NBA

Der Kuss des Spinnenmanns

Von Haruka Gruber
Kevin Durant und Dirk Nowitzki beim All-Star-Game 2011
© Getty
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Warum Memphis den Mavs liegt:

Keine Antwort auf Nowitzki

Die Hautfarbe, die Physiognomie, das Wesen an sich: Zach Randolph und Nowitzki können unterschiedlicher kaum sein, dennoch gelten sie beide als die bekanntesten Vertreter des offensivstarken, aber defensiv nachlässigen Big Man. Nur: Während Nowitzkis Verteidigung gegen Gasol ein wichtiger Faktor für Dallas war, hat sich Randolph in der Defense nur unwesentlich verbessert.

Entsprechend stellt sich für Memphis die Frage, wer denn nun Nowitzki decken könnte. Randolph fehlt die Athletik, Marc Gasol die Leichtfüßigkeit. Eine kleinere Lösung (Battier, Young) ist ebenfalls wenig versprechend, die hilflosen Bemühungen von Portland und L.A. sollten für Memphis Warnung genug sein.

Mike Conley: Keine Gefahr für Kidd und die Kleinen

Noch vor einem Jahr wurde gerätselt, ob Conley jemals der Durchbruch gelingt. Der Nummer-4-Pick von 2007 verkörperte lange hausbackenes Mittelmaß - doch in den Playoffs gefällt er mit 15,9 Punkten und 6,1 Assists.

Dennoch wird sich Dallas nicht allzu viele Sorgen machen müssen: Conley misst nur 1,85 Meter und kann daher nicht gegen Terry oder Barea aufposten, außerdem dürfte er besser als Westbrook zu Kidd passen, weil er trotz respektablem Antritts nicht kompromisslos zum Korb zieht und sich wie Kidd mehr als Organisator versteht.

Schwache Dreierquote

Für den überraschenden Run der Grizzlies gibt es viele Gründe, der Dreier gehört jedoch nicht unbedingt dazu. Memphis weist von den acht Conference-Halbfinalisten mit 32,2 Prozent die zweitschlechteste Quote auf, ohne den einzig aus der Distanz gefährlichen O.J. Mayo (45,7 Prozent) wäre der Wert noch schlechter.

Eine Schwäche, die Dallas besonders entgegenkommt. Denn die von den Mavs häufig praktizierte Zonenverteidigung erschwert zwar dem Gegner den Drive zum Korb, dafür wird in diesem taktischen Spielzug häufig der Perimeter vernachlässigt. Doch wenn Memphis von außen kaum etwas trifft, wäre dies entsprechend zu verschmerzen.

Warum Memphis den Mavs nicht liegt:

Der One-Two-Punch der Grizzlies

So sehr die Verteidigung von Nowitzki Memphis Probleme bereiten wird - umgekehrt könnte es ähnlich laufen. Randolph in der Blüte seines Schaffens wird von Nowitzki bei weitem nicht so leicht zu neutralisieren sein wie Pau Gasol.

Chandler jedoch wird kaum aushelfen können, weil er Randolphs Frontcourt-Partner Marc Gasol wegen dessen weicher Wurfhand selbst in der Mitteldistanz verteidigen muss. Kein Big-Men-Duo in der NBA variiert derart geschickt dass Inside- und Outside-Game wie Randolph und Gasol. Und kein Big-Men-Duo setzt nach einem Fehlwurf so konsequent nach und greift sich Offensiv-Rebounds.

The Lord of the Boards

Stichwort Rebounds: Randolph sieht - politisch korrekt formuliert - vollschlank aus, aber er weiß wie kaum ein anderer seinen Körper mit kleinen Schritten so zu positionieren, um beim Ringen um den Abpraller den Gegner auszuboxen.

Randolph (11,1 Rebounds) sticht mit Gasol (12,5) heraus, doch auch als Team arbeitet Memphis extrem gut am Brett. Gleich acht Spieler (!) greifen sich 2,5 Rebounds oder mehr ab - einzigartig in der NBA.

Die Swingmen-Verteidigung

Von Mayo abgesehen sind die Small Forwards und Shooting Guards der Grizzlies offensiv limitiert, dafür verfügt die Mannschaft mit Tony Allen und Shane Battier über zwei exzellente Verteidiger. Sie können kraft ihrer Physis, Erfahrung und Cleverness jederzeit wesentlich Talentiertere aus dem Spiel nehmen.

Vor allem Allen, frisch ins All-Defensive-Second-Team gewählt, rennt unermüdlich unter Blocks durch und piesackt seinen Gegenspieler über einen langen Zeitraum, das letzte Opfer des Dauerdrucks war Durant in Spiel 3, obwohl dieser Größenvorteile hatte. Und Battier mag nicht mehr der Schnellste sein, aber er würde es niemals zulassen, dass die Scharfschützen der Mavs derart offen stehen wie gegen L.A.

NBA: Die Ergebnisse der Playoffs im Überblick

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