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"Heimvorteil spielt keine Rolle mehr"

Von Für SPOX in Miami: Dirk Sing
Danny Green gehörte in Spiel 3 zu den Leistungsträgern der San Antonio Spurs
© getty

Danny Green war einer der Leistungsträger in Spiel 3. Im Interview spricht der Guard der San Antonio Spurs über die Bedeutung des Heimvorteils, die Wichtigkeit von Coach Gregg Popovich und die zu erwartende Reaktion der Miami Heat.

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SPOX: Der Begriff "Feuerwerk" ist für das, was die San Antonio Spurs am Dienstag in Spiel drei der NBA-Finals gegen die Miami Heat in der ersten Hälfte (71:40) abgebrannt haben, noch leicht untertrieben. Würden Sie sagen, dass es die besten 24 Spurs-Minuten am Stück waren, seit Sie deren Trikot tragen?

Danny Green: (grinst) "Feuerwerk" klingt nicht schlecht. Ja, ich denke schon, dass es eine der besten Halbzeiten war, seit ich in San Antonio spiele. Wir haben sicherlich auch in der vergangenen Saison, ebenfalls im dritten Finals-Duell mit den Heat (113:77, Anm. d. Red.) eine ganz starke Leistung abgeliefert. Ich erinnere mich aber auch, dass wir danach die vierte Partie verloren haben. Und genau das wollen wir diesmal unbedingt vermeiden.

SPOX: Bleiben wir zunächst einmal noch bei der dritten Begegnung. Sie gelten bei den Spurs zweifelsohne als Dreier-Spezialist. Bei der Partie am Dienstag fiel auf, dass Sie am Ende "nur" einen erfolgreichen Drei-Punkte-Wurf, aber dennoch 15 Punkte auf Ihrem Konto hatten - was für Sie persönlich eine eher ungewöhnliche Statistik ist. War das ein weiterer geplanter Überraschungseffekt beziehungsweise haben Sie bewusst Ihre Spielweise etwas umgestellt, vor allem mit Drives zum Brett?

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Green: (lacht) Ja, das stimmt - aber wirklich geplant war es eigentlich nicht! Im Grunde war es das Ergebnis eines ganz einfachen und normalen Basketballs. Wir haben den Ball geduldig gepasst, uns selbst viel bewegt, die darauf resultierenden Freiräume genutzt und sind dabei sehr aggressiv aufgetreten - vor allem auch in der Verteidigung. Das alles hat letztlich dazu geführt, dass wir auch in der Offensive unseren Rhythmus und viel Platz gefunden haben.

SPOX: Die Wurfquote lag zu Beginn des zweiten Viertels bei unglaublichen 91 Prozent! Hat die Mannschaft zu diesem Zeitpunkt realisiert, wie heiß sie tatsächlich war?

Green: Unsere genaue Quote wussten wir in dieser Phase nicht. Aber natürlich haben wir gemerkt, dass wir bis dahin kaum einen Fehlwurf hatten. Enorm hilfreich war dabei sicherlich, dass wir gerade in der Anfangsphase viele einfachere Würfe, Lay-ups oder Floater hatten, die allesamt reingegangen sind. Das hat dafür gesorgt, dass bei jedem Spieler das Selbstvertrauen gestiegen und auch jeder in seinen Rhythmus gekommen ist. Das haben wir dann bis zur Pause sehr gut durchgezogen.

SPOX: Sie haben das starke Ball-Movement bereits angesprochen! War das die Hauptlehre aus der Niederlage in Spiel zwei, als man in der Schlussphase - wie auch Ihr Trainer Gregg Popovich nach der Partie resümierte - das Passen nahezu eingestellt und es zumeist auf eigene Faust versucht hat?

Green: Auf alle Fälle! Wir hatten bis zu dem Zeitpunkt, als wir plötzlich von unserem Gameplan abgewichen sind, das Match eigentlich in unserer Hand. Miami hat dann aber unsere Fehler gnadenlos ausgenutzt und bestraft. Das Entscheidende in den Playoffs ist allerdings, dass man so schnell wie möglich aus seinen Fehlern lernt und es bereits beim nächsten Mal besser macht. Glücklicherweise ist uns das am Dienstag gelungen.

SPOX: Zum Ende des dritten Viertels schmolz der einst so komfortable 25 Punkte-Vorsprung bis auf sieben Zähler (74:81) zusammen. Hatten Sie das Gefühl, dass die Partie in dieser Phase möglicherweise hätte kippen können?

Green: Es war in der Tat eine nicht ganz ungefährliche Situation. Unsere Würfe sind auf einmal nicht mehr so gefallen. Hinzu kamen einige Turnover - was hauptsächlich daran lag, dass Miami in diesem Abschnitt sehr gut verteidigt hat. Coach Pop hat dann ja auch eine Auszeit genommen und uns darauf hingewiesen, dass wir ruhig bleiben und unseren Stärken wieder ausspielen sollten. Wir haben dann im Anschluss einen sehr wichtigen Dreier getroffen und sind am Ende mit einer Elf-Punkte-Führung ins letzte Viertel gegangen. Dort haben wir dann wieder den Ball schnell bewegt und geduldig auf unsere Chancen gewartet.

SPOX: Auffallend in dieser Begegnung war sicherlich auch der große Unterschied in Sachen Turnover! Während sich die Spurs nur zwölf erlaubt haben, standen bei Miami am Ende 20 Ballverluste zu Buche. War das die Folge der am Dienstagabend starken Spurs-Defense!

Green: Das kann man auf alle Fälle so sagen, ja. Fakt ist, dass unser Hauptaugenmerk immer zuerst auf der Verteidigung liegen muss. Wenn man dann in der Offensive Punkte beisteuern kann, dann ist das eigentlich nur ein Bonus. Manchmal hast du offensiv einen guten Tag, manchmal einen schlechten. Dagegen kannst du oftmals nichts machen. Also musst man sich von Anfang an auf das konzentrieren, was man definitiv selbst beeinflussen kann. Und das ist nun einmal die Verteidigung.

SPOX: Man hört aus Ihren Worten deutlich heraus, dass Sie bereits seit mehreren Jahren durch die "Popovich-Schule" gegangen sind. Welchen Einfluss hat Ihr Cheftrainer Gregg Popovich auf Ihre beeindruckende sportliche Entwicklung?

Green: Pop ist nicht nur ein großartiger Trainer, sondern auch ein toller Mensch! Er hat schon so viel erlebt und verfügt über einen immensen Erfahrungsschatz, von dem wir alle profitieren. Zudem weiß er, wie er in welchen Situationen mit uns Spielern umgehen muss. Für mich ist es daher auch klar, dass ich heute wohl niemals auf diesem Level spielen würde, hätte ich nicht das große Glück, unter ihm zu trainieren. Er ist ganz einfach auch ein Coach, für den die Spieler auf dem Court kämpfen und dem sie blind vertrauen.

Seite 1: Green über das unglaubliche Spiel 3 und Coach Pop

Seite 2: Green über die Heat-Bank und das hohe Alter der Spurs-Stars

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