NBA - Das wilde Rennen im Osten um die Playoff-Plätze: Ein Großer muss in den sauren Apfel beißen

Robert Arndt
28. April 202111:05
Jayson Tatum und Jimmy Butler wollen mit ihren Teams das Play-In vermeiden.getty
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Durch das neue Play-In-Format ist gerade in der Eastern Conference vor den letzten zehn Spielen der Regular Season noch alles offen. Boston und Miami drohen die neuen Zusatzspiele, aber auch die New York Knicks sind noch nicht in Sicherheit. Auch im Kampf um den letzten Play-In-Spot dürfte es spannend werden.

Mit Atlanta und New York haben zwei Überraschungsteams die besten Karten auf den verbleibenden Platz für den Heimvorteil in der Eastern Conference. Aber Vorsicht: Es gibt prominente Jäger.

Atlanta Hawks (34-28)

Letzte zehn Spiele: 7-3 | Bester Sieg: 111:104 vs. Milwaukee (H)

Schwerste Gegner: 2x Sixers (A), Suns (H) | Strength of schedule: .488 (Platz 20) | Back-to-backs: 3

Verbleibende Spiele gegen direkte Konkurrenten: -

Es ist bemerkenswert, wie sich die Hawks im Schatten des Knicks-Hypes gemausert haben. Trae Young fehlt zwar weiter, doch mit einem fitten Bogdan Bogdanovic sowie Lou Williams und Kevin Huerter bleibt Atlanta ein gutes Offensiv-Team.

Am hinteren Ende spielt Clint Capela eine Monster-Saison und ist fast der alleinige Grund, dass die Hawks eine zumindest durchschnittliche Defense stellen. Sitzt der Schweizer, verteidigt Atlanta auf Kings-Niveau, auch weil Rookie Onyeka Okongwu noch Anpassungsschwierigkeiten hat.

Es spricht vieles dafür, dass die Hawks tatsächlich den Heimvorteil behalten können. Sieben Partien finden in der heimischen State Farm Arena statt, in den letzten beiden Spiele geht es gegen Orlando und Houston. Und was auch nicht vergessen werden darf: Durch die Verletzungen von De'Andre Hunter, Cam Reddish und Kris Dunn hatten die Hawks noch nie den vollen Kader zur Verfügung, zumindest bei Hunter, einem Defensiv-Spezialisten, besteht aber noch Hoffnung.

Prognose: 40-32 (Platz 4 im Osten)

New York Knicks (34-28)

Letzte zehn Spiele: 9-1 | Bester Sieg: 109:117 vs. Dallas (A)

Schwerste Gegner: Clippers (A), Suns (A), Nuggets (A), Lakers (A) | Strength of schedule: .534 (6.) | Back-to-backs: 2 plus 1 Back-to-back-to-back

Verbleibende Spiele gegen direkte Konkurrenten: Hornets (H), Celtics (H)

Wir wollen an dieser Stelle nicht den Spielverderber spielen, doch auf die Knicks wartet nach den vielen Heimspielen in Folge ein knüppeldickes Restprogramm mit einem äußerst unangenehmen Roadtrip in die Western Conference. In diesem Zeitraum spielen die Knicks mit Ausnahme von Utah gegen die komplette Top-5 im Westen.

Es ist nicht auszuschließen, dass New York hier den ein oder anderen Sieg mitnimmt, doch es wird Rückschläge geben. Der Aufstieg von Julius Randle und R.J. Barrett wurde von uns in den vergangenen Wochen ausreichend dokumentiert, aber auch das Backup-Guard-Duo aus Derrick Rose und Immanuel Quickley war zuletzt brandheiß.

Es sollte stattdessen gefragt werden, warum Coach Tom Thibodeau weiter so stur an Elfrid Payton als Starter festhält, welcher als einziger Rotationsspieler im April ein negatives Net-Rating aufweist.

Julius Randle ist der Go-to-Guy der New York Knicks.getty

Prognose: 39-35 (Platz 5 im Osten)

Boston Celtics (32-29)

Letzte zehn Spiele: 6-4 | Bester Sieg: 105:87 vs. Denver (A)

Schwerste Gegner: 2x Heat (H), Knicks (A)| Strength of schedule: .450 (25.) | Back-to-backs: 3

Verbleibende Spiele gegen direkte Konkurrenten: 2x Heat (H), Hornets (H), Knicks (A)

New Yorks schärfster Verfolger dürften die Celtics sein und als ob es die NBA geahnt hätte - am letzten Spieltag empfangen die Knicks Boston. Die ersten beiden Spiele wurden gesplittet, theoretisch steht dann auch noch der Tiebreaker auf dem Spiel, wenn am Ende beide Teams die gleiche Bilanz haben.

Boston bleibt jedoch eine Wundertüte, erst recht weil die Big Four aus Kemba Walker, Jayson Tatum, Jaylen Brown und Marcus Smart zu selten zusammen auf dem Feld steht. So gesehen bei der mehr als peinlichen Pleite gegen ein OKC-Team, welches offensichtlich versucht, Spiele zu verlieren. Und trotzdem macht das Restprogramm Mut aus Celtics-Sicht, im Osten hat nur noch Philadelphia einen leichteren Spielplan vor der Brust.

Nun muss aber auch endlich ein Weg gefunden werden, um diese PS auf die Straße zu bringen, sonst droht tatsächlich das Play-In-Tournament und ein Duell mit Milwaukee, Brooklyn oder Philadelphia. Rein nach Papierform dürfte es allerdings vermieden werden.

Prognose: 38-34 (Platz 6 im Osten)

Der amtierende Champion der Eastern Confernce sucht weiter nach Konstanz, hinter den Heat gibt es Verletzungssorgen.

Miami Heat (32-30)

Letzte zehn Spiele: 5-5 | Bester Sieg: 107:87 vs. San Antonio (A)

Schwerste Gegner: Sixers (H), Bucks (A), Dallas (H)| Strength of schedule: .482 (21.) | Back-to-backs: 1 plus 1 Back-to-back-back

Verbleibende Spiele gegen direkte Konkurrenten: Hornets (A), 2x Celtics (A)

Das mit den PS ist auch in Miami so eine Sache. Einige Corona-Fälle und Verletzungen torpedierten bislang die Saison der Heat, die gleichzeitig aber auch mit voller Kapelle wenig konstant auftraten. Goran Dragic und Tyler Herro konnten ihre Bubble-Leistungen nicht bestätigen, auch Bam Adebayo tritt nicht mehr so dominant wie noch zu Beginn der Saison auf.

Vor allem die Spiele gegen Boston dürften für Miami entscheidend werden (Boston hat das erste Spiel beider Teams gewonnen), sollten beide verloren gehen, werden wohl sie in den sauren Apfel namens Play-In-Tournament beißen müssen.

Dazu warten noch Duelle mit Milwaukee am drittletzten und Philadelphia am vorletzten Spieltag auf die Mannschaft von Erik Spoelstra, hier könnte es aber die Hoffnung geben, dass beide Spitzenteams abschenken. Verlassen sollte man sich ob des engen Kampfes an der Spitze darauf aber nicht.

Prognose: 38-34 (Platz 7 im Osten)

Charlotte Hornets (30-30)

Letzte zehn Spiele: 3-7 | Bester Sieg: 125:104 vs. Boston (H)

Schwerste Gegner: Clippers (H), Nuggets (H), Knicks (A) | Strength of schedule: .468 (24.) | Back-to-backs: 2 plus 1 Back-to-back-to-back

Verbleibende Spiele gegen direkte Konkurrenten: Celtics (A), Heat (H), Knicks (A), Wizards (A)

Es ist schon beeindruckend, wie sich die Hornets ohne Gordon Hayward und LaMelo Ball im Playoff-Bild gehalten haben, erst recht wenn man auf die Zahlen schaut. Nach OKC und Cleveland hat kein NBA-Team mehr Siege geholt, als es die Punktedifferenz vermuten lassen würde.

Laut Cleaning the Glass müsste so zum Beispiel Toronto fünf Siege mehr als die Hornets auf der Habenseite haben, stattdessen ist es genau anders herum. Bedanken kann sich Charlotte vor allem bei Terry Rozier, der in der Crunchtime einfach nicht danebenwerfen kann.

Nun warten noch drei Spiele gegen Detroit (2x) und Orlando, das sind Pflichtsiege, wenn zumindest Platz acht gehalten werden soll. Vielleicht geht sogar noch mehr, wenn Ball in den kommenden Tagen wieder einsatzbereit ist. Ebenfalls wichtig: Charlotte hält gegenüber Indiana und auch Washington den Tiebreaker (2-1 bzw. 2-0).

Prognose: 35-37 (Platz 8 im Osten)

Indiana Pacers (29-31)

Letzte zehn Spiele: 5-5 | Bester Sieg: 111:104 vs. Milwaukee (H)

Schwerste Gegner: 2x Sixers (A), Suns (H)| Strength of schedule: .499 (15.) | Back-to-backs: 2 plus ein Back-to-back-to-back

Verbleibende Spiele gegen direkte Konkurrenten: Wizards (A), Wizards (H), Raptors (A)

Der Spielplan meinte es zuletzt gut mit den Pacers, die so trotz der Ausfälle der kompletten Center-Rotation (Turner, Sabonis, Bitadze) Siege gegen Houston, OKC, Detroit und Orlando einfahren konnte. Mit Ausnahme einer weiteren Partie gegen die Thunder und eines Heimspiels gegen die Kings war es das dann aber auch mit den Geschenken.

Die Pacers spielen noch gegen alle drei Top-Teams aus dem Osten und noch zweimal gegen die zuletzt brandheißen Wizards. Der Vorsprung auf Chicago und Toronto scheint dagegen recht komfortabel zu sein, doch ohne echten Big Man könnte auch das schwierig werden.

Prognose: 35-37 (Platz 9 im Osten)

Kein Team ist heißer als die Wizards, die sogar noch Boden gut machen könnten. Dahinter kommt es vor allem für Toronto knüppeldick.

Washington Wizards (27-34)

Letzte zehn Spiele: 8-2 | Bester Sieg: 125:121 vs. Utah (A)

Schwerste Gegner: Lakers (H), Mavs (A), Bucks (A) | Strength of schedule: .493 (17.) | Back-to-backs: 3

Verbleibende Spiele gegen direkte Konkurrenten: Pacers (H), Raptors (A), Pacers (A), Hornets (H)

Die Wizards sind back und haben tatsächlich die besten Karten auf den letzten Play-In-Spot. Mit Sicherheit werden die Hauptstädter nicht alle Spiele gewinnen, aber in D.C. haben einige Dinge klick gemacht. In den letzten zwölf Partien, in denen Bradley Beal mitwirkte, wurden elf Siege eingefahren, dazu liefert Daniel Gafford endlich den dringend benötigten Defensiv-Center, der auch als Rollman eine Gefahr ist.

Das Restprogramm ist nicht leicht, aber alleine durch die beiden Spiele gegen Indiana haben es die Wizards in der eigenen Hand, noch etwas Boden gut zu machen. Ein weiterer Vorteil ist, dass Washington eines der wenigen Teams ist, welches zum Schluss nicht drei Spiele in drei Tagen absolvieren muss. Gleichzeitig wartet aber auch noch ein Roadtrip mit fünf Partien durch die halbe Eastern Conference.

Prognose: 33-39 (Platz 10 im Osten)

Chicago Bulls (26-35)

Letzte zehn Spiele: 4-6 | Bester Sieg: 110:102 vs. Miami (A)

Schwerste Gegner: 2x Nets (H, A), Sixers (H), Bucks (H) | Strength of schedule: .553 (4.) | Back-to-backs: 2 plus 1 Back-to-back-to-back

Verbleibende Spiele gegen direkte Konkurrenten: Raptors (H)

Die vergangenen Spiele dürften der ultimative Beweis dafür sein, dass Zach LaVine durchaus sein Team besser macht. Seit der All-Star im Corona-Protokoll ist, stottert der Motor der Bulls, auch wenn ein Ausreißer nach oben in Boston dabei war. Coby White ist kein Spielmacher, das wurde zuletzt mehr als deutlich.

Dazu ist der Frontcourt hoffnungslos überfüllt, was zur Folge hat, dass Lauri Markkanen schon Minuten auf der Drei abreißen musste. Hoffnung macht, dass die Bulls die Tiebreaker mit Washington und Toronto halten, aber wenn die Wizards nach ihrem Run nicht komplett einbrechen, dürfte das letztlich keine Rolle spielen.

Prognose: 31-41 (Platz 11 im Osten)

Daniel Theis empfiehlt sich bei den Bulls für einen neuen Vertrag.getty

Toronto Raptors (26-36)

Letzte zehn Spiele: 6-4 | Bester Sieg: 114:103 vs. Brooklyn (H)

Schwerste Gegner: Jazz (A), Clippers (A, H), Nets (H), Nuggets (A)| Strength of schedule: .576 (3.) | Back-to-backs: 2 plus 1 Back-to-back-to-back

Verbleibende Spiele gegen direkte Konkurrenten: Wizards (H), Bulls (A), Pacers (H)

1,5 Partien Rückstand, dazu der härteste Restspielplan im Osten - es spricht wahrlich nicht viel für die Sportsfreunde aus Tampa. Es geht mit Ausnahme der Spiele gegen Washington, Chicago und Indiana nur noch gegen Teams mit positiver Bilanz, jene angesprochenen Partien sind also bereits absolute Must-Wins.

Womöglich ist bis dahin aber bereits der Zug abgefahren, da es nun ähnlich wie für New York noch einen gnadenlosen Westküstentrip gibt. Denver, Utah, Lakers (back-to-back) und Clippers, so lauten die nächsten vier Aufgaben für Toronto. Es dürfte schon zwei Erfolge aus diesen vier Spielen brauchen, um noch eine Chance zu haben.

Unmöglich? Sicherlich nicht, denn die Raptors haben weiterhin eine der besten Starting Fives der Liga und besitzen weiter ein deutlich positives Net-Rating. Mit Khem Birch gibt es auch wieder Kompetenz auf der Center-Position, umso bitterer war der Ausfall von Sixth Man Chris Boucher mit einem Innenbandanriss.

Prognose: 30-42 (Platz 12 im Osten)