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NBA - Dennis Schröder weiter ohne Team: Warum die Lakers-Entscheidung auch in dieser Free Agency schwer wiegt

Von Robert Arndt
Dennis Schröder ist weiterhin ohne Team.
© getty

Dennis Schröder hat noch immer kein neues Team gefunden. Dem deutschen Aufbauspieler droht ein ähnliches Szenario wie im Vorjahr. Auch in dieser Offseason verfolgt ihn weiter die ausgeschlagene Vertragsverlängerung mit den Los Angeles Lakers.

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Spoiler-Warnung: Für diejenigen, die sich für das Vertragswerk der NBA mit all seinen Feinheiten nicht interessieren, ist dieser Artikel nicht geeignet. Dennoch ist er notwendig, um zu erklären und auch zu verstehen, warum Dennis Schröder noch immer ohne Team ist - und vermutlich wieder einer der Verlierer der Free Agency sein wird.

Fünf Tage sind nun bereits verstrichen und um Schröder ist es mucksmäuschenstill. Mit Ausnahme eines Berichts von Marc Stein (Substack), der den deutschen Nationalspieler vor gut zwei Wochen mit den Detroit Pistons in Verbindung brachte, sowie der Meldung von Kelly Iko (The Athletic), dass Schröders Tage in Houston gezählt sind, hört man nichts über die Free Agency des Braunschweigers. Das hat sportliche und auch finanzielle Gründe, die wir genauer beleuchten.

Beginnen wir mit dem Finanziellen: Links und rechts werden Deals gemacht, das Geld schwindet erneut schnell und die Optionen für Schröder werden immer überschaubarer. Überhaupt ist ein klarer Trend zu erkennen: Namhafte Spieler wechseln seit 2019 und der Kawhi-Entscheidung kaum noch via Free Agency das Team, dies geschieht mittlerweile fast ausschließlich durch Trades. Der Wechsel von Jalen Brunson nach New York (4 Jahre, 104 Mio.) ist hier schon die Ausnahme und sagt gleichzeitig viel über die heutige NBA aus.

Schröder: Ausgeschlagenes Lakers-Angebot bleibt ein Problem

Seit der Einführung des neuen Kollektivvertrags im Jahr 2017 ist es einfacher geworden, mit Spielern vorzeitig zu verlängern und damit zu verhindern, dass diese überhaupt auf den Markt kommen. Auch Schröder hatte vor gut einem Jahr diese Chance, als ihm die Los Angeles Lakers vor der Trade Deadline angeblich eine Verlängerung über 4 Jahre und 84 Millionen Dollar anboten.

Mehr hätte Schröder damals nicht bekommen können. Die Regeln für Extensions besagen, dass bei einer vorzeitigen Verlängerung für das erste Jahr nur 120 Prozent des aktuellen Gehalts angeboten werden können. Danach steigert sich der Lohn immer maximal um 5 Prozent. Schröder kassierte 20/21 16 Millionen Dollar, woraus sich die knapp 84 Millionen Dollar für vier Jahre ergaben.

Aber: Brian Windhorst (ESPN), der damals berichtete, dass Schröder nicht unterzeichnen würde, merkte an, dass es völlig unklar sei, wie viele dieser 84 Millionen auch wirklich garantiert gewesen wären. Wir können davon ausgehen, dass es nur ein Teil gewesen wäre - und Schröder auch deshalb lieber sein Glück in der Free Agency suchte.

Das ging gnadenlos schief und ist auch einer der Gründe, warum der Deutsche auch in diesem Jahr auf dem Markt einen riesigen Nachteil hat. Da kein Team Cap Space oder Interesse hatte, wählte Schröder im vergangenen Jahr die Boston Celtics und gab sich mit der Taxpayer-Midlevel-Exception zufrieden. Sportlich keine schlechte Wahl, schließlich waren Minuten verfügbar und Boston ein ambitioniertes Team.

Dennis Schröder: Wer könnte den Deutschen bezahlen?

Was damals allerdings auch klar war: Diese Beziehung hatte ein Ablaufdatum von maximal einem Jahr, da die Celtics für die kommende Offseason keinerlei Cap Space zur Verfügung hatten, welchen sie Schröder hätten anbieten können. Der Trade nach Houston war keine Überraschung und auch die Rockets hatten ein ähnliches Problem, mal davon abgesehen, dass der 28-Jährige nicht in die Rebuildpläne der Franchise passt.

Wie geht es nun weiter? Nun, Cap Space haben nur noch die wenigsten Teams: Laut Keith Smith (Spotrac) sind das San Antonio (38,5), Indiana (27,9), Detroit (8,4) und New York (5,4), wobei die beiden erstgenannten Teams in der kommenden Saison keine Ambitionen haben, Spiele zu gewinnen und zudem im Backcourt recht üppig besetzt sind.

Daraus lässt sich schließen, dass die normale Midlevel-Exception (10,5 Mio.) wohl das Höchste der Gefühle für Schröder sein könnte. Dieses Tool haben noch Charlotte, Houston, Memphis, OKC und Orlando zur Verfügung. Wie man hier schon sieht, die Möglichkeiten sind begrenzt und zeigen noch einmal das Free-Agency-Dilemma. Die besten Teams haben kaum noch finanziellen Spielraum.

Überhaupt dürfte es für Schröder schwer werden, im restlichen Verlauf seiner Karriere 84 Millionen Dollar zu verdienen. Selbst Kyrie Irving, ein Superstar in dieser Liga, wägte genau ab, ob er tatsächlich auf seine Spieler-Option verzichten und stattdessen lieber für die Mini-MLE bei den Lakers anheuern sollte. Er tat es nicht - und zwar aus gutem Grund.

Dennis Schröder spielte für die Boston Celtics eine durchwachsene Saison.
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Dennis Schröder spielte für die Boston Celtics eine durchwachsene Saison.

Dennis Schröder: Letzte Saison kein Bewerbungsschreiben

Irving hätte in diesem Falle seine "Bird Rights" verloren, genau wie eben Schröder. "Bird Rights" hat ein Spieler, wenn er drei Jahre am Stück in der NBA gespielt und dabei nicht das Team als Free Agent gewechselt hat. Der Vorteil? Das eigene Team kann für den Spieler über den Cap gehen und jährliche Gehaltssteigerungen um acht Prozent anbieten.

Für Schröder ist diese Tür noch mindestens zwei Jahre geschlossen, sogar drei, wenn er Houston verlässt. Es ist ein kleiner Teufelskreis und fällt genau in die Zeit, in der Schröder mit 28 Jahren in seiner Prime sein sollte. Gerade auf den Guard-Positionen ist die Konkurrenz groß. Entsprechend übertrifft das Angebot die Nachfrage, bestens gesehen beim Point-Guard-Karussell im Vorjahr, bei welchem Schröder keinen Platz mehr bekam.

Gleichzeitig hat das lange Warten auch sportliche Gründe. Nach seiner starken Saison in OKC, die ihm beinahe die Ehren des Sixth Man of the Year eingebracht hatte, baute der Deutsche merklich ab. So waren die Celtics mit Schröder auf dem Feld laut Cleaning the Glass 6,6 Punkte pro 100 Possessions schlechter als ohne ihn. Er machte das Team also nicht besser.

Vielmehr klagten Celtics-Fans über die Dribbel-Orgien des Guards, der so das Spiel langsam machte. Wichtiger ist aber, dass Schröder am besten ist, wenn er den Ball selbst in den Händen hält. Dies ist jedoch nicht optimal, wenn mehrere All-Stars an seiner Seite stehen. Abseits des Balles strahlt Schröder zudem zu wenig Gefahr aus, die 38,5 Prozent Dreierquote bei den Thunder bleiben ein Ausrutscher nach oben (Karriere: 33,8 Prozent).

Die beste Rolle für Schröder bleibt die des Sixth Man, des scorenden Guards von der Bank. Für ein ambitioniertes Team würde Schröder laut eigener Aussage diesen Schritt zurück machen, gleiches würde sich das aber auch auf die Bezahlung niederschlagen.

Die Situation bleibt kompliziert und es ist zu befürchten, dass sie ein ähnliches Ende findet wie im Vorjahr.

Die Statistiken von Dennis Schröder in der NBA

TeamSpielePunkteFG (Prozent)3FG (Prozent)AssistsRebounds
Hawks36212,943,4324,82,5
Thunder144174436,14,13,6
Lakers6115,443,733,55,83,5
Celtics4914,44434,94,23,3
Rockets1510,939,332,85,93,3