NBA

Das Mavs-Motto: Fressen, fressen, fressen

Von Haruka Gruber
Dirk Nowitzki und die blaue Wand: Die Dallas Mavericks überrollten die Los Angeles Lakers
© Getty

Keine Zoten und kein Auftritt mit Charlie Sheen: Selbst Mavericks-Besitzer Mark Cuban hält nach dem Sweep gegen die Los Angeles Lakers still und folgt der neuen Dallas-Direktive. Nur Dirk Nowitzki sündigt - mit einer Pizza.

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Ein Satz des Propheten musste genügen. "We believe", sagte Mark Cuban lediglich und enttäuschte erneut die zahlreichen Journalisten, die seit Tagen vergeblich auf eine derbe Zote des sonst unterhaltsamen Mavericks-Besitzers warten.

Wir glauben. Woran?

An die eigene Stärke? An ein Weiterkommen in die Finals? An die erste Championship in der 31-jährigen Klubgeschichte?

Auch 24 Stunden nach dem wundersamen Sweep gegen den Titelverteidiger Los Angeles Lakers wissen die Dallas Mavericks selbst nicht so recht, wie dieser bei aller Einseitigkeit dennoch seltsame, gar surreal anmutende Erfolg möglich war.

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Konzentration ist das Schlüsselwort

Coach Rick Carlisle etwa erklärte, dass man nicht bewusst erwartet, sondern nur "tief im Inneren" geahnt habe, "dass die Lakers wenn überhaupt im Conference-Halbfinale bezwingbar sind, weil sie noch nicht im Rhythmus sind".

Entsprechend bedächtig äußern sich die Mavs. Statt sich am Gefühl zu laben, nach Jahren des Hohns all die Kritiker widerlegt zu haben, belassen sie es bei Allgemeinplätzen. "Okay, wir haben die Lakers besiegt und sind eine Runde weiter, aber unser Job ist noch nicht erledigt. Solche Chancen kommen nicht oft, deswegen müssen wir die Konzentration hochhalten", sagte der in Spiel 4 mit 32 Punkten überragende Jason Terry.

Ähnlich Dirk Nowitzki: "Für einen Tag können wir feiern. Ich gönne mir eine Pizza und vernachlässige die Diät. Aber: Wir müssen fokussiert bleiben und uns auf den Punkt vorbereiten, wenn es in den Conference-Finals weitergeht."

"Unsere Mägen sind nur halbvoll, wir sind hungrig"

Es sind Sätze, die so harmlos daherkommen, dass man sich nicht dem Verdacht aussetzt, im Falle eines Ausscheidens den nächsten Gegner unterschätzt zu haben, egal ob es Oklahoma City oder Memphis sein wird. Doch es sind beileibe keine Plattitüden.

Dallas bewies in der Lakers-Serie, dass es offenbar gelungen ist, endlich die nächste Entwicklungsstufe zu nehmen. Talentiert und tief besetzt waren die Mavs auch in den vergangenen Saisons, in diesen Playoffs ist es jedoch augenscheinlich, dass sich etwas Grundlegendes innerhalb der Mannschaft verändert hat.

Shawn Marion formuliert es so: "Unsere Mägen sind nur halbvoll, wir sind hungrig. Wir wollen uns bedienen und uns vollessen."

Mark Cuban genießt im Stillen

Sogar der so wortstarke Cuban folgt dem Weg der Bescheidenheit. In der jüngeren Vergangenheit legte er sich in aller Öffentlichkeit mit Lakers-Coach Phil Jackson an, verhöhnte Ron Artest oder besuchte gemeinsam mit Skandal-Hollywood-Star Charlie Sheen eine Latenight-Show.

Kurz nach dem Weiterkommen gegen Portland klagte er noch, dass keiner auf Dallas gesetzt habe: "Jeder Experte dachte, dass wir nicht das Zeug dazu hätten. Jeder Experte musste so tun, als ob er die Weisheit mit Löffeln gegessen hätte. Jeder Experte lag falsch."

Dass ausgerechnet jener Cuban die Siege über die Lakers - abgesehen vom lautstarken Anfeuern während des Spiels - im Stillen genießt, zeigt am ehesten, dass Dallas das bisher Erreichte nicht all zu hoch bewertet und die Aufmerksamkeit nur auf den Gewinn des Titels gerichtet ist. Und dieser ist durchaus möglich.

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Über allem steht Dirk Nowitzki

Gegen die Lakers bestach Dallas mit einer seltenen Kombination aus offensiver Variabilität und defensiver Zuverlässigkeit. Jason Terry spielt den vielleicht besten Basketball seiner Karriere, Jason Kidd organisiert, Peja Stojakovic trifft die Dreier wie zu seinen besten Zeiten, J.J. Barea sorgt mit seinen Dribblings für gegnerisches Chaos und geht mit seinem Herz und seiner Willenstärke voran.

Am eigenen Brett verteidigen die Mavs so konsequent wie nie, egal ob am Perimeter oder in der Zone mit den beiden Centern Tyson Chandler und Brendan Haywood. Über allem steht ohnehin Dirk Nowitzki, dessen Defense lange verlacht, mittlerweile aber nicht unerheblich für den Erfolg ist.

Hinzukommt der NBA-weit in der Breite am besten besetzte Kader - und eine in Dallas seit langem vergessen geglaubte Winner-Attitütde.

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Kobe Bryant lobt Dallas

"Man muss anerkennen, dass es in der Mavs-Kabine offenbar stimmt. Sie spielten extrem gut, sie setzten den Plan extrem gut um. Ihre Tiefe hat uns weh getan. Jedes Spiel war da ein anderer Spieler, der groß auftrumpfen konnte", sagte der in Spiel 3 und 4 enttäuschende Lakers-Superstar Kobe Bryant.

Und Teamkollege Lamar Odom ergänzte: "Sie haben sich den Hintern aufgerissen. So muss man spielen."

Das älteste Team bekommt Pause

Angesprochen darauf, was er denn dazu sagen würde, dass Dallas nun von allen anders wahrgenommen wird, belässt es Rick Carlisle bei einem lapidaren: "Das interessiert mich nicht!" Dennoch wird auch er nichts daran ändern können, dass sein Team zu den Titelfavoriten gehört und ein Ausscheiden gegen Oklahoma City oder Memphis eine herbe Enttäuschung wäre.

Immerhin kann Dallas in aller Abgeschiedenheit beobachten, wie die Thunder und Grizzlies (Zwischenstand: 2-2) um das Weiterkommen balgen und Substanz verlieren, während sich die Mavs, das älteste Team der NBA, womöglich sogar eine Woche regenerieren können.

Solange es gelingt, die Intensität im Training auf einem gewissen Level zu halten und nicht den "Flow" zu verlieren, spricht derzeit alles für Dallas. Zu stabil tritt die Mannschaft seit dem Kollaps in Spiel vier bei den Blazers auf.

Mark Cuban sagt: "We believe." Und der Glaube versetzt Berge.

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