NFL

Steals, Quarterbacks, große Fragezeichen

SPOX hat sich die 32 Draft-Klassen angeschaut und gibt jedem Team eine Note für den Draft
© getty

Der Draft ist vorbei, die Kader der 32 Teams für die kommende Saison nehmen zunehmend Gestalt an. SPOX blickt auf die Draft-Klasse eines jeden Teams - und erklärt, wer warum überzeugt hat: Die Draft-Grades 2017!

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(Anmerkung: Die 32 Teams sind in alphabetischer Reihenfolge aufgelistet)

Arizona Cardinals
Erster Pick: Haason Reddick, LB, Temple
Zweiter Pick: Budda Baker, S, Washington

Sehr guter Draft in Arizona - mit einem Schönheitsfleck: Die Tatsache, dass die Cardinals erneut keinen Quarterback geholt und scheinbar kein Interesse an einem Trade nach oben gezeigt haben, ist zumindest überraschend. Ansonsten aber eine richtig starke Draft-Klasse: Reddick (Edge-Rusher/ILB) und Baker (Safety/Slot-Corner) zuzuschauen macht nicht nur Spaß, sie geben den Cardinals enorme Explosivität und Flexibilität. Beide dürften früh und häufig mit Bucannon und Mathieu gleichzeitig auf dem Platz stehen, und es Offenses extrem schwer machen, die Defense vor dem Snap zu lesen. Guard Dorian Johnson (4. Runde) ist ein Steal und sollte früh spielen, Tackle Will Holden (5. Runde) kann rechts und links auflaufen. Dazu gab es mit Chad Williams (3. Runde) einen physischen Receiver mit enormem Upside, dessen Draft-Aktie seit einigen Wochen massiv stieg, sowie mit T.J. Logan (5. Runde) womöglich endlich einen vernünftigen Returner.

SPOX-Note: 1-

Atlanta Falcons

Erster Pick: Takkarist McKinley, Edge, UCLA
Zweiter Pick: Duke Riley, LB, LSU

Pass-Rusher und Guard waren die größten Needs in einem insgesamt äußerst starken Kader, beide adressierte Atlanta innerhalb der ersten drei Picks: McKinley, der die Bühne in der ersten Runde emotional stürmte, hatte letzte Saison 16 Sacks, ist wahnsinnig explosiv und grundsolide gegen den Run. Guard Sean Harlow (4. Runde) sollte zumindest im Run Game sofort weiterhelfen. Der Riley-Pick in der dritten Runde überraschte etwas, einfach weil Atlanta mit Deion Jones und De'Vondre Campbell bereits zwei junge, athletische Linebacker hat. Dazu kam aber ein möglicher Steal: Cornerback Damontae Kazee in der fünften Runde. Keine "Wow-Picks", aber rundum wenig zu meckern.

SPOX-Note: 2

Baltimore Ravens

Erster Pick: Marlon Humphrey, CB, Alabama
Zweiter Pick: Tyus Bowser, Edge, Houston

Vielleicht am überraschendsten war bei den Ravens die Fokussierung auf die Defense - die ersten vier Picks gingen allesamt in diese Seite des Balls, offensive Skill-Player gab es überhaupt nicht. Humphrey sollte als Nummer-2-Corner sofort spielen, ist vor allem in Zone Coverage zuhause. Hatte aber merkliche Probleme mit langen Pässen, was seine Statistiken nach unten zieht - womöglich auch ein Speed-Problem. Danach wurde die Pass-Rush-Baustelle adressiert: Bowser ist noch roh, aber wahnsinnig athletisch mit den berüchtigten "Edge-Bender"-Qualitäten. 22,5 Sacks gelangen ihm im College, glänzte bei der Combine. DT Chris Wormley (3. Runde) bringt als Interior-Rusher enorme Power und Explosivität mit und OLB Tim Williams sollte zumindest als reiner Pass-Rusher ab Week 1 helfen. Der erste Offense-Pick könnte ein Steal sein: Nico Siragusa (4. Runde) ist schon jetzt ein sehr kompletter Guard.

SPOX-Note: 2+

Buffalo Bills

Erster Pick: Tre'Davious White, CB, LSU
Zweiter Pick: Zay Jones, WR, East Carolina

Einen zusätzlichen Erstrunden-Pick im kommenden Jahr abgestaubt - und trotzdem noch Value in der ersten Runde mitgenommen: White sollte mindestens im Slot sofort eine immense Verstärkung darstellen, ein aggressiver, instinktiver Spieler. Ich hatte die Bills mit einem physischen Receiver in der ersten Runde auf dem Zettel, den hat sich Buffalo in der zweiten Runde geholt: Jones war im College ein Target-Monster underneath, sehr stark am Catch Point. Sollte eine sehr gute Ergänzung zu Sammy Watkins darstellen. Guard Dion Dawkins (2. Runde) passt mit seiner Physis jedenfalls gut in Buffalos Run-Blocking-Scheme, dazu kommt eine Wildcard: Nathan Peterman (5. Runde) ist zumindest ein guter Backup-Quarterback, auch wenn er physisch klare Limitierungen hat. Der hier häufig zitierte Kirk-Cousins-Vergleich passt durchaus, Peterman liest die Defense, bewegt sich gut in der Pocket, einfach solide. Die mangelnde Armstärke aber führt häufiger zu riskanten Würfen, dazu kommen noch sichtbare Ungenauigkeiten. Was Stärken und Schwächen angeht verglichen mit Tyrod Taylor und Cardale Jones ein ganz anderer Quarterback.

SPOX-Note: 2

Carolina Panthers

Erster Pick: Christian McCaffrey, RB, Stanford
Zweiter Pick: Curtis Samuel, RB/WR, Ohio State

Das bei den Cardinals angesprochene Phänomen trifft auch auf Carolina zu: Weg von Spielern mit starren Positionen, hin zu Flexibilität, allerdings sprechen wir bei den Panthers dabei von der Offense. Nachdem Carolina jetzt für mehrere Jahre primär auf große, physische Receiver gesetzt hat, um Cam Newton Spieler mit großem Catch-Radius zu geben, stehen McCaffrey und Samuel für ein Umdenken: Vielseitige, agile, explosive Spieler, die Newton aus dem Slot heraus den schnellen Pass und Yards nach dem Catch ermöglichen - und McCaffrey ist ganz nebenbei noch ein richtig guter Running Back. Beide gemeinsam auf dem Platz sollten auch die alljährlichen Probleme in der O-Line etwas kaschieren. Dabei dürfte auch Guard Taylor Moton (2. Runde) eine größere Rolle spielen, Pro Football Focus hat ihn bei nur zwei zugelassenen QB-Hits und sechs Hurries über 443 Snaps letzte Saison. Edge-Rusher Daeshon Hall (3. Runde) und Cornerback Corn Elder (5.) machen die Rotation stärker und passen ins Scheme.

SPOX-Note: 2+

Chicago Bears

Erster Pick: Mitchell Trubisky, QB, North Carolina
Zweiter Pick: Adam Shaheen, TE, Ashland

Aufgrund des spektakulären Trades, um Mitchell Trubisky zu holen, ist es schwierig, den Bears-Draft vernünftig einzuschätzen. Prinzipiell habe ich kein Problem damit, wenn Teams für ihren Wunsch-Quarterback etwas riskieren - aber in Kombination mit der Verpflichtung von Mike Glennon einfach eine merkwürdige Entscheidung. Vor allem jedoch wurde es anschließend nicht wirklich besser, denn Tight End Adam Shaheen (2. Runde) ist eine komplette Wildcard: Potential ist da, insgesamt aber schlicht extrem roh, während Safety Eddie Jackson (4. Runde) den Großteil der vergangenen Saison verpasst hat. Gut möglich, dass die Bears mindestens von ihren beiden Top-Picks in diesem Draft in der kommenden Saison nichts haben.

SPOX-Note: 4

Cincinnati Bengals

Erster Pick: John Ross, WR, Washington
Zweiter Pick: Joe Mixon, RB, Oklahoma

Talent schlägt Bedenken - so könnte man den Bengals-Draft kurz und knapp zusammenfassen. Das war gleich mehrfach der Fall: Bei Ross - mein persönlicher Nummer-1-Receiver im Vorfeld - sind es nach mehreren College-Verletzungen Bedenken medizinischer Natur. Bleibt er fit, hat Cincy eine tolle Waffe gegenüber von A.J. Green. Mixons Geschichte dürfte inzwischen jeder kennen, er muss beweisen, dass er sich, nachdem er vor einigen Jahren eine Frau zu Boden geschlagen hat, tatsächlich geändert hat. Sportlich könnte er in zwei Jahren der beste Back dieser Klasse sein. Carl Lawson (4. Runde) hatte ich trotz Inkonstanz höher gesehen, auch hier kommen aber Verletzungsprobleme dazu. Dafür gelang mit dem hochproduktiven Pass-Rusher Jordan Willis (3. Runde) ein möglicher Steal. Schwer greifbare Draft-Klasse, in jedem Fall aber mit enormem Potential - aber eben auch mit hohem Risiko.

SPOX-Note: 2

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Cleveland Browns

Erster Pick: Myles Garrett, Edge, Texas A&M
Zweiter Pick: Jabrill Peppers, S, Michigan

Wie schon letztes Jahr eine Vielzahl an Picks, wie schon letztes Jahr via Trade noch mehr Picks daraus gemacht. Insgesamt gefällt mir die Klasse: Kein Quatsch an eins, sondern mit Myles Garrett der beste Spieler, der zudem einen Need abdeckt. Peppers sehe ich besser als manche andere, sofern er in der NFL die richtige Rolle bekommt. Tight End David Njoku (1. Runde) erinnert an Jordan Reed und ist unglaublich stark nach dem Catch, muss im Blocking besser werden. Außerdem gefällt, dass Cleveland auf einen QB gewartet und dann DeShone Kizer Mitte der zweiten Runde bekommen hat. Kizer wird eine Weile brauchen, bis er seine fraglos vorhandenen Qualitäten auch konstant abrufen kann - als Projekt-QB für Hue Jackson aber spannend, sofern er nicht sofort ins kalte Wasser geworfen wird. D-Liner Larry Ogunjobi könnte, neben Garrett, Peppers und Njoku, ein vierter sofortiger Starter aus dieser Klasse sein. Unglaubliche Power, die er schlau einsetzt. Kritik muss es für den Pick von Caleb Brantley (6. Runde) geben: Ein talentierter D-Liner, der vor nicht einmal drei Wochen aber eine Frau geschlagen haben soll. Die Browns haben jedoch immerhin bereits angekündigt, dass sie Brantley gegebenenfalls direkt entlassen, falls die Vorwürfe der Wahrheit entsprechen.

SPOX-Note: 1-