NBA

"Jeden Abend ein anderer Spieler"

Von Tickerer: Philipp Dornhegge
Kobe Bryant stemmte sich als einziger Spieler gegen das Aus der Lakers in Dallas
© Getty

Mit einem 122:86-Sieg in Spiel vier der Zweitrundenserie gegen die L.A. Lakers haben die Dallas Mavericks das Ticket für die Conference Finals gelöst und dem Meister eine wahre Lehrstunde erteilt. Anschließend nannte Kobe Bryant die Gründe für das Aus, Trainer Phil Jackson beendete seine Karriere. Für Rüpel Andrew Bynum setzte es Kritik von allen Seiten.

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Lamar Odom und Andrew Bynum sorgten mit harten Fouls gegen Dirk Nowitzki beziehungsweise J.J. Barea in der Schlussphase für unnötige Aufregung und wurden disqualifiziert.

In sportlicher Hinsicht waren die Auftritte von Jason Terry und Peja Stojakovic absolute Aufreger. Terry traf 9 von 10 Dreierversuchen und erzielte 32 Punkte, Stojakovic blieb bei sechs Würfen aus der Distanz sogar ohne Fehl und Tadel (21 Punkte).

Dazu machte J.J. Barea 22 Zähler, Dirk Nowitzki konnte sich angesichts eines teilweise gewaltigen Vorsprungs zurücklehnen. Der Deutsche machte in 32 Minuten 17 Punkte. Für die Lakers war Kobe Bryant (17) erfolgreichster Werfer, Shannon Brown steuerte 15 Punkte bei.

SPOX-Meinung zum Lakers-Aus: Selbst Dallas kann es besser

Reaktionen:

Phil Jackson (Trainer L.A.)...

... über das Ende seiner Trainerkarriere: "Es war eine wunderbare Zeit."

... über das verpasste Ziel, den vierten Three-Peat zu erreichen: "Drei Jahre hintereinander im Finale zu stehen, verlangt einem Klub sehr viel ab. In emotionaler, psychischer, physischer Hinsicht. Sich jedes Spiel neu zu motivieren und wieder und wieder zu attackieren: Das war eine Herausforderung, die wir in diesem Jahr einfach nicht meistern konnten."

... über die Zukunft der Lakers: "Wir wissen alle, dass die Franchise zurückkommen wird. Sie wird auch ohne mich überleben."

... über die Leistung der Mavericks: "Ich glaube nicht, dass ich ein Team in einer Playoff-Serie schon mal so spielen gesehen habe wie die Mavs in Spiel vier. Wir hätten ihnen gerne etwas entgegen gesetzt, aber wir konnten nicht."

... über die Disqualifikationen von Odom und Bynum: "Ich bin sehr unglücklich über die Art und Weise, wie sie sich am Ende benommen haben. Aber ich weiß natürlich, dass sie sehr frustriert waren."

Andrew Bynum (L.A.) über sein brutales Foul gegen Barea: "Wir wurden gedemütigt, sie haben uns an die Wand gespielt. Da habe ich einfach jemanden gefoult. Es ging mir auf die Nerven, dass der kleinste Spieler auf dem Feld ständig zum Korb ziehen konnte."

J.J. Barea (Dallas): "Ich glaube, jeder hat gesehen, was Bynum gemacht hat. Ich bin einfach froh, dass mir nichts passiert ist."

DeShawn Stevenson (Dallas) über Bynum und Odom: "Das waren respektlose Fouls. Aber das zeigt nur ihren Charakter. Ich glaube, sie wurden vorher noch nie so vorgeführt. In frustrierenden Momenten zeigen die Menschen, wie sie wirklich sind."

Kobe Bryant (L.A.)...

... über seinen Mentor: "Ich bin unter seiner Führung als Basketball-Spieler groß geworden. Meine Herangehensweise an viele Dinge - nicht nur beim Basketball, sondern im Leben allgemein - ist stark durch ihn beeinflusst. Es ist seltsam für mich, mir das nächste Jahr ohne ihn vorzustellen."

... über die Mavericks: "Ihre Tiefe hat uns weh getan. Jedes Spiel war da ein anderer Spieler, der groß auftrumpfen konnte."

Rick Carlisle (Trainer Dallas): "Ich glaube, dass wir jetzt alle begriffen haben, dass unsere Leistung in der Defense darüber entscheidet, wie viel Erfolg wir dieses Jahr haben."

Dirk Nowitzki (Dallas): "Schon das ganze Jahr haben wir unsere Spiele gemeinsam gewonnen. Wir haben viele Spielen, die ihre Würfe treffen können, wenn es darauf ankommt."

Jason Terry (Dallas): "Wir sind noch nicht am Ende unseres Weges."

Tyson Chandler (Dallas): "Wenn es, während wir uns unterhalten, Konfetti und Champagner regnen würde und das gerade die Finals gewesen wären, dann wäre ich vielleicht euphorisch. Aber das war erst die zweite Runde."

Der Star des Spiels: Jason Terry. Unter den Mavs-Fans gilt Jet als einer, der zwar viel redet, in den Playoffs oftmals aber nicht hält, was er verspricht. Nun, diese Meinung sollte man jetzt vielleicht noch mal überdenken. Was Terry im entscheidenden Spiel gegen die Lakers spielte, war schlicht und ergreifend der helle Wahnsinn.

Der zweitbeste sechste Mann der Liga kam Mitte des ersten Viertels ins Spiel und war gleich heiß. Am Ende des Spiels stand Terry bei unglaublichen 9 Dreiern aus 10 Versuchen. Damit stellte er den Playoff-Rekord von Rex Chapman, Vince Carter und Ray Allen ein. Gemeinsam mit Peja Stojakovic nahm er den Gegner dermaßen auseinander, dass er sich die komplette Schlussphase ausruhen konnte.

Der Flop des Spiels: Lamar Odom und Andrew Bynum. Es ist eine Sache, bei einem entscheidenden Spiel nicht die beste Leistung zu zeigen. Und ganz sicher haben Leute wie Pau Gasol oder Derek Fisher kein Lob für ihr lebloses Auftreten verdient.

Aber die völlig übermotivierte Art und Weise, wie Odom und Bynum in der Schlussphase ihrem Frust bei brutalen Fouls gegen Nowitzki und Barea freien Lauf ließen, war unter aller Sau und muss aufs Schärfste verurteilt werden. Phil Jacksons Karriere bei den Lakers endet aufgrund des Sweeps ohnehin mit einer Demütigung. Dass sein Erbe zusätzlich mit solchen Aktionen beschmutzt wurde, ist eine absolute Schande.

Analyse: Über den Spielverlauf muss man gar keine großen Worte verlieren. Kobe Bryant fing gut an und war den Mavs ein Dorn im Auge, die selbst allerdings von Beginn an ordentlich trafen. Dafür war der Rest der Lakers einmal mehr nur körperlich anwesend.

Bynum versuchte noch sein Bestes, aber Gasol? Artest? Fisher? Die erfahrenen Stars des Meisters waren einmal mehr eine Enttäuschung und wehrten sich überhaupt nicht, als Jason Terry und Peja Stojakovic eine Show von der Dreierlinie abzogen, die man so eine Weile nicht gesehen hatte. Von keinem Team der Liga.

Der Ball lief unheimlich flüssig durch die Reihen der Mavs, das Inside-Out-Spiel funktionierte wie am Schnürchen. Kein Wunder, wenn es in der Defense keinerlei Rotation und Hilfe gibt. Zwei, drei Pässe reichten, um einen völlig offenen Wurf zu kreieren. Und der saß dann auch noch meistens.

Die Lakers starteten in der zweiten Hälfte ein Mini-Comeback, das aber ganz schnell im Keim erstickt war, als Terry zwei weitere Dreier einstreute und die Fans im American Airlines Center zur Ekstase trieb. Ab Mitte des dritten Viertels war die Partie im Grunde gelaufen.

Drei Aufreger gabe es trotzdem noch: Zum einen den Rauswurf von Lamar Odom, dann den Rauswurf von Andrew Bynum. Zumindest dem Center wird für sein brutales Foul gegen Barea wohl eine Sperre blühen, die er dann zu Beginn der neuen Saison wird absitzen müssen. Zu guter Letzt versenkte Edelreservist Brian Cardinal in der letzten Minute einen Dreier. An sich nichts Besonderes, aber da es der 20. der Mavericks in diesem Spiel war, stellten die Texaner damit den Playoff-Rekord ein.

Dallas steht in den Conference Finals und kann sich genüsslich zurücklehnen, während die Memphis Grizzlies und die Oklahoma City Thunder um das Recht spielen, als nächstes auf die Mavs treffen zu dürfen.

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