NBA

NBA - Die meist gehypten Spieler der Geschichte vor Victor Wembanyama: Nicht alle konnten das Versprechen halten

Von Robert Arndt
NBA
© getty

Der Name Victor Wembanyama ist jedem NBA-Fan schon ein Begriff, obwohl er noch kein einziges offizielles Spiel bestritten hat. In der Preseason ließ "Wemby" sein Können schon mehr als aufblitzen, vor dem Saisonstart ist der Hype so groß wie selten zuvor. Wir blicken zurück: Welche Spieler erhielten ebenfalls enorme Aufmerksamkeit, bevor sie überhaupt einen Fuß auf ein NBA-Feld setzten?

Anzeige
Cookie-Einstellungen

PS: Wembanyama selbst haben wir hier nicht gerankt, vermutlich würde der Franzose aber unter den ersten Fünf auftauchen.

NBA
© getty

NBA-Rookies mit viel Hype - Honorable Mentions

Len Bias (1986)

Michael Jordan war in der NBA nach seinen 63 Punkten in den Playoffs gegen Boston der Mann der Stunde, Bias galt als sein designierter Gegenspieler für die kommenden Jahre. Auf dem College hatte Bias in vier direkten Duellen gegen MJ sein Potenzial bereits mehr als angedeutet, entsprechend groß war der Hype um den zweiten Pick im Draft. Warum er nicht an Eins ging? Brad Daugherty war ein Big - und darüber ging damals nichts.

Celtics-Boss Red Auerbach rieb sich bereits die Hände, doch nur zwei Tage nach dem Draft verstarb Bias an einer Überdosis Kokain. Hier geht es zur Legendenstory von Len Bias.

Basketball, March Madness, NBA, NCAA, Anthony Davis, Carmelo Anthony, Joakim Noah, Kemba Walker, Jason Terry
© getty

Anthony Davis (2012)

Davis räumte mit Kentucky auf dem College in seiner Freshman-Saison alles ab und galt schnell als bestes Prospect seit LeBron James. Die New Orleans Pelicans zogen den Hauptpreis, schafften mit ihm aber nur zwei Playoff-Teilnahmen. 2019 folgte der Trade zu den Lakers, wo Davis meist Co-Star hinter LeBron war.

Letztlich fehlt(e) bei AD die Konstanz. An guten Tagen sieht er wie der beste Spieler der Liga aus, manchmal ist er dagegen unsichtbar. Zahlreiche Verletzungen trugen dazu bei. Es bleibt immer das Gefühl, dass Davis mehr kann, als er zeigt.

03-tim-duncan
© getty

NBA-Rookies mit viel Hype - Platz 10: Tim Duncan (1997)

Die Worte Hype und Tim Duncan passen zwar nur bedingt, aber 1997 war so ziemlich jedem klar, was da auf die NBA zurollt. The Big Fundamental wäre bereits 1995 und auch im legendären Draft 1996 der erste Pick gewesen, doch Duncan blieb bei Wake Forest auf dem College, nachdem er seiner verstorbenen Mutter versprochen hatte, auf jeden Fall zuerst seinen Abschluss zu machen.

Der Hype um Duncan war dennoch etwas anders. Jeder kannte sein Spiel, jeder wusste, wie gut der Power Forward ist. Und das bestätigte sich auch umgehend. Duncan war sofort All-Star, All-NBA First Team, All-Defensive Team und machte die Spurs wieder zu einem Contender - und das über fast 20 Jahre, gekrönt mit fünf Meisterschaften. Duncan war zwar nie spektakulär, dennoch ist er ohne Zweifel einer der zehn besten Spieler aller Zeiten.

NBA
© getty

NBA-Rookies mit viel Hype - Platz 9: Greg Oden (2007)

Dies lässt sich von Oden nicht behaupten. Lediglich 105 Spiele sollte der Center in der NBA absolvieren. Heutzutage kennt man ihn nur noch als den Spieler, der 2007 vor Kevin Durant ausgewählt wurde. Vor 16 Jahren waren sich die meisten jedoch einig, dass Portland mit Oden die richtige Wahl getroffen habe.

Was all die Experten aber nicht wussten: Odens Beine waren unterschiedlich lang (2,5 Zentimeter, um genau zu sein). Noch bevor er ein Spiel in der NBA machte, musste er sich seiner ersten Knie-OP unterziehen. Letztlich machte Oden in sechs Jahren nur 105 Spiele, ein letzter Comeback-Versuch scheiterte vor der Saison 2016/17.

Zion Williamson, Duke Blue Devils
© getty

NBA-Rookies mit viel Hype - Platz 8: Zion Williamson (2019)

Wenn es um den Draft geht, wird meist versucht, einen passenden Vergleich zu finden. Bei Zion? Nicht möglich. 1,98 Meter mit einem Kampfgewicht von über 120 Kilo, dazu Sprungfedern in den Gelenken - das gab es selbst in der NBA noch nie. Williamson war schon auf der High School ein YouTube-Star, daran änderte sich auch bei Duke nichts, als er an der Seite der ebenfalls hoch gehandelten R.J. Barrett und Cam Reddish auflief.

Die drei wurden als die besten Freshmen ihrer Klasse gehandelt, Duke-Spiele wurden zu Events, auch wenn es nicht für den großen Wurf reichte. Auch in der NBA ließ Williamson sein Können hier und da aufblitzen, allerdings machte der 23-Jährige aufgrund von Verletzungen bisher nur 114 Spiele für New Orleans. Dennoch reichte es bereits für zwei All-Star-Teilnahmen in nur vier Jahren.

Shaquille O'Neal
© getty

NBA-Rookies mit viel Hype - Platz 7: Shaquille O'Neal (1992)

Bird und Magic waren abgetreten, Shaq sollte in ihre Fußstapfen treten. Der Center war bereits für das Dream Team im gleichen Jahr im Gespräch, ihm wurde aber letztlich Christian Laettner vorgezogen - eine schon damals zweifelhafte Entscheidung. Der Diesel hatte auf dem College Korbanlagen zerlegt und war eine Urgewalt, wie sie die NBA lange nicht mehr gesehen hatte.

Es war Shaq zu verdanken, dass die junge Orlando-Franchise an Relevanz gewann, auch wenn der Center die Magic schon nach vier Jahren verließ. Vier Ringe, ein MVP-Award, dreimal Finals-MVP - Shaq enttäuschte nicht und gilt als einer der besten Center aller Zeiten, auch wenn mit einer etwas besseren Arbeitseinstellung vermutlich noch mehr drin gewesen wäre. Das alles gehörte aber zum Entertainment-Paket Shaq dazu.

NBA, Ralph Sampson
© getty

NBA-Rookies mit viel Hype - Platz 6: Ralph Sampson (1983)

Zahlreiche Male war der Center am College auf dem SI-Cover, unter anderem mit diesem launigen Teaser: "Meine Damen und Herren, wir möchten ihnen den einzigartigen Ralph Sampson vorstellen. Er dunkt! Er blockt Würfe. Er dribbelt den Ball hinter seinem Rücken! Er ist 2,24 Meter groß - und wächst weiter!" Schon 1980 wollte Celtics-Boss Red Auerbach Sampson überzeugen, dass dieser sich zum Draft anmelden solle. Sampson blieb stattdessen die vollen vier Jahre in Virginia auf dem College.

Allerdings konnte Sampson die Erwartungen nie erfüllen. Zwar wurde er in seinen ersten vier Jahren viermal All-Star, danach folgten aber schwere Verletzungen. Insgesamt machte Sampson nur 456 Partien in der NBA.

Akeem Olajuwon
© getty

NBA-Rookies mit viel Hype - Platz 5: Hakeem Olajuwon (1984)

Und ein Jahr später "ertankten" sich die Rockets auch noch Olajuwon. Grund genug für die NBA, die Draft Lottery einzuführen, nachdem man zuvor zwischen den beiden schlechtesten Teams jeder Conference eine Münze warf. Olajuwon galt vielleicht nicht als DER kommende Center, doch im Verbindung mit Sampson waren die ersten "Twin Towers" geboren.

Schon in Jahr zwei stürmten die jungen Rockets in die Finals, bevor das Konstrukt zerfiel: Sampson verletzte sich, Rollenspieler wie Mitchell Wiggins (der Vater von Andrew Wiggins) oder John Lucas wurden wegen Kokainmissbrauchs gesperrt. Erst 1994 führte Olajuwon Houston ins gelobte Land, ein Jahr später gelang der Repeat.

Wilt Chamberlain
© getty

NBA-Rookies mit viel Hype - Platz 4: Wilt Chamberlain (1959)

Der Fall Chamberlain ist etwas kompliziert, da die NBA in dieser Zeit noch in den Kinderschuhen steckte und landesweit kaum eine Rolle spielte. College-Basketball war wichtiger als die NBA, in der damals gerade einmal acht Teams spielten. Chamberlain sollte dabei helfen, die Liga populärer zu machen.

Für die Medien war Wilt ohnehin schon auf dem College der Beste. "Er ist schon jetzt besser als Bob Cousy, Bob Pettit oder Bill Russell", schrieben die Sporting News. "Vielleicht sogar besser als jeder Spieler vor ihm, weswegen für ihn die Regeln verändert werden müssen." Und so kam es auch. Die Zone wurde wegen Wilt verlängert, das hinderte diesen aber nicht daran, in einer Saison 50 Zähler im Schnitt aufzulegen.

Über seine Karriere behielt aber meist Russell mit den Celtics die Oberhand, Chamberlain musste sich mit "nur" zwei Meisterschaften begnügen. Immerhin: Wer gerne auf basketball-reference.com vorbeischaut, wird Tag für Tag eine Meldung sehen, dass heute vor soundsoviel Jahren Wilt mal wieder 53 Punkte und 28 Rebounds auflegte.

Patrick Ewing
© getty

NBA-Rookies mit viel Hype - Platz 3: Patrick Ewing (1985)

"Es gab die Mikan-Ära, es gab die Russell-Ära, die Kareem-Ära und jetzt haben wir die Ewing-Ära". Mit diesem Zitat eines NBA-Chefscouts eröffnete Moderator Pat O'Brien die erste Draft Lottery der Geschichte, um welche sich weiter zahlreiche Verschwörungstheorien ranken, nicht zuletzt weil ausgerechnet die taumelnden New York Knicks den großen Hauptpreis bekamen.

Ewing hatte Georgetown in vier Jahren dreimal ins Final Four geführt und war plötzlich der Heilsbringer einer darbenden Knicks-Franchise. Der Center enttäuschte zwar nicht, einen Titel konnte Ewing aber nicht liefern. "Big Pat" war eines der vielen Opfer von Michael Jordan, die in den 90ern ohne Ring blieben.

NCAA, MOP, Most Outstanding Player
© getty

NBA-Rookies mit viel Hype - Platz 2: Kareem Abdul-Jabbar (1969)

Der Hype um Lew Alcindor (so hieß Kareem früher) begann schon einige Jahre früher, als dieser sein College aussuchen konnte. Sogar Südstaaten-Unis boten um den Center und waren dafür bereit, Rassentrennungsgesetze aufzuheben. UCLA erhielt den Zuschlag und weil Alcindor so dominant war, verbot die NCAA nach einer 30-0-Saison den Dunk.

Satte fünf Mal war Alcindor auf dem SI-Cover während seiner College-Zeit, die Harlem Globetrotters boten eine Million Dollar für seine Dienste. Dreimal wurde er Spieler des Jahres, dreimal gewann UCLA den Titel und verlor mit Alcindor überhaupt nur zwei Spiele.

In einer Zeit, als Chamberlain und Russell in ihrem Karriereherbst steckten, begann nun die Ära Kareem, der die kompletten Siebziger der beste Spieler überhaupt war und später an der Seite von Magic Johnson zahlreiche Titel holte. Auch Abdul-Jabbar hat in der GOAT-Diskussion ein paar Aktien, auch wenn sein Argument, die Langlebigkeit, zuletzt von LeBron James etwas entkräftet wurde.

12-lebron-james
© getty

NBA-Rookies mit viel Hype - Platz 1: LeBron James (2003)

"Ist er der nächste Michael Jordan?" Diese Frage stellte Sports Illustrated in einer Coverstory im 2002 über James, damals noch nicht einmal in seinem letzten High-School-Jahr und zarte 17 Jahre alt. Mit weit offenem Mund und einem goldenen Basketball in der Hand grüßte LeBron vom Cover, darunter stand "The Chosen One" - der Auserwählte. Drei Worte, die hängenblieben.

James' High-School-Partien liefen auf ESPN, Nike stattete den Forward mit einem Siebenjahresvertrag über 90 MIllionen Dollar aus (Reebok bot sogar 115) - mehr geht nicht. Der Druck auf LeBron war immens, später gab er zu, dass er in dieser Zeit Marijuana rauchte, um mit diesem fertig zu werden.

Und dennoch wurde James zu dem, was viele vermuteten, vielleicht sogar erwarteten. Er ist einer der besten Basketballer aller Zeiten, ist eine weltweite Ikone und das weitestgehend skandalfrei. Und: Das letzte Kapitel ist womöglich noch nicht einmal geschrieben.

Artikel und Videos zum Thema