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NBA - Die tragische Karriere von Bryant "Big Country" Reeves: Der Rinderfarmer, den Shaq hasste

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Bryant "Big Country" Reeves: 140 Kilo sind ein paar zu viel

Probleme mit den Knien und dem Gewicht hat Reeves schon länger, doch im Lockout '98 lässt er sich erst recht gehen. Als sich die NBA und die Spielergewerkschaft auf einen Saisonstart im Februar 1999 einigen, kommt er laut New York Times mit 18 Kilo Zusatzgewicht im Vergleich zur Vorsaison ins Training Camp. Mehr als 140 Kilo bringt er zu diesem Zeitpunkt auf die Waage.

"Das einzige, was ich bei Bryant Reeves in Frage stellen würde, ist seine Bereitschaft, fit zu bleiben", sagt sein ehemaliger Teamkollege Blue Edwards Jahre später bei Bleacher Report. "Er war ein guter Scorer, ein guter Rebounder und Passer. Wenn er fit war, hat er all das sehr gut gemacht. Er war aber nie in bester Basketball-Form bis zum letzten Monat der Saison."

Die Gewichtszunahme während des Lockouts - Reeves soll Edwards einmal erklärt haben, dass er sich nicht fit halten könne, da in seinem kleinen Heimatdorf keine Trainingshalle oder keine Gegner in der Nähe seien -, kostete ihm zeitweise seinen Starterposten. Die Gewichts- und Verletzungssorgen wird Reeves nicht mehr los, seine Minuten gehen in den Folgejahren immer weiter runter, insbesondere die Rückenschmerzen werden immer stärker.

Und die Grizzlies im Ganzen werden das Verlieren nicht los. Von Begeisterung ist in Vancouver längst nichts mehr zu spüren, die Zuschauerzahlen sinken in den Keller, 2001 steht bereits der Umzug nach Memphis an. Auch Reeves wird nun für das Versagen der Grizzlies verantwortlich gemacht und als Draft-Bust abgestempelt.

In Memphis läuft er schließlich nur noch in zwei Preseason-Spielen auf, dann zwingt ihn sein Rücken zum verfrühten Karriereende. Er kann vor lauter Schmerzen nicht mal mehr sein Baby hochheben, zeitweise nicht das Bett verlassen. Nach nur sechs Jahren ist sowohl die NBA-Franchise in Vancouver als auch die NBA-Karriere von Big Country Geschichte.

Bryant Reeves: Glücklicher Rinderfarmer in Oklahoma

Während die meisten ehemaligen NBA-Stars mal bei einem Spiel des Ex-Teams vorbeischauen oder sich zumindest im Radio oder TV hören lassen, ist bei Reeves nach dem verfrühten Karriereende komplette Funkstille. Der ehemalige Nr.6-Pick verschwindet selbst für ehemalige Coaches und Teamkollegen von der Bildfläche - bis Filmemacherin und Grizzlies-Fan Kat Jayme den Center 2018 für ihre Doku "Finding Big Country" aufspürt.

Gefunden hat sie ihn - natürlich - in Gans, Oklahoma. Als Besitzer einer Rinderfarm, manchen Berichten zufolge 120 Hektar, manch anderen Berichten bis zu 200 Hektar groß. Im Keller seines Hauses zeigt er stolz sein "Man Cave" mit Erinnerungsstücken aus alten Vancouver-Grizzlies-Tagen. Ansonsten hat er mit der NBA aber abgeschlossen: "Ich wollte niemals die Aufmerksamkeit, darum habe ich mich nie geschert. Nachdem ich mit dem Spielen fertig war, bin ich hierhergezogen."

"Ich wollte niemals 20 Jahre lang spielen - aber doch länger, als ich es am Ende tat", blickt Big Country in der Doku zurück. "Es war hart, das [Karriereende] zu akzeptieren. Das war mein Leben. Wenn dir etwas weggenommen wird, dauert es eine Weile, bis du damit klarkommst."

Mittlerweile kommt Rinderfarmer Reeves sehr gut damit klar. "Heute vermisse ich Basketball nicht mehr. Es war großartig, ein Teil der NBA zu sein. Es war ein Traum, der Wirklichkeit geworden ist." Doch letztlich sei Basketball eben doch nur ein Spiel, nur Unterhaltung, so der heute 49-Jährige. Stattdessen genießt er nun die Freiheit in der Natur und die Zeit mit seinen Kindern. "Es ist sehr friedlich hier draußen. Meiner Meinung nach geht es nicht besser."

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