Die Detroit Pistons haben sich zum ersten Mal seit 1970 den ersten Pick im kommenden Draft am 29. Juli gesichert. Während die Warriors zum Angriff blasen, gibt es vor allem in Oklahoma City und Minnesota trübe Gesichter. Die Gewinner und Verlierer der Draft Lottery.
NBA Draft Lottery: Die Gewinner
Detroit Pistons
Nach 14 erfolglosen Versuchen (sechsmal verlor Detroit sogar Plätze) hat es für die Pistons in der Lottery endlich wieder für den großen Preis gereicht, der aller Voraussicht nach auf den Namen Cade Cunningham hören wird. Mit 14 Prozent hatte keine Franchise eine höhere Wahrscheinlichkeit auf den ersten Pick, dass dies nicht allzu viel zu heißen hat, wurde in den vergangenen Jahren immer mal wieder deutlich (2019 Pelicans, 6 Prozent; 2014 Cavs, 1,4 Prozent).
"Ich bin begeistert. Ich freue mich darauf, unsere Franchise voranzubringen. Wir müssen jetzt unsere Arbeit erledigen und bereit sein", erklärte GM Troy Weaver nach der Lottery in einem offiziellen Statement, Head Coach Dwane Casey feierte die erfolgreiche Ziehung hüpfend und jubelnd im Kreise seiner Familie und Mitarbeiter.
Der Weg zurück zu sportlicher Relevanz ist weiterhin weit (letzter Playoff-Sieg 2008), doch mit einem Kern aus Cunningham (der die bestehenden Youngster auch spielerisch hervorragend ergänzen würde), Killian Hayes, Saddiq Bey und auch Jerami Grant mangelt es in jedem Fall nicht an Talent. Festlegen wollte sich Weaver allerdings noch nicht, wie die Entscheidung der Pistons ausfällt: "Es ist eine solch talentierte Gruppe, aus der wir auswählen können."
Orlando Magic
Gemischte Gefühle herrschen bei den Magic: Während das Team aus Florida zwar aus der Top 3 auf Position 5 fiel, gibt es aus dem Trade mit den Vucevic-Trade mit den Bulls zudem allerdings noch den achten Pick. Diesen hätte Chicago nur behalten, wenn er innerhalb der Top 4 gelandet wäre.
Zwar gilt der Draft als top-heavy, neben Cunningham wird in erster Linie Evan Mobley, Jalen Green und Jalen Suggs das Potenzial zum Franchise-Player nachgesagt. Die Chance, gleich zweimal in der Top 10 zugreifen zu können, ist dennoch vielversprechend und gab es in der Franchise-Geschichte noch nie zuvor. Dies gilt für einen Markt, der nicht dafür bekannt ist, die großen Free Agents anzulocken, umso mehr.
Ob Neuaufbau (mit neuem Head Coach) oder Trades - die Möglichkeiten sind vielfältig. Hinzu kommt ein früher Zweitrundenpick (32). "Es ist wahrscheinlich nicht der Zeitpunkt, alle Chips in die Mitte zu schieben", erklärte President of Basketball Operations Jeff Weltman nach der Lottery. "Wenn es einen Trade gibt, der sinnvoll ist, werden wir diesen auch machen."
Toronto Raptors / Cleveland Cavaliers
Viel haben die Raptors in den letzten Wochen der Saison dafür getan, ihre Lottery Odds zu verbessern. Und es hat sich gelohnt. Mit den siebtbesten Chancen gingen sie in die Ziehung, bei dieser ging es dann drei Spots nach oben - nach dem erstmaligen Verpassen der Playoffs nach sieben Teilnahmen ein Hoffnungsschimmer für die Kanadier, wie auch GM Bobby Webster betonte.
"Das erhöht unsere Chancen, einen Spieler zu ziehen, der uns hilft. So sehr wir den Pick auch lieben, wir werden auch sehen, was sich außerhalb des Drafts ergibt. Die Arbeit startet jetzt", sagte Webster, der insbesondere bei Kyle Lowry eine wegweisende Entscheidung zu treffen hat. Auch davon wird abhängen, ob und falls ja für welchen Youngster sich die Raptors entscheiden.
Freude gab es auch in Ohio: Mit der gleichen Quote wie die Thunder (zu diesen später mehr) ging es für die Cavaliers in die Lottery, dort rückten sie bis auf Platz drei vor - der höchste Pick seit 2014 (Andrew Wiggins an 1) - eine Zeit, in der Cleveland gefühlt jedes Jahr an erster Stelle ziehen durfte.
Nun stellt sich die Frage, ob neben Collin Sexton und Darius Garland ein weiterer Baustein für die Zukunft an Land gezogen wird oder der Rebuild beschleunigt werden soll, um eher früher als später einen Star an Bord zu holen, mit dem eine bessere Bilanz als 22-50 realisierbar ist. ESPNs Adrian Wojnarowski nannte die Cavs bereits vor der Lottery als Team (wie auch die Wolves und Rockets), das bei positivem Verlauf einen Trade anstreben könnte.
NBA Draft Lottery: Die Verlierer
Oklahoma City Thunder
Mit Chancen auf zwei Lottery-Picks gingen die Thunder in die Ziehung, diese hätte nicht schlechter verlaufen können. 52,5 Prozent betrug die Wahrscheinlichkeit, dass der eigene Pick in den Top 5 landet, 47,9 Prozent, dass der Pick der Rockets (für diese lief die Lottery hervorragend) bis auf Position 5 fällt und nach Oklahoma City wandert.
Nichts davon trat ein. Die Rockets ziehen an 2, die Thunder nur einmal an 6. Das Arsenal an Draft-Picks ist noch immer schier unerschöpflich, in Anbetracht der Möglichkeiten gehen die nun vorhandenen Picks in der ersten Runde (6, 16, 18) aber definitiv als Enttäuschung durch.
Mit Ärger denken die Thunder-Fans nun umso mehr an das Saisonfinale zurück, als OKC sich in einem unfassbaren Spiel gegen die Clippers durchsetzte, die noch weniger Interesse am Sieg hatten. Die Lottery Odds hatten sich dadurch um einiges verschlechtert, was auch an einer Kuriosität lag: Beim Coin Flip vor der Lottery setzten sich die Thunder gegen Cleveland durch, was sich im Nachgang als negativ herausstellen sollte.
Als möglicher Pick, sollte OKC nicht doch einen Trade bevorzugen, wird Flügelspieler Scottie Barnes von Florida State gehandelt. Diesem wird eine vielversprechende Mischung aus defensiver Variabilität und Playmaking-Potenzial nachgesagt, jedoch auch ein derzeit noch sehr rohes Spiel. Blicken die Thunder weiter zuvorderst auf die langfristige Entwicklung der Franchise, könnte das passen.
Minnesota Timberwolves
Im Trade für D'Angelo Russell gaben die Wolves neben Andrew Wiggins auch einen Erstrundenpick an die Warriors ab, der lediglich für die Positionen 1-3 in diesem Draft geschützt war. "Dank" guter Leistungen im Saisonendspurt (8-6-Finish) waren die Aussichten auf eine solche Draft-Position nicht sonderlich rosig, auch Fortuna stand Minnesota nicht bei.
Die Konsequenz: Für die Timberwolves gibt es nicht nur keinen Lottery-Pick, sondern keinen einzigen Pick im gesamten Draft! Die Entscheidung, auf Tanking zu verzichten, hatte GM Gersson Rosas bereits vor der Lottery verteidigt: "Wir können das nicht machen, wir müssen ein Team sein, das zu 100 Prozent auf das Gewinnen fokussiert ist." Doch wäre eine Ergänzung von Russell, Towns und Edwards mit einem weiteren Top-Youngster hierfür nicht hilfreich gewesen?
Für die Warriors hingegen warten im kommenden Draft zwei Lottery Picks an den Positionen 7 und 14, GM Bob Myers deutete im Nachgang an, dass im Sinne des Erfolgs alles auf dem Prüfstand stehe: "Wir werden keine Spieler entwickeln, wenn dies die Gefahr mit sich bringt, Spiele zu verlieren. Das ist nicht der Plan."
Dies könnte sich neben einem möglichen Trade vom letztjährigen Nummer-zwei-Pick James Wiseman auch auf den Einsatz der diesjährigen Erstrundenpicks beziehen. Die finalen Jahre der Prime von Stephen Curry, Klay Thompson und Draymond Green sollen bestmöglich genutzt werden.
Chicago Bulls
Der Trade für Nikola Vucevic sieht immer schlechter aus. Der 2023er-Erstrundenpick wurde sowieso schon gen Orlando geschickt, nun ist auch der diesjährige Lottery Pick futsch (8). Auch in sportlicher Hinsicht bleiben die Zweifel groß, nach dem Trade Deadline kamen die Bulls nur auf eine Bilanz von 12-17 und verpassten die Playoffs.
Nun verfügt Chicago nur noch über den 38. Pick im Draft und dem Front Office um Arturas Karnisovas steht einiges an Arbeit ins Haus. Al-Farouq Aminu, ebenfalls in den Vucevic-Trade involviert, hat seine Spieleroption für die kommenden Saison über mehr als zehn Millionen Dollar bereits gezogen. Zach LaVine, zuletzt häufig verletzt und zudem an Covid erkrankt, wird nach der kommenden Spielzeit Unrestricted Free Agent.
Entscheidungen stehen bei Lauri Markkanen, Thaddeus Young, Tomas Satoransky, Daniel Theis und Garrett Temple aus. Ein wenig finanzieller Spielraum ist vorhanden, doch es droht weiter Mittelmaß. Dagegen hätte ein Lottery Pick zumindest ein wenig geholfen.
Honorable Mention
Swin Cash, Vice President of Basketball Operations der New Orleans Pelicans, war mit dem Ausgang der Lottery nicht sonderlich zufrieden - und daraus machte sie auch keinen Hehl. Für die Pels reichte es nur für Position 10, Cashs GIF hingegen trendete in den sozialen Medien weiter nach oben.