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NBA - Michael Jordan und die Rivalität mit den New York Knicks: Feinde bis aufs Blut - und doch fast vereint

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John Starks und Jordans Spielsucht

Zum Start der Conference Finals war der MSG ein Tollhaus, ganz New York glaubte an die Sensation. Warum auch nicht? Diesmal hatten sie den Heimvorteil und mussten nicht in Chicago gewinnen. Und zunächst erledigten sie auch ihre Hausaufgaben, beide Heimspiele wurden gewonnen, Jordan traf jeweils nur 37 Prozent aus dem Feld. Das Momentum schien bei den Knicks zu liegen, nicht zuletzt weil Starks die Knicks in Spiel 2 mit seinem berühmten Dunk über MJ auf die Siegerstraße brachte.

Daran sollten die Bulls vier Tage zu knabbern haben, während Jackson mal wieder mit den Refs haderte. "Basketball ist doch kein Wrestling. Ich hoffe nicht, dass sie mit ihrer Spielweise in unserer Halle davonkommen", ätzte Jackson.

Doch auch New Yorks Presse legte in der freien Zeit Störfeuer. Ausgerechnet die seriöse New York Times berichtete nun, dass Jordan in der Nacht vor Spiel 2 in Atlantic City gesichtet worden war, wo er um hohe Geldbeträge gespielt haben soll. Bei den Bulls wunderte dies kaum jemanden, ein anonymer Mitspieler scherzte, dass die Story war, dass Jordan bereits um 2.30 Uhr daheim gewesen sei.

Provoziere niemals Michael Jordan!

Jordan hingegen war wütend und dementierte es heftig, auch wenn er zugab, dass er erst um 1 Uhr im Bett lag. Aus Trotz boykottierte Jordan in der Folge alle Medien, sehr zum Ärger von Commissioner David Stern. Jordan war gleichzeitig auf Stern sauer, da dieser seiner Meinung nach sein Privatleben nicht ausreichend schützte.

Im folgenden Spiel schien Jordan dann von der Rolle, der Guard versenkte nur drei seiner 18 Würfe, dank zahlreicher Freiwürfe kam er letztlich noch auf 22 Zähler und servierte 11 Assists. Die Bulls gewannen trotzdem und waren wieder in der Serie. Starks legte sich in der Schlussphase auch mit Jordan an und wurde ejectet, es sollte den Wendepunkt der Serie darstellen.

Der Knicks-Hitzkopf hatte eine goldene Regel gebrochen: Provoziere niemals Michael Jordan! Und Starks musste dafür bezahlen. In Spiel 4 machte Jordan gegen das beste Defensiv-Team der Liga 54 Punkte (6/9 Dreier), fast alle seine Zähler erzielte er gegen Starks.

Das Charles-Smith-Spiel

"Er hat mir heute den Hintern versohlt", musste schließlich auch das Großmaul kleinlaut zugeben. Dass die Knicks eigentlich weiterhin das bessere Blatt hatten, fühlte nun niemand mehr - und trotzdem waren die Knicks auch in Spiel 5 ganz nah dran. Jordan wurde bei 29 Punkten gehalten, doch neben insgesamt 15 vergebenen Freiwürfen kam es in der Schlussminute zu der Szene, die wohl jeder Knicks-Fan gerne aus seinem Gedächtnis streichen würde. Bei einem Punkt Rückstand war Forward Charles Smith plötzlich frei unter dem Korb und hatte die Chance, die entscheidenden Punkte zu besorgen.

Allerdings wurde Smith dabei gleich viermal in Serie abgeräumt und zwar von Horace Grant, Jordan und letztlich zweimal Pippen. Die Bulls warfen den Spalding nach vorne, B.J. Armstrong machte per Layup mit der Sirene alles klar. Jordan sprang vor Freude in die Luft und rannte anschließend jubelnd in die Katakomben. Zwar war noch ein Spiel zu absolvieren, doch jeder spürte, dass diese Serie vorbei war. Zwei Tage später war es dann auch offiziell, die Bulls holten sich die Serie mit 4-2.

Jordan gewann alle Serien gegen die Knicks

Wenige Wochen später wurde der Threepeat perfekt gemacht und Jordan widmete sich dem Baseball. Die Knicks bezwangen im Folgejahr die MJ-losen Bulls mit 4-3, zum Titel reichte es aber nicht. Die Riley-Truppe hatte es in ihrer Prime verpasst, sich zu krönen, stärker als 1992 und 1993 war kein Knicks-Team mehr.

1996 sollte es noch eine letzte Chance geben, um Jordan bei seinem Comeback zu ärgern, doch die 72-10-Bulls blieben eiskalt und gewannen trotz einiger enger Spiele locker mit 4-1. In jener Saison gelang Jordan auch sein berühmtes Double-Nickel-Spiel, als er 55 Punkte erzielte. Riley war da schon Vergangenheit, im Sommer zuvor hatte der Coach stattdessen lieber in Miami unterschrieben.

New York hatte aber auch ohne Riley große Pläne. Jordan wurde 1996 Free Agent und in Manhattan plante man tatsächlich den Coup, His Airness aus Chicago loszueisen. Jordans Verhältnis zu GM Jerry Krause hatte sich weiter verschlechtert, nur ein großer Zahltag sollte Jordan halten können, auch weil er in all seinen Bulls-Jahren nie mehr als 4 Millionen Dollar an Gehalt einstrich.

Knicks wollten Jordan nach New York locken

Zum Vergleich: Ewing kassierte damals 18 Millionen, entsprechend wollte Jordan auch bezahlt werden. Die Knicks schaufelten also Cap Space frei, rund 12 Millionen, was aber natürlich viel zu wenig war. MSG-Präsident Dave Checketts sollte später dem Chicago Tribune folgendes erklären: "Wir sagten, dass sie unseren kompletten finanziellen Spielraum haben können."

Im Gespräch waren aber 25 Millionen, was durch Kabel-TV-Anbieter ITT ermöglicht werden sollte. Jordans Agent David Falk handelte folgenden Deal aus: Jordan sollte 12 Millionen von den Knicks bekommen und gleichzeitig für eine Botschafter-Tätigkeit von ITT-Tochter Sheraton weitere 13 Millionen einstreichen.

Das wäre ein klarer Verstoß gegen das Regelwerk der NBA gewesen, doch Stern hätte darüber hinweggesehen, da Jordan für ihn über allem stand und dies der NBA ungeahnte Möglichkeiten gegeben hätte. Der beste Spieler im größten Markt der USA? Es war Sterns feuchter Traum.

Michael Jordan: Seine Playoff-Statistiken gegen die Knicks

PlayoffsSpielePunkteFG%3P%ReboundsAssists
1989635,755,030,79,58,3
1991329,052,550,04,76,0
1992731,349,120,05,74,3
1993632,240,040,06,27,0
1997536,044,231,84,84,4

Jordan und die Knicks: Einseitig, aber stets spannend

Falk gab den Bulls noch eine letzte Chance und informierte Besitzer Jerry Reinsdorf, dass Chicago eine Stunde bleiben würde, um das Angebot der Knicks zu übertrumpfen. War es ein Bluff? Die Bulls wollten es nicht darauf ankommen lassen, schließlich sagte Jordan bereits in der Vergangenheit, dass er mit Ewing einen weiteren Titel gewinnen könnte.

Chicago bekam kalte Füße und schließlich einigten sich Jordan und die Bulls auf einen Vertrag über die damalige Rekordsumme von 30 Millionen Dollar.

Es sollte sich für Jordan auszahlen, schließlich folgten noch zwei weitere Titel mit Chicago, ein weiteres Duell mit den Knicks blieb aus. Über seine Karriere gewann Jordan alle fünf Serien gegen New York, dennoch war es aus Fan-Sicht eine fantastische Rivalität. Jordan, das Mekka des Basketballs, David gegen Goliath, markige Sprüche und Gladiatoren-Kämpfe auf dem Feld. Jordan gegen die Knicks hatte alles, was man sich als Fan wünschen durfte, auch wenn die Knicks Jordan letztlich nie besiegten.

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