NBA

"Brooklyn ist niemals ein Contender"

Von Philipp Dornhegge, Haruka Gruber und Florian Regelmann
Fußball-Profi Patrick Owomoyela diskutiert in der Triangle Offense mit den SPOX-Redakteuren
© getty
Cookie-Einstellungen

These: Der Osten ist enger als der Westen.

Philipp Dornhegge: Man muss sich nur anschauen, wer im Osten in diesem Kalenderjahr die besten Mannschaften sind: Teams wie Chicago, Brooklyn und Toronto sind ganz vorn dabei. Charlotte hat einen brutalen Lauf, sich defensiv stabilisiert in dieser Saison und seine offensive Effektivität jeden Monat gesteigert. Atlanta hat seine Form auch wiedergefunden - und auf Washington mit John Wall und dem wieder genesenen Nene darf man eh gespannt sein. Gleichzeitig stolpern die beiden Topteams Indiana und Miami in die Postseason. Ich finde alle vier Erstrundenduelle schon höchst spannend, und eine zweite Runde mit den Pacers, Heat, Bulls und Nets wäre grandios - wobei man die Raptors auf dem Zettel haben muss. Im Westen dagegen sind die Mavs chancenlos gegen San Antonio, die Warriors haben Verletzungspech. Auch den Grizzlies traue ich gegen OKC allenfalls einen oder zwei Siege zu. Freilich erwarte ich mit den Spurs, Thunder und Clippers drei absolute Spitzenmannschaften, die vielleicht besser sind als jedes Team im Osten. Aber in seiner Gesamtheit kickt mich der Osten tatsächlich mehr.

Patrick Owomoyela: Das hält sich, denke ich, ziemlich die Waage. Im Osten gibt es die Heat und Pacers, die das Ganze dominieren, im Westen San Antonio und OKC. Dahinter kommen dann Toronto, die Bulls, Houston und die Clippers. An der Spitze gibt es für mich keinen wirklich Unterschied. Es macht im Übrigen für mich auch keinen Unterschied, dass Miami und Indiana zuletzt ein bisschen geschwächelt haben. Zum einen haben sie am Ende sicherlich ihre Kräfte eingeteilt, weshalb ich nicht viel auf die Formkurve der letzten Wochen geben würde. Zum anderen muss man einfach zwischen Regulärer Saison und Playoffs trennen. Jetzt geht es von vorne los. Das ist wie im Pokal oder in der Champions League. Plötzlich steigern die Mannschaften die Intensität, bringen noch ein wenig mehr Leistung, sind fokussierter. Andere sind mangels Erfahrung dafür umso nervöser. Aus Sportlersicht sind solche Spiele das Größte. Es gibt keine Entschuldigungen mehr. Du musst gewinnen, sonst bist du draußen. Auch wenn man in den Playoffs vielleicht sieben Spiele Zeit hat, um die Serie zu gewinnen, geht es in jedem Spiel um alles. Dafür leben Sportler. Während der Saison kannst du dir die eine oder andere Niederlage leisten, in den Playoffs nicht. Für junge Spieler kann das aber natürlich auch einschüchternd sein. Andererseits kann ich mich noch an mein erstes richtiges K.o.-Spiel erinnern. Das war damals im Champions-League-Achtelfinale gegen Juventus. Da ging es um alles - und das merkt man. Die Anspannung ist größer. Ich habe mich aber unglaublich drauf gefreut und es hat mich im Endeffekt beflügelt.

Folge NBA.de bei Twitter - wie Dirk Nowitzki!

Haruka Gruber: Muss man sich ernsthaft mit der These beschäftigen? Auf beiden Ebenen, in der Tiefe und in der Spitze, ist der Westen so viel besser und dichter besetzt als der Osten, da gibt es für mich gar keine Diskussion. Selbst wenn wir im Westen die Spurs-vs.-Mavs-Serie ausklammern, bleiben alleine in der ersten Playoff-Runde drei absolute Kracher übrig: OKC gegen die unbequemen Grizzlies, die Clippers gegen die Warriors und dazu das ausgeglichene Duell zwischen Houston und Portland. Und das ist erst der Auftakt: Auf wen würden man setzen, wenn im Conference Halbfinale San Antonio auf Houston und OKC auf die Clippers treffen? Keine Ahnung, weil das so unberechenbar ist. Im Gegenzug der Osten: Den Leistungen von Toronto, Washington, Brooklyn, Charlotte und Atlanta gebührt Respekt - aber sie sind niemals, niemals, niemals echte Contender, dafür fehlt ihnen die Substanz und die Routine. Bleiben neben Miami noch Indiana und Chicago - wobei die sich in einem möglichen Conference Halbfinale gegenseitig so ermüden werden, dass Miami im Conference Finale wenig Mühe haben dürfte.

Florian Regelmann: Brooklyn niemals ein Contender? Ich breche hier gleich echt zusammen, Hari. Unfassbar. Aber okay, generell bin ich bei dieser These ja voll bei Dir. Im Osten gibt es aus meiner Sicht nicht eine einzige interessante Erstrundenserie. Atlanta, Charlotte, Toronto und Washington werden rausgehen, gut möglich, dass wir sogar einige Sweeps sehen werden. Ab Runde zwei wird es im Osten extrem interessant, aber im Westen geht das sofort los. Im Westen ist jedes Duell, bis auf Spurs-Mavs, für mich total offen. Dass OKC als 2nd Seed Memphis bekommt, ist absolut brutal. Keine Ahnung, warum die Grizzlies ständig unterschätzt werden. Die sind mit Marc Gasol 40-19. Die können die Thunder sogar rausnehmen, absolut. Genauso wie die Warriors die Clippers eliminieren können, und das Rockets-Blazers-Matchup ist eh völlig ausgeglichen. Im Westen kriegen wir schon in der ersten Runde möglicherweise drei Duelle, die über 7 Spiele gehen, danach geht es wahrscheinlich so weiter. Ich sehe es auch gar nicht, dass nur San Antonio und OKC als Conference-Champion in Frage kommen, im Westen können laut meiner Rechnung sechs Teams die Finals erreichen, viel enger geht es nicht.

These 1: Titel für Miami - oder LeBron ist weg

These 2: Mehr Nowitzki-Minuten = Mavs-Überraschung in Runde eins

These 3: Mark Jackson sitzt auf dem Hotseat

These 4: Die Pacers sind doch wieder Topfavorit

These 5: Der Osten ist enger als der Westen

Der Spielplan der NBA-Saison 2013/2014

Artikel und Videos zum Thema