NFL

Colts feiern irres Comeback

Von Adrian Bohrdt
Andrew Luck (M.) steht mit den Colts in der nächsten Playoff-Runde
© getty

Verrücktes Spiel in Indianapolis! Zum Wildcard-Auftakt haben sich die Colts und die Chiefs einen genauso passenden wie unerwartet wilden Shootout geliefert, in dem Indy nach katastrophaler erster Halbzeit das bessere Ende für sich hatte. Die New Orleans Saints beendeten in Philadelphia ihren Auswärts-Fluch und konnten sich auf einen Neuzugang verlassen.

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No. 4 Indianapolis Colts - No. 5 Kansas City Chiefs 45:44 (7:10, 3:21, 21:10, 14:3)

Was für ein irres Comeback der Colts! Nach Lucks zweiter Interception kurz nach der Halbzeit und dem folgenden Chiefs-TD-Pass zu Knile Davis lag Indianapolis mit 10:38 hinten, ein Comeback schien kaum denkbar.

Doch selbst das war den Colts nicht genug: Nach zwei Touchdowns von Donald Brown und der Verletzung von Chiefs-CB Brandon Flowers schien das Momentum gedreht - dann warf Luck seinen dritten Pick.

Erst danach startete Indianapolis mit viel Glück seine Aufholjagd. Nach einem 11-Yard-TD-Pass zu Coby Fleener marschierten die Colts erneut das Feld runter, dieses Mal fumbelte Brown kurz vor der Endzone. Lucks Name wurde aber Programm: Indys Quarterback nahm den Ball vom Boden und sprang aus einigen Yards in die Endzone, plötzlich führten die Chiefs nur noch 41:38.

Hilton mit dem Game-Winner

Es schlug die große Stunde von Receiver T.Y. Hilton, den die Chiefs das ganze Spiel über nie in den Griff bekamen. Insgesamt verzeichnete Hilton 224 Receiving Yards und zwei Touchdowns, 65 Yards davon zum Game-Winning-TD 4:21 vor Schluss. Kansas City bekam zwar den Ball nochmal, pünktlich zum Finale hielt aber die Defense der Colts.

"Es war eine Team-Leistung. Wir wurden nie panisch, wir hatten das Gefühl, dass wir immer gewinnen können", analysierte Quarterback Andrew Luck: "Nach dem dritten Pick war ich enttäuscht und sauer, aber ich bin froh, dass die Jungs und die Coaches mir weiter vertraut und wir das noch gedreht haben." Beide Teams sorgten außerdem mit 1.071 Offense-Yards für einen Postseason-Rekord.

Irres Verletzungspech für Kansas City

Die Aufholjagd der Colts war allerdings von Verletzungen beim Gegner begünstigt. Running Back Jamaal Charles, der drittbeste Rusher der Saison, musste während des ersten Drives mit einer Gehirnerschütterung raus, Vertreter Knile Davis (insgesamt 100 Yards) verletzte sich Mitte des Schlussviertels.

Außerdem erwischte es Receiver Donnie Avery, dessen Geschwindigkeit die Chiefs in der zweiten Halbzeit merklich vermissten, sowie Top-Passrusher Justin Houston.

Das konnte auch die beste Saisonleistung von Quarterback Alex Smith nicht ausgleichen. Smith passte für 378 Yards, vier Touchdowns und blieb ohne Pick. Mit 57 Rushing-Yards verhalf er seinem Team darüber hinaus zu mehreren First Downs in kritischen Situationen.

Selbst die Fehler der Colts, die in der Regular Season mit 14 Turnovern ligaweit die wenigsten hatten, fielen am Ende nicht ins Gewicht: Insgesamt vier Giveaways leistete sich Indianapolis, die Chiefs hatten nur einen Fumble.

Colts kommen immer näher

Allerdings konnte Kansas City das selbst vorgelegte Tempo aus der ersten Halbzeit nicht halten. Nach spektakulären TD-Pässen zu Donnie Avery und Anthony Sherman sowie einem Touchdown von Dwayne Bowe beim ersten Drive kamen die Chiefs nach der Pause durch Davis nur noch einmal in die Endzone - trotz der Colts-Fehler. Indianapolis kam immer näher ran und einmal mehr hatte Luck das Comeback-Glück auf seiner Seite.

Beim letzten Drive des Spiels schaffte Kansas City ein langes Third Down nicht, beim folgenden Fourth Down zwei Minuten vor Schluss fehlten Bowe einige Zentimeter. Die Colts, bei denen Björn Werner kaum zum Einsatz kam, ziehen damit in die nächste Runde ein.

Als nächstes geht es nach Denver, falls die Bengals ihr Heimspiel am Sonntag gewinnen, oder zu den Patriots, falls die Chargers die Überraschung in Cincinnati schaffen.

No. 3 Philadelphia Eagles - No. 6 New Orleans Saints 24:26 (0:0, 7:6, 7:14, 10:6)

Die Saints haben ihren Auswärts-Fluch besiegt! Im sechsten Playoff-Auswärtsspiel gewann New Orleans, das in der Regular Season fünf von acht Spielen auf des Gegners Platz verloren hatte, zum ersten Mal. Ein Field Goal aus 32 Yards von Shayne Graham, der erst im Dezember verpflichtet wurde, drei Sekunden vor dem Ende schickte die Saints in die nächste Runde nach Seattle.

"Es ging darum, aneinander zu glauben und das zu ignorieren, was andere sagen", stellte Quarterback Drew Brees klar und richtete unmittelbar nach dem Spiel den Fokus auf Seattle, wo New Orleans Anfang Dezember mit 7:34 unterging: "Das wird laut und verrückt."

Eagles-Offense enttäuscht

Nötig war für den Einzug die nächste Runde eine Leistungssteigerung im dritten Viertel. Brees warf in der ersten Halbzeit zwei Interceptions, Philadelphia führte durch einen Touchdown von Riley Cooper. Allerdings hielt die Defense New Orleans im Spiel: Gegen die beste Rushing-Offense der Regular Season ließen die Saints nur 80 Rushing-Yards zu und Eagles-Quarterback Nick Foles passte lediglich für 195 Yards.

"Wir waren am Ende das bessere Team heute", bilanzierte Saints-Coach Sean Payton: "Ich denke, das Wetter war vergleichsweise wirklich gut, es gab kaum Wind. Letztlich zählt das Ergebnis. Shayne hat ein außergewöhnliches Spiel abgeliefert."

In der zweiten Halbzeit fand dann auch die Offense der Gäste besser ihren Rhythmus. Zwar verteidigten die Eagles gegen Tight End Jimmy Graham (3 Receptions, 44 Yards) gut, allerdings brachten Lance Moore und Mark Ingram New Orleans nach der Pause in Führung.

Jackson plötzlich im Spiel

Dennoch schien Philadelphia Mitte des dritten Viertels die Oberhand zu gewinnen. Saints-Cornerback Keenan Lewis, der DeSean Jackson bis dahin ohne Catch gehalten hatte, musste verletzt raus und sofort war der schnelle Receiver im Spiel. Im ersten Play ohne Lewis als Gegenspieler fing Jackson einen 40-Yard-Pass und ermöglichte so einen 1-Yard-TD-Run von LeSean McCoy.

Je ein Field Goal auf jeder Seite später beging Corey White eine Pass Interference gegen Jackson an der 5-Yard-Line. Das Resultat: Ein Touchdown von Zach Ertz, plötzlich führte Philadelphia.

Der letzte Drive gehörte aber den Saints, die ohne ihren Top-Rusher Pierre Thomas eine solide Running-Performance ablieferten (185 Rushing-Yards). Brees bekam knapp fünf Minuten vor dem Ende den Ball nach einer Strafe an der 48-Yard-Line der Eagles und leistete sich keinen Fehler. Die Saints schafften zwei kritische First Downs in den letzten zwei Minuten und ermöglichten Graham so das vergleichsweise kurze Field Goal.

Die Wildcard Playoffs im Überblick

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