Die Milwaukee Bucks konnten ihren Titel nicht verteidigen und haben dabei mehrere Schwachstellen offenbart. Warum war für Giannis Antetokounmpo und Co. schon in der zweiten Runde Schluss und wie können die Bucks die Schwachstellen in der Offseason angehen?
1. Warum konnten die Bucks ihren Titel nicht verteidigen?
Die simple Antwort: Khris Middleton verpasste die komplette zweite Runde der Playoffs gegen die Boston Celtics nach einer Verletzung zu Beginn der Postseason und Milwaukee hat keinen Spieler, der ihn nur ansatzweise ersetzen kann. Die Bucks werden diese "Ausrede" öffentlich nicht akzeptieren, doch manchmal ist der offensichtliche Grund auch schon der wichtigste Grund.
Statt auf einen All-Star, der 40 Punkte in den Finals auflegen kann und ein guter Verteidiger sowie sekundärer Playmaker ist, musste Bucks-Coach Mike Budenholzer auf Grayson Allen, Pat Connaughton, Wesley Matthews und George Hill vertrauen. Gerade Allen, der in fünf Spielen der Serie als Starter auflief und fast 27 Minuten pro Spiel auf dem Parkett stand, war ein Totalausfall.
Allen ist vor allem für seinen Wurf in der NBA, traf gegen die Celtics jedoch nur 20,8 Prozent seiner Dreier, 31,0 Prozent aus dem Feld und 57,1 Prozent von der Freiwurflinie. Er beendete die Serie mit nur 35 Punkten und einem Plus/Minus-Rating von -48. Dass ein fitter Middleton in einem einzigen Spiel der Serie mindestens genau so viel Punkte gemacht hätte, wäre vermutlich keine schlechte Wette gewesen.
Doch der Ausfall von Middleton war lange nicht der einzige Grund, warum die Bucks ihren Titel nicht verteidigen konnten. Um eine Championship zu gewinnen, muss für die meisten Teams fast alles richtig laufen, genauso viele Sachen können dann im nächsten Jahr schieflaufen. Die gegnerischen Teams hatten mehr Zeit, sich auf die neue Version der Bucks einzustellen, Brook Lopez verpasste fast die komplette Regular Season und war auch in den Playoffs nicht so stark wie in der Vorsaison, auch Jrue Holiday spielte offensiv keine effiziente Serie gegen die Celtics.
Auch nicht zu unterschätzen: Der Osten ist in dieser Saison deutlich stärker als in den vergangenen Playoffs, und die Celtics sind bisher wohl die beste Mannschaft in diesem Kalenderjahr. Sicherlich keine Schande, in sieben Spielen zu verlieren.
NBA Playoffs - Celtics vs. Bucks: Die Serie im Überblick
Spiel | Datum | Uhrzeit | Heim | Auswärts | Ergebnis |
1 | 1. Mai | 19 Uhr | Boston Celtics | Milwaukee Bucks | 89:101 |
2 | 4. Mai | 1 Uhr | Boston Celtics | Milwaukee Bucks | 109:86 |
3 | 7. Mai | 21.30 Uhr | Milwaukee Bucks | Boston Celtics | 103:101 |
4 | 10. Mai | 1.30 Uhr | Milwaukee Bucks | Boston Celtics | 108:116 |
5 | 12. Mai | 1 Uhr | Boston Celtics | Milwaukee Bucks | 107:110 |
6 | 14. Mai | 1.30 Uhr | Milwaukee Bucks | Boston Celtics | 95:108 |
7 | 15. Mai | 21.30 Uhr | Boston Celtics | Milwaukee Bucks | 109:81 |
2. Ist Giannis Antetokounmpo der beste Spieler der Welt?
Ja, Giannis Antetokounmpo ist der beste Basketballspieler der Welt. Der 27-Jährige hat eine Serie mit durchschnittlich etwa 34 Punkten, 15 Rebounds und 7 Assists gegen die beste Defense der Liga hinter sich, und das ohne seinen besten Mitspieler.
Antetokounmpo sollte die Wahl jedes Teams sein, das sich für genau den jetzigen Zeitpunkt einen Spieler aussuchen dürfte. Das Ganze funktioniert auch im Ausschlussverfahren: LeBron James und Kevin Durant ist das Alter zumindest insofern anzumerken, dass sich die Verletzungen häufen. Bei Giannis mischen sich zudem kaum schwächere Leistungen unter, er erzielte in der gesamten Regular Season beispielsweise nur siebenmal weniger als 20 Punkte.
In die Diskussion muss natürlich auch der Back-to-Back-MVP Nikola Jokic sowie Joel Embiid, der in den beiden vergangenen Saisons ebenfalls ein heißer Anwärter auf den Award war. Während Jokic sich defensiv von einer Schwachstelle zu einem mindestens soliden Verteidiger verbessert hat, kann er ein Spiel an diesem Ende des Feldes lange nicht so beeinflussen wie Giannis.
Für Embiid lässt sich das nicht sagen, der Kameruner ist vermutlich noch etwas besser im Beschützen des Rings als Antetokounmpo. In diesem Fall machen die Qualitäten als Vorbereiter den Unterschied pro Giannis, der seit vier Jahren mindestens 5,6 Assists pro Spiel auflegt. Embiid bereitete in diesem Jahr erstmals mehr als vier erfolgreiche Würfe pro Spiel vor. Für Luka Doncic und Jayson Tatum kommt diese Diskussion wohl noch etwas zu früh, doch die "alte Garde" sollte vor ihnen auf der Hut sein.
3. Welche Fehler haben die Bucks in der Offseason gemacht?
Hätten die Bucks gegen die Celtics lieber P.J. Tucker als Grayson Allen im Starting Lineup gehabt? Vermutlich, doch der Gedankengang der Bucks-Verantwortlichen im vergangenen Sommer war einfach nachzuvollziehen. Jeder Superstar braucht Schützen um sich herum, und mit Tucker einen unzuverlässigen Shooter im Lineup zu haben, kann auf Dauer kontraproduktiv werden.
Tucker ist 37 Jahre alt, zeigt jedoch gerade in Miami, dass er bei jedem Contender noch eine wichtige Rolle spielen kann. Die Bucks haben Tucker wohl zu früh ziehen lassen. Mit Allen, Matthews und Connaughton sind genügend Flügelspieler mit einem guten Wurf und guten Maßen im Kader für eine Playoff-Rotation, offenbar jedoch nicht die richtigen.
Wäre Donte DiVincenzo eine bessere Alternative gewesen, hätte Milwaukee ihn nicht nach Sacramento geschickt? Der 25-Jährige sah noch in der vergangenen Saison so aus, als könnte er langfristig ein guter Ergänzungsspieler im Kern der Bucks werden.
Von seiner Verletzung scheint er sich bisher jedoch nicht allzu gut erholt zu haben, zumindest zeigte er in Sacramento nicht viel, was den Bucks hätte helfen können. Gleichzeitig hat sich die Verpflichtung von Serge Ibaka nicht ausgezahlt, der Big spielte in den Playoffs keine Rolle.
Seit dem Trade für Holiday haben die Bucks nicht mehr die Ressourcen für signifikante Verstärkungen in der Offseason, darum müssen sie in gewissen Rollen auf günstige Spieler bauen, die auch mal über ihrem Preisniveau agieren. In den Playoffs hat das dieses Jahr nicht geklappt.
4. Wie können die Bucks ihr Team verstärken?
Milwaukee geht weder mit vollen Taschen, vielen Picks noch Verträgen, die sie gut bewegen können, in diesen Sommer. Von dieser Flexibilität haben die Bucks sich beim Trade für Holiday verabschiedet, was sie nicht einmal zwölf Monate nach dem Hochstemmen der Larry O'Brien in den Konfettihimmel sicher auch nicht bereuen.
Wo wollen oder müssen die Bucks sich überhaupt verstärken? Die fehlende Tiefe auf dem Flügel steht nach dem Ausfall Middletons klar im Fokus, Spieler die sowohl verlässlich werfen als auch verlässlich verteidigen können, sind jedoch nicht einfach zu bekommen. Darüber hinaus könnte Milwaukee einen weiteren sekundären Playmaker gebrauchen.
Zu Beginn der Offseason ist für Milwaukee ohnehin erstmal Warten angesagt, genauer gesagt Warten auf Bobby Portis, Pat Connaughton und Thanasis Antetokounmpo. Das Trio kann jeweils eine Spieleroption ziehen, um für ein weiteres Jahr nach Milwaukee zurückzukehren. Die andere Möglichkeit für sie wäre, den freien Markt zu testen.
Gerade für die festen Rotationsspieler Portis und Connaughton müssten die Bucks Ersatz finden, sollten sie nicht bleiben. Auch Ibaka und Matthews sind vertraglich nicht mehr an das Team gebunden, vor allem Ersterer spielt aber in den langfristigen Planungen wohl keine Rolle mehr. Milwaukee besitzt seinen eigenen Draftpick (Nr. 24) für die kommende Ziehung, ein Rookie an dieser Stelle macht jedoch selten einen wirklichen Unterschied für einen Contender wie die Bucks.
5. Wie lange kann dieser Kern noch um den Titel spielen?
Antetokounmpo überrascht immer wieder mit seiner Jugend ("Er ist erst 27?"), doch der restliche Kern der Bucks geht wohl langsam auf das Ende seiner besten Jahre zu. Lopez ist 34, Holiday 31 und Middleton 30 Jahre alt. Das sind jedoch keine Zahlen, die nach sofortigem Umbruch schreien.
Bei einem Blick auf die vertragliche Situation der Bucks-Stars wird ohnehin klar, dass dieser Kern um mindestens ein weiteres Jahr erhalten bleiben wird. Erst im Sommer darauf wird Lopez zum Free Agent und Middleton könnte seine Option verstreichen lassen.
Im Normalfall ist jedoch nicht davon auszugehen, dass Middleton darauf verzichtet, für 40,4 Millionen Dollar neben einem jährlichen MVP-Kandidaten zu spielen. Bedeutet: Dieser Kern kann solange um den Titel spielen, bis entweder Holiday, Middleton oder Antetokounmpo aus irgendeinem Grund drastisch abbauen oder aus irgendeinem Grund weg wollen. Auf beide Fälle kann man vermutlich noch ein paar Jahre warten.
Selbst falls die Umstände um einen gesunden Giannis auf seinem aktuellen Niveau schlechter werden, sollte ein Spieler seines Kalibers im Zweifelsfall nie abgeschrieben werden. Das hat er sich nicht erst in dieser Saison verdient.
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