Brandon, die Zeit ist reif

Von Adrian FrankeMarcus Blumberg
13. Oktober 201515:41
Brandon Weedens Zeit als Vertreter von Tony Romo geht wohl ihrem Ende entgegengetty
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Mit einem weiteren schwachen Auftritt hat Brandon Weeden seinen Antrag für die Rückkehr auf die Bank womöglich unterschrieben, während Gary Barnidge und Doug Martin für Highlights sorgen. In Tampa Bay ist kurzfristig Gegenteil-Tag, Aaron Rodgers beendet seine Serie mit einem Knall. Außerdem: Charles Woodson bezwingt Vater Zeit weiterhin und für welche Teams ist schon alles vorbei? Der SPOX Hangover klärt auf.

Das Play der Woche: Gary Barnidge...und was heißt hier Play der Woche - es war das Play der bisherigen Saison, und das mit weitem Abstand! Im Fallen hielt der Tight End der Cleveland Browns einen Verzweiflungswurf von Josh McCown zwischen den Knöcheln (!) fest. Erst am Boden liegend schnappte er sich das Ei mit den Händen und streckte sich über die Goal Line. Eine irre Szene und Barnidge drehte damit nicht nur zwischenzeitlich das Spiel, er sorgte auch für einen Motivationsschub bei den Teamkollegen. Am Ende gewannen die Browns das Spiel gegen die Ravens in der Overtime.

"Josh hat den Ball hoch geworfen, weil er unter Druck stand. Deshalb kam ich zurück, um den Pass zu fangen und bin hoch gesprungen. Mein Gegenspieler hat versucht, den Ball auf den Boden zu schlagen, aber er landete genau auf meinem Fuß. Ich wusste, dass der Ball den Boden nicht berührt hatte. Da war viel Glück dabei", grinste Barnidge anschließend. Trotzdem bleibt festzuhalten: Der 30-Jährige hat nach fünf Spielen (24 REC, 374 YDS, 3 TDs) bereits Karriere-Höchstwerte was Receptions,Yards und Touchdowns angeht aufgestellt.

Der Flop der Woche: Brandon Weeden. Niemand hatte einen Sieg der verletzungsgeplagten Cowboys gegen ausgeruhte New England Patriots erwartet und niemand durfte davon ausgehen, dass Dallas offensiv mit Brady und Co. mithalten können würde. Und doch: Es war im dritten Spiel seit der Verletzung von Tony Romo das erste Mal, dass Weeden ohne jede Ausrede viel zu wenig machte, um seinem Team zumindest eine Chance zu geben.

Während nämlich die Defense streckenweise herausragend spielte, Brady immer wieder erwischte und mehrere Punts erzwang, legte Weeden brutale 4,8 Yards pro Passversuch hin, blieb ohne Touchdown und warf einen Pick. Es war ein Auftritt, der jetzt auch Konsequenzen haben könnte.

"Wir werden unsere Quarterbacks, unsere Offensive Line, unsere Tight Ends, Receiver, Running Backs und jeden in der Defense über die Bye Week bewerten", kündigte Coach Jason Garrett nach der Pleite gegen die Pats an. Der neu verpflichtete Matt Cassel war gegen New England erstmals Weedens Backup, die Rollen könnten beim so wichtigen Duell mit den Giants in zwei Wochen vertauscht sein.

Der Star der Woche: Doug Martin. Sie nennen ihn Pocket Hamster oder Muscle Hamster - auch wenn er selbst das gar nicht mal so toll findet. Aber was er gegen die Jaguars gemacht hat, war weitaus mehr, als man einem Hamster in irgendeiner Form zugetraut hätte. Doug Martin erlief 123 Yards und zwei Touchdowns und legte dann noch einen Touchdown-Catch und insgesamt drei Receptions für 35 Yards oben drauf.

Er machte damit buchstäblich den Unterschied aus beim 38:31-Sieg seiner Tampa Bay Buccaneers, die so nach elf (!) Heimpleiten in Folge, eine eigentlich unfassbare Serie, endlich wieder ein Heimspiel gewinnen konnten. Achja: Tampas Rookie-QB Jameis Winston blieb zum erst zweiten Mal in dieser Saison ohne Interception. Garantiert kein Zufall.

Der Old-Man-Award der Woche: Charles Woodson! Meistens würde an dieser Stelle Ravens-Receiver Steve Smith Sr. stehen, doch in dieser Woche führt kein Weg an Woodson vorbei - ganz getreu dem Motto: Was lange währt wird endlich gut. 18 unglaubliche Jahre hat Charles Woodson, seines Zeichens Heisman-Trophy-Winner im Jahr 1997 (!!) in der NFL spielen müssen, um endlich seine Interception-Sammlung um einen ganz großen Namen zu erweitern, sie gewissermaßen zu vervollständigen.

Es war Peyton Manning, der noch gefehlt hat und Woodson kündigte im Vorfeld öffentlich an, wie gerne er einen Manning-Pass abfangen würde. Gesagt, getan, denn beim Heimspiel seiner Oakland Raiders gelangen dem 39-Jährigen gleich zwei Picks gegen den Altmeister - einer gar in der Endzone. Geduld zahlt sich eben doch manchmal aus, auch in der NFL.

Die Verletzung der Woche: Jamaal Charles. Nicht schon wieder! Zum zweiten Mal in seiner Karriere hat sich der Running Back das Kreuzband gerissen und wird den Kansas City Chiefs für den Rest der Saison fehlen. Ein herber Schlag für die Franchise, die sich in dieser Saison durchaus Hoffnung gemacht hat.

Das Roundup vom Sonntag: Cincy-Statement - Rodgers' Serie reißt

Warum? Ein paar Zahlen: Ligaweit verzeichnete kein Spieler über die vergangenen drei Jahre mehr Touchdowns (Receptions und Runs kombiniert) als Charles. Darüber hinaus gelangen noch nie in der NFL-Geschichte einem Running Back mit mindestens 1.000 Laufversuchen mehr Yards pro Run als Charles (5,5; dahinter: Jim Brown und Barry Sanders mit je 5,2). Um den Hattrick perfekt zu machen: Charles verzeichnete seit 2012 insgesamt 30,8 Prozent der gesamten Chiefs-Offense-Production. Nur Chicagos Matt Forte ist über diesen Zeitraum hier noch besser.

Damit dürfte ab jetzt Charcandrick West deutlich mehr Snaps sehen, der Knile Davis als ersten Charles-Backup abgelöst hat. Doch auch eine Neuverpflichtung ist nicht ausgeschlossen, Ben Tate darf zunächst in Kansas City vorspielen. Es könnte womöglich auch die Chance für einen gewissen Ray Rice werden. SPOX sagt in jedem Fall: Gute Besserung, Jamaal!

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Die Wiederauferstehung der Woche: Josh McCown. Die Devise der Cleveland Browns vor dem Saisonstart war eigentlich klar, harte Defense und ein gutes Running Game sollten das Rückgrat des Teams bilden. Doch das Problem: Die Defense ist bislang eine der schwächsten der Liga und das Running Game weitestgehend quasi nicht existent.

Und trotzdem gelang es Cleveland am Sonntag, die Ravens im eigenen Stadion zu schocken. Wie das ging? Quarterback Josh McCown überraschte nicht nur Baltimore, sondern die komplette Liga. Der 36-Jährige legte mal eben 457 Passing-Yards und zwei Touchdowns auf, erlief einen weiteren TD selbst und blieb ohne Turnover.

Es war statistisch das beste NFL-Spiel in McCowns Karriere, sein drittes 300-Yard-Passing-Game in Folge bedeutet einen neuen Browns-Rekord. Johnny Manziel, so viel ist klar, wird sich vorerst (oder besser gesagt: wieder einmal) gedulden müssen.

Der Aussetzer der Woche: Einmal Rollentausch, bitte! Es war eine Szene, die im Florida-Duell zwischen den Tampa Bay Buccaneers und den Jacksonville Jaguars auf den ersten Blick fast ein wenig unterging, doch die deshalb nicht minder für große Fragezeichen sorgte.

Bei einem Punt-Return der Bucs entschloss sich Jags-Running-Back Bernard Pierce kurzerhand, einmal das Team zu wechseln. Statt den DIREKT auf ihn zustürmenden Runner zu stoppen, blockte er ihm den Weg frei - gegen einen Bucs-Spieler?! Was...? Mögliche Erklärungen werden gerne entgegengenommen, Jags-Coach Gus Bradley startete am Montag einen besorgniserregenden Versuch: "Ich weiß, dass er nach dem Spiel Symptome einer Gehirnerschütterung hatte. Dabei belasse ich es vorerst."

Der nächste Superstar wird...Todd Gurley. Die St. Louis Rams schnappten sich Gurley mit dem zehnten Pick im vergangenen Draft, der Running Back wäre wohl schon früher weg gewesen, hätte er sich in seiner letzten College-Saison nicht das Kreuzband gerissen. So verpasste er auch den Start in die laufende Spielzeit. Seitdem er aber auf dem Platz steht macht er nichts anderes, als die Rams für ihre Entscheidung zu belohnen.

Gegen Arizona trug er die Rams-Offense mit 146-Rushing-Yards zum überraschenden Auswärtssieg und erlief so mehr, als die Cards-Gegner Mark Ingram, Matt Forte und Carlos Hyde über die ersten drei Wochen zusammen genommen! Gegen die Packers legte er 159 Rushing-Yards nach, und all das hinter einer der schwächsten Run-Blocking-Lines der Liga.

Gurley bringt alles mit, um ein Oldschool-Franchise-RB zu werden, wie es Steven Jackson so lange für St. Louis war. Die NFC West darf sich über die kommenden Jahre zwei Mal pro Saison auf einiges gefasst machen.

Das Serien-Ende der Woche: Aaron Rodgers legendärer Lauf. Wir blicken zurück: Es war der 2. Dezember 2012, die Vikings waren zu Gast im Lambeau Field und es geschah das Unglaubliche: Aaron Rodgers warf eine Interception. Gegen Harrison Smith. Seither vergingen fast drei Jahre und Rodgers blieb gewissermaßen daheim Pick-free.

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Doch dann kamen die St. Louis Rams am Sonntag in die noch nicht so ganz Frozen Tundra und James Laurinaitis beendete diese schier unglaubliche Serie, wenn auch durch etwas Glück und einen abgefälschten Pass! Wenig später tat es ihm Trumaine Johnson gleich. Die Packers gewannen trotzdem, schockiert sind wir dennoch. Hat da etwa jemand vor dem Spiel seinen Discount Double-Check vergessen?

Der Big Point der Woche: Der Bengals-Sieg über Seattle. Statement-Game. Standortbestimmung. Der Dalton-Test. Es wurde aus Cincinnatis Sicht vor dem Duell mit den Seahawks nicht mit Superlativen gegeizt. Alle wollten sehen, wie stark die bis dato ungeschlagenen Bengals wirklich sind - und die Bengals lieferten.

In einer hart umkämpften, packenden Partie rang Cincinnati Seattle am Ende nieder, und das obwohl die Hawks mit einer 17-Punkte-Führung ins Schlussviertel gingen. Doch Dalton blieb cool und zeigte, dass in diesem Jahr tatsächlich auch wenn die Scheinwerfer auf die Bengals gerichtet sind mit dem Team zu rechnen sein dürfte. Er führte sein Team in die Overtime, wo Mike Nugent das Game-Winning-Field-Goal verwandelte.

Dabei hatte Cincy offenbar auch die Naturgesetze auf seiner Seite: Wie Astrophysiker Neil Tyson via Twitter verlauten ließ, wurde Nugents Kick, der von der inneren Torstange abprallte und gerade so durchrutschte, durch die Erdrotation sowie die Coriolis-Kraft gerade genug beeinflusst, dass er nicht frontal an die Stange klatschte. Na dann. Achso, und aus Seattles Sicht? Es war das dritte Mal in der laufenden Saison, dass die Hawks eine Führung im vierten Viertel noch aus der Hand gaben. 204 Yards verzeichnete Cincinnati im vierten Abschnitt alleine. Kein gutes Zeugnis für die Defense, in der Kam Chancellor ein ungewohnt schwaches Spiel erlebte.

Die Saison beendet ist mit dieser Woche für...mindestens drei Teams, nämlich die Houston Texans, die Kansas City Chiefs und die New Orleans Saints (neben den sieglosen Lions darf sich aber auch Baltimore angesprochen fühlen). Der Reihe nach: Nachdem die Texans in Atlanta völlig chancenlos waren, hatten sie am Donnerstagabend gegen die Colts die große Chance, einen wichtigen Division-Sieg einzufahren. Doch obwohl Colts-QB Andrew Luck ausfiel, enttäuschte Houston einmal mehr. Die Defense ist trotz J.J. Watt ein Sieb, offensiv gab es im fünften Spiel den zweiten QB-Tausch.

Zu Kansas City muss man kaum mehr sagen, als die Charles-Verletzung. Dass es die Chiefs ohne Charles nicht schafften, ihre Führung gegen Jay Cutler und die Chicago Bears zu verteidigen, war eine düstere Vorschau auf die unweigerlich kommenden Probleme. Alex Smith wird Spiele nicht im Alleingang entscheiden, sagen wir es so.

Und New Orleans? Trotz zweier Red-Zone-Interceptions von Eagles-QB Sam Bradford setzte es gegen nach wie vor anfällige Eagles eine Packung, während Atlanta in der Division weiter vorneweg marschiert. Der anstehende Schedule nach dem Falcons-Spiel liest sich zwar verlockend (Colts, Giants, Titans, Redskins, Texans) - doch dass diese Saints insgesamt mehr als sechs Spiele gewinnen scheint kaum vorstellbar.

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