NBA

Der entscheidende Unterschied

Von Philipp Dornhegge
Dirk Nowitzki und Jason Kidd übernahmen in Spiel fünf Verantwortung für die Dallas Mavericks
© Getty

Der 112:103-Sieg der Dallas Mavericks gegen die Miami Heat in Spiel fünf der Finals war einmal ein Beweis für die mentale Stärke der Texaner. Wo die Heat-Spieler regelmäßig versagen, blühen Dirk Nowitzki und Co. erst richtig auf. Die Führung in der Best-Of-Seven-Serie mag einige überraschen, Zufall ist sie aber nicht.

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Was war vor den Finals nicht alles geschrieben worden: "Jetzt sind die Miami Heat nicht mehr aufzuhalten." "Die Mavs haben dem individuellen Talent der Heat nichts entgegen zu setzen." "Das wird eine klare Sache für Miami."

Inzwischen haben wir fünf Spiele in diesen Finals gesehen und abgesehen davon, dass alle sehr knapp waren, steht eine 3-2-Führung der Mavericks zu Buche.

Und es soll tatsächlich Menschen geben, die sich immer noch fragen, wie so etwas passieren kann. Haben diese Menschen denn die vorherigen Playoff-Runden völlig verschlafen?

Ohne Frage hat Miami bärenstarke Playoffs gespielt und die Eastern Conference komplett dominiert. Aber war es bei den Dallas Mavericks im Westen nicht genauso?

Dallas hat die Western Conference dominiert

Die Texaner haben ein super toughes Trail-Blazers-Team aus Portland - nicht ohne Rückschläge - in sechs Spielen eliminiert. Eine Mannschaft, gegen die wohl so ziemlich jedes andere Team ähnliche Probleme gehabt hätte.

Sie haben den Champion, die L.A. Lakers, in vier berauschenden Spielen gesweept. Und sie haben die unheimlich athletischen Kevin Durant und Russell Westbrook im Zaun gehalten und Oklahoma City nur einen Sieg gestattet.

So langsam müsste doch jeder einsehen, dass das alles kein Zufall war. Und die Gründe dafür? Sie liegen auf der Hand. Der wichtigste heißt selbstverständlich Dirk Nowitzki. Der Superstar zeigt sich seit Wochen in einer Form, wie man sie selten von einem Spieler über vier Playoff-Runden gesehen hat.

Gegen den Deutschen wurde wohl schon alles probiert, aber keine Verteidigung kann ihn derzeit auch nur leicht ausbremsen. Vergleicht man den Nowitzki von 2007, als die Mavs in Runde eins an den Warriors scheiterten, dann ist das ein Unterschied wie Tag und Nacht.

Nowitzki ist durch nichts mehr aufzuhalten

Damals reichten ein paar Schubser, gut getimte Double-Teams und häufig wechselnde Verteidiger, um ihn vollkommen aus der Balance zu bringen. Dieses Jahr ist ihm mit nichts beizukommen. Er liest die Defense des Gegners besser als je zuvor, er passt klasse aus Drucksituationen - und wenn es darauf ankommt, kann er fast nach Belieben punkten.

Bisher macht er gegen Miami, das nach Meinung vieler Experten über die beste Defense der NBA verfügt, 27 Punkte und 9,4 Rebounds im Schnitt. Zahlen eines heißen MVP-Kandidaten.

Mit seiner totalen Fokussierung steht er allerdings nicht allein da: Galten die Mavs jahrelang als soft, sind sie nun das genaue Gegenteil. Mental gibt es aktuell keine stärkere Mannschaft in der Liga.

"Wir sind ein Team, das sich wehrt und das kämpft", sagte Jason Terry unmittelbar nach Spiel 5. "Wir haben die ganzen Playoffs über harte Schlachten geschlagen, das hört jetzt bestimmt nicht auf. Es wird sogar noch schwerer, aber wir sind bereit. Wir sind unglaublich fokussiert und dieses Jahr sind wir an der Reihe."

Dominanz im vierten Viertel kein Zufall

Und damit ist auch schon der wesentliche Unterschied zu den Miami Heat genannt. Gerade unter Druck scheint Dallas in diesen Finals jederzeit noch mal zulegen zu können, Miami bekommt dagegen regelmäßig das Nervenflattern. Die Heat wirken ganz und gar nicht so, als wären sie auf Schwierigkeiten und darauf vorbereitet, in den wichtigsten Momenten ihr Bestes abzurufen.

Drei große Comebacks im vierten Viertel in Folge von den Mavs - von denen freilich eins ungekrönt blieb - können kein Zufall mehr sein. In Spiel 5 waren die Mavs mal selbst in Führung und hätten diese fast verloren.

Aber eben nur fast. Rick Carlisle nimmt eine Auszeit, die Spieler sammeln sich - und plötzlich steht die Defense wie eine Eins und macht den Sack zu. Offensiv hat Dallas in Nowitzki und Terry seit jeher zwei der besten Closer der Liga.

Keine "Clutchness" bei Miami

Miami war sicher davon ausgegangen, das man selbst gute Closer in seinen Reihen habe, leider hat man davon bislang nichts gesehen. Chris Boshs Game-Winner in Spiel drei war der bislang einzige Anflug von "Clutchness", den man den Heat attestieren konnte.

Das ist umso erstaunlicher, weil Dwyane Wade bereits einen Tiel gewonnen hat und LeBron James bereits 2007 mit den Cavs in den Finals stand.

Basketballspiele werden - zumal auf diesem Niveau - zu einem großen Teil im Kopf entschieden. Dallas hat in diesen Playoffs Spiel um Spiel bewiesen, dass man die mentale Stärke für den Titel hat, Miami noch nicht. Und genau deshalb stehen die Mavericks jetzt vor dem ersten Titelgewinn ihrer Geschichte.

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