NBA

NBA Playoffs: Chris Pauls Gala für die Houston Rockets: Der erste Fluch ist gebrochen

Chris Paul und James Harden wollen als nächstes die Warriors bezwingen.
© getty

Chris Paul hat die Houston Rockets mit einer historischen Leistung in die Conference Finals geführt. So weit hat er es noch nie geschafft - was ihm aber ohnehin egal ist. CP3 denkt schon viel weiter.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Als die Rockets in der Nacht auf Montag ihr zweites Spiel in Folge bei den Utah Jazz gewonnen hatten und dadurch mit 3-1 in Führung gegangen waren, hätten sie eigentlich entspannt zurück nach Texas fliegen können.

Denn besonders viel sprach nicht dafür, dass der Top-Seed noch irgendetwas anbrennen lassen würde - allerdings reichte für Chris Paul ein Blick in die nicht allzu ferne Vergangenheit, um es besser zu wissen. "Eine 3-1-Führung habe ich schon erlebt, und da ist ziemlich schnell alles auseinandergefallen", sagte er direkt nach dem Spiel und richtete seinen Fokus auf die nun zu erledigenden Pflichten.

Damit bezog er sich auf die Western Conference Semifinals 2015 - damals hatte Paul mit den L.A. Clippers gegen sein aktuelles Team aus Houston nach einer 3-1-Führung noch verloren. Dies war vielleicht das größte Playoff-Trauma von CP3, der es noch nie in die Conference Finals geschafft hatte. Als verflucht galt er in der Folge, und als vielleicht bester Spieler der Geschichte, der nie über Runde zwei hinausgekommen war.

Chris Paul schafft es erstmals in die Conference Finals

Dafür, dass er dieses Label ablegte, sorgte er in Spiel 5 höchstpersönlich. Denn auf James Harden war an diesem Abend kein Verlass, der Bart spielt derzeit ohne Wurf-Rhythmus. "Egal", dachte sich Paul und zeigte das beste Spiel seiner Playoff-Karriere.

Er war der Anführer auf dem Feld, er war es, der nahezu jeden Angriff initiierte. Je weiter das Spiel fortschritt, desto mehr Verantwortung übernahm CP3 - am Ende hatte er eine Usage-Rate von 32,5 Prozent hinter seinem Namen stehen. Harden war derjenige, der abseits des Balles für Spacing sorgte. Mehr musste der Bart gar nicht tun, und er fügte sich brav in diese Rolle.

41 Punkte, 10 Assists, 7 Rebounds und abartige Wurfquoten (13/22 FG, 8/10 3FG - Career-High) waren bei Paul das eine. Die viel entscheidendere Zahl aber war eine 0 - und die stand im Boxscore unter den Ballverlusten. Das hat es bei so einer Statline noch nie gegeben, seit Turnovers erfasst werden. Nicht in der Regular Season und schon gar nicht in den Playoffs.

"Das war unglaublich", staunte auch Harden. "Er ist da rausgegangen und hat das komplette Spiel übernommen. Er hat uns auf seinen Rücken genommen und gesagt: 'Ich regle das.'"

Chris Paul: 20 Punkte im letzten Viertel

Und wie es sich für einen Anführer gehört, war er da, als er am meisten gebraucht wurde. Denn die Jazz waren aufmüpfig, ließen sich nicht abschütteln, steckten jeden Rückschlag weg und schnupperten an der Führung. Als sie zum Beispiel 4:34 Minuten vor Schluss auf einen Punkt herangekommen waren, traf Paul in vier aufeinanderfolgenden Possessions seine Jumper von unterschiedlichen Spots. Darunter war ein unglaublicher Fadeaway-Dreier mit 24-Sekunden-Buzzer und mit Brett - Dagger. Solche Würfe nimmt nur jemand, der weiß, dass er "in the zone" ist.

Von seinen 41 Punkten erzielte Paul 20 im letzten Viertel, in dem er die vollen zwölf Minuten (nochmal: 0 Ballverluste!) auf dem Parkett stand. Zu 6 weiteren Punkten lieferte er die Assists. An den letzten 18 Punkten seines Teams war er direkt beteiligt. Dabei sezierte er die Defense auf eine Art und Weise, wie es nur ein Floor General tut: Je nach Gegenspieler spielte er mit dem Tempo, er streute Drives an oder nahm Stepback-Dreier, nachdem er seine Team-Kollegen zur Isolation weg gewunken hatte.

Auch das klassische Pick-and-Roll hatte er im Repertoire. Und mit welcher Variante die Jazz auch dagegenhielten, er hatte die Antwort. Am Anfang des Spiels fand er die lauernden Schützen auf der ballfernen Seite mit anspruchsvollen Pässen, in der zweiten Halbzeit suchte er dann lieber selbst den Abschluss. Als klar war, dass die Rockets dieses Spiel gewinnen würde, hallte es lautstark "CP3! CP3!"-Rufe durchs Toyota Center, dessen Besucher normalerweise als Verhalten gelten und maximal den Bart mit persönlichen Gesängen beglücken.

Mike D'Antoni: "Chris Paul ist immer unglaublich"

Dabei war es bei weitem nicht das erste überragende Spiel von Paul im Rockets-Trikot. "Wenn man sich seine Spiele anguckt, dann sieht man, dass er immer unglaublich ist - nicht nur heute", erläuterte Head Coach Mike D'Antoni die Lage. Und es stimmt: Der jüngst 33 gewordene Paul spielt eine überragende Saison.

Dass er sich im Zweifelsfall hinter Harden anstellt, wenn dieser in Normalform spielt, ist dabei keinesfalls als negativ zu sehen, im Gegenteil. Paul hatte in den Playoffs wohl noch nie so viel "Reserven im Tank" wie in dieser Saison, und davon kann Houston nur profitieren.

Wenn Pauls Wurf fällt wie an diesem Abend, ist sein Offensiv-Spiel nahezu komplett. Er mag nicht der explosivste Point Guard der aktuellen Generation sein - aber die Fähigkeit, Schwachpunkte in der gegnerischen Defense zu entdecken und das entsprechende Play zu initiieren (ob mit ihm als Ballführer ist zweitrangig) sucht ihresgleichen. LeBron James ist wohl der einzige Spieler, der in dieser Hinsicht mit dem Point God mithalten kann.

In der Defense schont sich Paul übrigens keineswegs, auch nicht gegen die Jazz. Harden mag der primäre Verteidiger von Mitchell gewesen sein, doch wenn es brenzlig wurde, knöpfte sich Paul den Rookie selbst vor. In 20 Prozent von Pauls Defensiv-Possessions kam es zum direkten Duell mit Mitchell, dessen Effizienz in diesen Phasen sogleich in den Keller ging.

Die Statistiken von Chris Paul bei den Rockets

SpielePunkteReboundsAssistsTurnoverStealsFG%3FG%
Regular Season5818,65,47,92,21,74638
Playoffs1021,85,56,41,92,148,537,7

Chris Paul: "Wir haben noch acht Spiele zu gewinnen"

Paul ist in den Playoffs 2018 auf einer Mission - und die geht weit darüber hinaus, es endlich mal in die Conference Finals geschafft zu haben (dass er solange warten musste, war übrigens in den meisten Fällen nicht seine Schuld). "Wer spielt schon für so etwas?", fragte er nach seiner Gala bei ESPN. "Es sind noch acht Spiele, die wir gewinnen müssen. Es wartet also noch viel Arbeit auf uns."

Und zwar in Form der Golden State Warriors, die übrigens zuletzt 2014 eine Playoff-Serie im Westen verloren haben. Damals ging es über sieben Spiele gegen die Los Angeles Cippers - um Anführer Chris Paul. Der Point God ist bereit für die nächste Runde.

Artikel und Videos zum Thema