NBA

Es geht nur hässlich

LeBron James muss das direkte Duell gegen Kevin Durant gewinnen
© getty

Nach Spiel 1 der NBA Finals wurden teilweise bereits Abgesänge auf die Cleveland Cavaliers angestimmt - so deutlich war der Qualitätsunterschied zu den Golden State Warriors. Dabei gibt es vor Spiel 2 durchaus konkrete Stellschrauben, an denen Tyronn Lue drehen kann. SPOX analysiert, in welchen Aspekten der amtierende Champion besser werden muss.

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Sie dürfen sich nicht herumschubsen lassen

Nahezu alle Cavs-Spieler und auch Lue waren sich nach Spiel 1 einig, dass vor allem eins gefehlt hatte - die physische Härte. Niemand nahm dies persönlicher als Tristan Thompson, der zum ersten Mal seit Anfang November ohne Punkte blieb und keine fünf Rebounds holte. Thompson bezeichnete seine eigene Leistung als "Müll" und versuchte umgehend, sich selbst und sein Team anzustacheln.

"Gegen die Warriors reicht es nicht, einfach nur hart zu spielen. Man muss hart auf einem Level spielen, der das Thermometer sprengt. Sie bestrafen dich sonst einfach sofort, mehr als jedes andere Team. Darüber müssen wir uns im Klaren sein", erklärte Thompson. Mit Recht: Auch wenn die Cavs das Rebound-Duell am Ende mit 59:50 gewannen, taten ihnen insbesondere die 14 Offensiv-Rebounds der Dubs richtig weh.

Bezeichnend war eine Szene, in der Stephen Curry einen Offensiv-Rebound schnappte, obwohl er zwischen LeBron James und Thompson stand. Die Warriors haben mehr Firepower als die Cavs - sie dürfen nicht auch noch mehr Einsatz zeigen, will Cleveland eine Chance haben.

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Sie müssen das Tempo drosseln

Passend dazu muss Cleveland versuchen, das Spieltempo zu drosseln. Zum einen, weil dadurch LeBron ein wenig geschont wird, der in Spiel 1 spätestens im dritten Viertel zum ersten Mal seit langem völlig ausgelaugt wirkte. Und zum anderen deshalb, weil die Warriors im Chaos besser spielen als jedes andere Team. Wer mit ihnen rennen will, wird überrannt.

In Spiel 1 passierte genau dies: Golden State erzielte im Half-Court pro Ballbesitz nur 0,89 Punkte, was ein verheerend schlechter Wert ist, in Transition bekamen sie jedoch alles, was sie wollten. Die Cavs spielten ihnen dabei mit ihrem Game-Plan voll in die Karten, denn auch Cleveland drückte bei jeder Gelegenheit auf die Tube, auch wenn man keine Überzahlsituation hatte.

Dazu sei gesagt: Die Halfcourt-Zahl wurde auch deshalb gedrosselt, weil Golden State etliche Layups daneben legte, die normalerweise automatisch drin sind. Ebenso wie einige offene Dreier (siehe: Thompson, Klay). Man sollte nicht zwingend darauf setzen, dass dies regelmäßig passieren wird, denn dafür ist Golden States Offense einfach zu gut.

Daher muss es das Ziel sein, ihnen weniger Möglichkeiten zu geben. Zum Vergleich: In Spiel 7 der 2016er Finals hielten die Cavs Golden State bei nur 83 Würfen und einer Pace von 90,7. In Spiel 1 waren es 106 Würfe und eine Pace von 99,5. Lue muss das ändern - sonst wäre es keine Überraschung, wenn die Dubs die 140 Punkte knacken, sobald sich ihre Quoten normalisieren.

Sie müssen LeBron gegen Durant helfen

Kevin Durant war in Spiel 1 bekanntlich das größte unter vielen Problemen für Cleveland. Abgesehen von seinem monströsen Output von 38, 8 und 8 lag das auch an dem direkten und indirekten Effekt, den er auf LeBron hatte: Zum ersten Mal in diesen Playoffs (in dieser Saison?) musste James das ganze Spiel über wirklich Energie in der Defense aufwenden. Und das nicht gegen Jae Crowder oder DeMarre Carroll, sondern gegen den vielleicht einzigen Spieler der Liga, der länger UND schneller ist als er selbst.

KD ist 28 Jahre alt und in der besten Verfassung seines Lebens - er konnte offensiv wie defensiv Vollgas gehen und wirkte dabei so frisch, als könnte er im Anschluss noch einen Marathon laufen. LeBron ist 32 und immer noch ein Freak, aber eben mittlerweile daran gewöhnt, dass er sich defensiv Auszeiten gönnen kann. Gegen Golden State funktioniert das aber nicht. James braucht Hilfe.

Angesichts der physischen Voraussetzungen von Durant sind Lues Optionen limitiert, gerade wenn er mit Love und Thompson zwei Bigs auf dem Court haben will. Richard Jefferson ist 36 Jahre alt und spielt im Gegensatz zum letzten Jahr mittlerweile auch seinem Alter entsprechend. Damit bliebe noch Iman Shumpert, der zwar an sich zu klein ist, aber Durant zumindest nerven kann.

Der Punkt ist: Natürlich soll LeBron in Clutch-Situationen auch direkt gegen Durant spielen. Wenn er es jedoch das gesamte Spiel über tun soll, geht ihm offensiv zu viel Energie verloren - und dann kommen die Cavs gar nicht erst in Clutch-Situationen. Lue muss überlegen, wie er seinem wichtigsten Spieler ein wenig unter die Arme greifen kann. Selbst wenn er dann womöglich nicht mit Thompson und Love spielen lassen kann.

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