diese Option wäre nicht übermäßig erfolgversprechend - zumal das Play ohnehin darauf ausgelegt sein dürfte, Brown mit einem Double-Move im Eins-gegen-eins ein Big Play zu ermöglichen.

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Baltimore Ravens: Snead und Bryant plötzlich im Fokus

Weil Brown und Andrews selbst mit Problemen zu kämpfen haben oder Defenses ihnen besonders viel Aufmerksamkeit schenken, hat sich die Rangordnung unter den Ravens-Receivern mittlerweile ein wenig verschoben. Gegen Man Coverage ist über die letzten Spiele Willie Snead Jackson verlässlichster Receiver. Bei allem Respekt vor Snead: Für eine Offense mit dem Anspruch wie dem der Ravens ist dies ein Armutszeugnis.

Vor der Saison hatten sich die Ravens von Miles Boykin offensichtlich einen Sprung nach vorne erhofft. Der Drittrundenpick aus dem Jahr 2019 ist der beste Blocking Receiver des Teams, im Passspiel bislang aber überhaupt kein Faktor. Nach mehreren Kommunikationsproblemen mit Jackson zu Beginn der Saison spielte er zuletzt nur noch eine Handvoll Snaps.

Als Hoffnungsträger im Receiving Corps des Teams soll nun ausgerechnet ein 32-Jähriger Veteran taugen, der am vergangenen Sonntag seinen ersten Catch seit fast drei Jahren verzeichnete: Dez Bryant. Gegen die Titans spielte der ehemalige Cowboys-Receiver 35 Snaps, mehr als Boykin oder die Rookies Duvernay und James Proche.

Angesichts der Tatsache, dass Bryant über die ersten Wochen der Saison vereinslos blieb und schließlich einen Vertrag ohne Garantien im Practice Squad der Ravens unterschrieb, steht Bryant symbolisch für die großen Probleme der Ravens auf der Receiver-Position. Im Sommer wird das Team diese Position definitiv adressieren müssen.