NBA

"Bei Dennis hat es klick gemacht"

Ademola Okulaja (r.) ist der Agent von Dennis Schröder
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SPOX: Es fällt schwer, Theis' Saison in Bamberg angesichts einiger Ausschläge nach oben und unten richtig einzuschätzen. Geht es Ihnen ähnlich?

Okulaja: Bevor er sich für Bamberg entschieden hat, führten wir lange Gespräche. Wir sind Ulm unglaublich dankbar und Daniel wäre ohne Coach Thorsten Leibenath nicht da, wo er jetzt ist. Im vergangenen Sommer wollte Daniel aufbauend darauf den nächsten Schritt gehen - im Wissen dessen, dass er sich dafür einem neuen Umfeld mit noch mehr Druck stellen muss. Deswegen ist Bambergs Trainer Andrea Trinchieri der Richtige. Mit seiner unglaublichen Intensität gibt er den nötigen neuen Impuls und darauf musste sich Daniel erst einmal einstellen. Das gelang ihm im Saisonverlauf immer besser. Das erkennt man am Spielverständnis und am effizienteren Rebounding und Blocking. Und man darf nie vergessen: Er legt einen Schnitt von über 10 Punkten und über 5 Rebounds auf. Also mehr als noch in Ulm, obwohl er jetzt bei einem Meisterschafts-Kandidaten spielt.

SPOX: Neben Theis hat Ihr zweiter Klient in Bamberg, Elias Harris, vorzeitig bis 2017 verlängert. Trotz der üblichen NBA-Ausstiegsklausel eine in der von Kurzfristigkeit geprägten BBL ungewöhnliche Entscheidung. Warum der Schritt?

Okulaja: Es geht um Sicherheit und vor allem um eine gewisse Gelassenheit. Aus meiner Sicht war Elias wegen der ungeklärten Zukunft und den vielen Fragezeichen seit dem Ende der College-Zeit etwas blockiert. Seit Gewissheit besteht und er weiß, dass Bamberg auf ihn setzt, ist er viel stabiler und er kann sich auf das Wesentliche konzentrieren.

SPOX: Nicht nur Theis und Harris denken an die NBA, auch Niklas Kiel. Im SPOX-Interview verriet er seinen Plan, 2019 am Draft teilzunehmen. Wie ist es um Ihren vielleicht talentiertesten Spieler bestellt?

Okulaja: 2019 liegt noch so weit vor uns, darüber möchte ich nur ungern sprechen. Was jedem bewusst ist: Niklas bringt alles mit. Nicht nur das Talent und die Größe, sondern den Kopf und die Persönlichkeit. Er ist sehr klar in seinen Vorstellungen, das zeigt sich alleine darin, dass er exakt weiß, dass für ihn das College nach dem Abitur nicht in Frage kommt und er lieber in Frankfurt Profi-Erfahrungen sammelt. Er wird bei den Skyliners ideal gefördert, lernt extrem viel von Danilo Barthel und Johannes Voigtmann und kann sich parallel auf das Abitur vorbereiten. Wenn das geschafft ist, kann es ab 2016 richtig losgehen.

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SPOX: Spätestens nach Kiels Teilnahme am Basketball without Borders Camp in New York mit den 40 besten Nachwuchsspielern der Welt, das im Zuge des NBA-All-Star-Games stattfand: Wie viele NBA-Scouts rufen wegen ihm an?

Okulaja: Das gehört dazu. In New York hat er gezeigt, wie komplett er ist: Scoring, Rebounding, Dribbling, Passing, Defense, Alley-oops. Andererseits ist es gerade sekundär, wie viele Scouts ihn mögen oder nicht. Es geht nicht nur darum, die Jungs global zu positionieren. Wir möchten, dass sie für sich selbst den internationalen Quervergleich ziehen können. Im NBBL-Halbfinale 24 Punkte und 22 Rebounds aufzulegen, ist das eine. Aber zu sehen, dass es auf der Welt Gleichaltrige oder Jüngere gibt, die mindestens das Gleiche beherrschen, bringt einem den letzten Kick Extramotivation, um es nach ganz oben zu schaffen.

SPOX: Etwas weiter ist bereits Bayerns Paul Zipser, der sich sogar auf die Early Draft Liste setzen ließ. Wie ist Ihre Meinung zum 21-Jährigen?

Okulaja: Er scharrt mit den Hufen, und das völlig berechtigt. Ich habe während des Euroleague-Final-Fours in Madrid mit Maccabi Tel Avivs Sportdirektor zusammengesessen und über ihn gesprochen, wie er in der vergangenen Euroleague-Saison gegen sie in 7 Minuten 7 Punkte erzielt hat. Direkt danach die 14 Punkte in 25 Minuten in Krasnodar. Seitdem kam nichts mehr und die Frage, die wir uns stellen: Warum? Ich persönlich glaube, dass Paul auch dieses Jahr solche Auftritte hätte haben können. Er ist definitiv eines der Toptalente in Europa.

SPOX: Dennoch erstaunte die Draft-Anmeldung angesichts der geringen Spielzeit bei den Bayern.

Okulaja: Ich wäre es vielleicht etwas anders herangegangen. Paul ist ein super Spieler, der jedoch über eine längere Zeit gesund bleiben und bekannter sein muss, um als Draft-Pick in Frage zu kommen. Zwei Highlights in der Euroleague vom Jahr davor reichen nicht, dafür gibt es weltweit einfach zu viele heiße Talente, die mehr im Fokus der Scouts stehen.

SPOX: Bayerns Coach Svetislav Pesic kritisierte zuletzt die Arbeitseinstellung der deutschen Spieler und bezeichnete sie als "bequem". Wie sehen Sie das?

Okulaja: Man kann es nicht verallgemeinern, das sieht man an Dennis. Wobei ich über die Jahre gelernt habe, dass immer ein Funken Wahrheit dabei ist, wenn sich der Alte meldet. Mal weniger, mal mehr. Sveti ist schon so lange dabei und er sieht nicht nur Fehlentwicklungen, er spürt sie. Von daher: Ja, ich unterschreibe, was er sagt. Darum müssen wir alle, die im deutschen Basketball tätig sind, alles daran setzen, die Jungs zu pushen und sie hungrig zu halten. Wenn jemand zu einem großen Klub wechselt, reicht es nicht aus, das Emblem auf der Brust zu tragen.

SPOX: Bei den Bayern wird es wohl einen mittelgroßen Umbruch geben, unter anderem stehen mit Robin Benzing und Lucca Staiger zwei deutsche Nationalspieler zur Disposition. Wenn die beiden bei Ihnen anrufen würden, was würden Sie raten?

Okulaja: Ich weiß nicht, ob sie mich anrufen würden, daher stellt sich die Frage eigentlich nicht. Generell wird es schwer, man muss sich den Bayern-Kader nur anschauen: Die Bayern haben Paul Zipser, dazu besitzt nach Anton Gavel auch Nihad Djedovic einen deutschen Pass. Daher sind drei wichtige Positionen für Deutsche bereits vergeben. Zumal Robin und Lucca keine Talente mehr sind, sondern verglichen mit der neuen Generation in einem fortgeschrittenen Alter. Aber wenn man einmal für die Bayern gespielt hat, findet man immer einen neuen Klub und bekommt einen guten Job.

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