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Basketball-WM 2023 - DBB nach der Vorrunde: Isaac Bonga überzeugt in der Wagner-Rolle - so geht es für Deutschland weiter

Von Robert Arndt
Isaac Bonga spielt bisher ein gutes Turnier für den DBB.
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Die deutsche Nationalmannschaft steht in der Zwischenrunde des FIBA Basketball World Cup - und das ohne Niederlage. Gegen Finnland gefallen vor allem die Reservisten und der Ersatz für den noch immer verletzten Franz Wagner - Isaac Bonga. Außerdem: Wie geht es nun für den DBB weiter?

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Mit einer perfekten Bilanz marschiert der DBB in die Zwischenrunde, erstmals in der Geschichte des Verbands wurde eine WM-Gruppenphase ohne Niederlage abgeschlossen. Das ist keine Überraschung, zumindest vor dem Turnier wäre dafür niemand für verrückt erklärt worden.

Dass in Franz Wagner einer der beiden besten Spieler des Teams die Partien gegen Australien und Finnland verpasst hat, macht diese Bilanz umso beeindruckender. "Es gibt immer ein, zwei Spieler, die nicht zu ersetzen sind", meinte Magenta-Experte Per Günther im SPOX-Interview vor der WM, Franz Wagner ist so ein Spieler. Ein angehender NBA-Star, der auf der vielleicht wichtigsten Position im modernen Basketball spielt.

Schon bei der EuroBasket 2022 hatte sich Wagner im Achtelfinale gegen Montenegro den Knöchel verstaucht, verpasste letztlich aber kein Spiel. Diesmal ist es anders und diesmal haben die Deutschen auch einen "Franz-Ersatz". Isaac Bonga fehlte im Vorjahr noch wegen einer Verletzung, die sich der 23-Jährige in der Vorbereitung zuzog, nun ist der Bayern-Forward gefragter denn je.

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DBB: Isaac Bonga überzeugt als Ersatz von Franz Wagner

Wagner wurde bei den beiden Spielen nicht vermisst, ein größeres Kompliment kann man dem früheren NBA-Profi nicht machen. Gegen die Finnen läutete er zu Beginn der zweiten Halbzeit den entscheidenden Run ein und stellte dabei die Fähigkeiten unter Beweis, die ihn für die deutsche Mannschaft so wertvoll machen. Physische Defense, schnelle Hände, ein bisschen Ballhandling und eine weitere Gefahr unter dem Korb - Bonga passt zum toughen Stil des Teams, welches unter Coach Gordon Herbert die Identität wurde.

15 Punkte (5/6 FG, 4/4 FT) erzielte der frühere Frankfurter in gerade einmal 18 Minuten, dazu kamen 3 Rebounds sowie je ein Assist und Steal. Gewisse Elemente von Wagners Spiel kann Bonga auch replizieren. Gegen die Finnen scorte Bonga nach eigenem Rebound Coast-to-Coast, er entlastete Schröder zeitweise im Ballvortrag, wenn Finnland eine Presse spielte.

Dazu kommt seine Länge und gute Fußarbeit, mit welcher Bonga defensiv flexibel einsetzbar ist. Gerade gegen Australien war dies enorm wertvoll, da deren Point Guard Josh Giddey eben auch 2,03 Meter misst. Bonga bespielte Giddey physisch und war auch in der Lage auf den Big zu switchen und diesem das Leben zumindest schwer zu machen.

Ein sehr wichtiger Aspekt, da die Deutschen im Vergleich zum Vorjahr viel mehr zu diesem Stilmittel greifen. Bongas Präsenz ist dafür sicherlich auch ein Grund. Ein Schweizer Taschenmesser wie er war 2022 einfach nicht im Kader, mit Bonga hat Herbert noch mehr Möglichkeiten und der Bayern-Spieler genießt trotz einer holprigen Saison in München das Vertrauen des Kanadiers.

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DBB: Der Kader hat tatsächlich enorme Tiefe

Bonga hat seine Rolle gefunden, das war beim 23-Jährigen immer die große Frage. In der NBA war seine Defense zwar gut, aber im Vergleich zu anderen war Bonga kein Über-Athlet und eben auch kein guter Schütze, wodurch er weder bei den Lakers noch in Washington oder Toronto seine Nische fand.

Beim DBB ist das anders. Er crasht das offensive Brett, hat sowohl gegen Australien als auch gegen Finnland je einen Dreier versenkt. Mit der Starting Five wird Bonga diese Würfe bekommen, dann ist es wichtig, dass er sie ansatzlos nimmt. In der Vorrunde hat er es getan, genau das brauchte die deutsche Nationalmannschaft.

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Bonga hat in dieser Vorrunde seine Duftmarke gesetzt, auch wenn er in der Zwischenrunde wohl wieder ins zweite Glied rücken wird, sollte Wagners Knöchel tatsächlich halten. "Er ist Deutschlands Zukunft für die kommenden Jahre", sagte Schröder nach dem Finnland-Spiel über Wagner. "Ich bin so stolz auf ihn und wenn er wieder dabei ist, wird uns das sehr helfen."

Und in der Zwischenzeit hat Bonga die Lücke auf Forward mit Bravour geschlossen. Die heraufbeschworene deutsche Tiefe im Kader mit zwölf NBA- oder EuroLeague-Spielern ist nicht nur auf dem Papier, sondern auch auf dem Feld gegeben. Bonga hatte seine Momente vor allem zu Beginn der zweiten Halbzeit, davor waren es die Reservisten, die das etwas fahrige DBB-Team im ersten Viertel weckte.

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"Sie haben die Dynamik des Spiels verändert", sagte Herbert über seine Reservisten. "Sie haben die Standards gesetzt, wie wir spielen müssen." Zur Belohnung gab es Minuten, als das Spiel entschieden war. Moritz Wagner holte sich Selbstvertrauen, David Krämer schweißte als zwölfter Mann seine ersten beiden Dreier umgehend in den Korb, Justus Hollatz zeigte sich enorm umsichtig und hustlete um jeden Ball.

"Wir können uns auf die Spieler, die sonst nicht so viel spielen, verlassen", stimmte auch Johannes Voigtmann zu. "Da kam ein richtiger Push von der Bank." Jeder nutzt bislang seine Minuten, sie alle werden im Zweifel bereit sein, wenn sie gebraucht werden.

Denn wer weiß, wie viele Partien Deutschland bei dieser WM noch absolvieren wird. Zwei Extra-Spiele wird es auf jeden Fall noch geben, im Idealfall sind es sogar noch fünf.

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DBB: Was erwartet Deutschland in der Zwischenrunde?

Die Gegner stehen erst am Mittwoch fest, mit ziemlicher Sicherheit wird einer der Kontrahenten aber Slowenien um Luka Doncic sein. Diese haben sich gegen Venezuela (100:85) und Georgien (88:67) bisher ebenfalls schadlos gehalten, als letzter Gruppengegner wartet Außenseiter Kap Verde. Sollte Slowenien wie erwartet die Gruppe gewinnen, spielt Deutschland am 3. September gegen den Europameister von 2017.

Das andere Spiel des DBB wird am 1. September steigen, hier haben aber noch alle drei verbleibenden Teams Chancen. Mit einem Sieg gegen Venezuela würde der deutsche Gegner Georgien lauten, die sich bei einer Niederlage der Kap Verde auch selbst eine Pleite von bis zu 15 Punkten gegen die Südamerikaner erlauben könnten.

Wichtig: Anders als zum Beispiel im Handball nimmt der DBB alle Ergebnisse aus der Vorrunde mit, also auch die Siege gegen die ausgeschiedenen Finnland und Japan. Das klingt zwar unlogisch, weil zum Beispiel Slowenien nicht mehr gegen alle Teams aus der deutschen Gruppe spielt, ist aber mal wieder eine FIBA-Erfindung, die eher für Kopfschütteln sorgt.

So oder so: Der DBB braucht mindestens einen Sieg, um das Viertelfinale erreichen zu können, womöglich sind sogar zwei von Nöten, um einen möglichen Dreiervergleich zu verhindern. Gespielt wird übrigens weiter in Okinawa, erst für die K.o.-Runde müsste der DBB-Tross auf die Philippinen umziehen.

Basketball-WM: Die Spiele in der Zwischenrunde, Gruppe K

DatumUhrzeitBegegnungOrt
1. SeptembertbaDeutschland vs. F2Okinawa
1. SeptembertbaF1 vs. AustralienOkinawa
3. SeptembertbaAustralien vs. F2Okinawa
3. SeptembertbaDeutschland vs. F1Okinawa

DBB: Wer sind mögliche Gegner im Viertelfinale der Basketball-WM?

Die Erst- und Zweitplatzierten aus der Zwischenrundengruppe K werden im Viertelfinale auf ihre Pendants aus der Gruppe L treffen, die sich aus den Vorrundengruppen G und H speisen. Hier sind bereits Kanada, Lettland (beide H) sowie Spanien (G) qualifiziert. Der vierte Slot wird am Mittwoch zwischen der Elfenbeinküste und Brasilien ausgespielt.

Sollte der DBB die Zwischenrunde ebenso gewinnen, würden das Team auf den Zweiten der Gruppe L treffen. Das hätte außerdem einen weiteren positiven Nebeneffekt: Man würde mit großer Wahrscheinlichkeit den USA bis zu einem möglichen Finale aus dem Weg gehen.

DBB: So steht es im Kampf um ein Olympia-Ticket

Neben dem Kampf um die Medaillen steht auch die direkte Olympia-Qualifikation auf dem Spiel. Europa hat zwei Slots, dazu ist Gastgeber Frankreich für die Spiele in Paris automatisch qualifiziert (das zur Belohnung trotzdem noch in der Trostrunde gegen die Elfenbeinküste/Brasilien und den Iran antreten muss. Wer den Schaden hat ...). Es ist davon auszugehen, dass sich bis zu zehn europäische Teams für die Zwischenrunde qualifizieren, nur Finnland und eben Frankreich mussten bereits die Segel streichen.

Für Deutschland heißt das für den Moment noch nicht viel. Es war klar, dass man mindestens das Viertelfinale erreichen muss, um eine Chance auf ein direktes Ticket zu haben. Sollte Deutschland wirklich die K.o.-Phase erreichen, könnte es zum Beispiel gegen Spanien ein echtes Endspiel um eines der beiden Tickets geben.